Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
gehalten hatte.
“Kann Mr Lambert wirklich die Rechte an den Mineralien und am Wasser verkaufen?”, fragte die Frau in der Küche gerade.
Mineralienrechte? Wasserrechte? Seltsam. Howard hatte kein Wort über Derartiges auf
Puma’s Lair
verloren, auch wenn sie den Verkauf von Wasserrechten auf einem anderen seiner Grundstücke untersucht hatte.
“Es ist sein Besitz, also kann er damit machen, was er will”, antwortete Gray.
Die Frau seufzte unglücklich. “Richard sollte es verhindern.”
“Dazu braucht man viel Geld, und Richard hat keins. Und selbst wenn er es hätte, die Ranch gehört ihm nicht.”
Daraufhin herrschte Schweigen, und Audrey warf einen Blick in die Küche.
Gray saß auf einem Stuhl an dem großen Arbeitstisch. Im Tageslicht war sein Haar goldbraun, heller, als Audrey es von gestern Abend in Erinnerung hatte. Es ringelte sich über den Kragen seines grünkarierten warmen Flanellhemdes. Hinter Gray war eine rundliche Indiofrau mit dem Rücken zur Tür am Herd beschäftigt.
“Hi”, sagte Audrey.
“Guten Morgen”, erwiderte Gray, stand auf und zog den Stuhl neben sich für Audrey zurück. “Wie haben Sie geschlafen?”
“Den Umständen entsprechend.”
“Mary, das ist Audrey Sussman”, sagte Gray, “Audrey, Mary Maktima.”
Die Frau wischte sich die Hände an der Schürze ab und kam scheu lächelnd auf Audrey zu. “Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Sussman.”
“Nennen Sie mich bitte Audrey. Gestern Abend habe ich Ihren Kuchen probiert. Er war köstlich.”
“Aber jetzt möchten Sie ein Frühstück.”
“Tatsächlich habe ich Hunger. Ich weiß nicht, was Sie kochen, aber es duftet wunderbar.”
“Grüne Chilis”, erklärte Gray. “Ihre Lieblingszutat.”
Mary lächelte ihn über die Schulter an. “Bisher hast du dich noch nicht beschwert.” Sie brachte Kaffee an den Tisch und goss Audrey und Gray ein, während er sich wieder setzte. “Kommen Sie aus Denver?”
“Ja”, erwiderte Audrey. “Ich dachte, ich lasse den Winter hinter mir, wenn ich nach New Mexico reise.”
“Ah, Mr Lambert hat vergessen, Sie vor dem Regen zu warnen.”
“Er hat noch einiges andere vergessen”, meinte Audrey. “Ich hatte Probleme mit dem Auto”, berichtete sie.
“Was ist denn kaputt?”, erkundigte sich Gray.
“Ich bin nicht sicher”, meinte Audrey. “Der Motor läuft nur stotternd, und wenn ich zu viel Gas gebe, säuft er ab.”
Mary stellte Teller mit dampfendem Essen vor Audrey und Gray.
“Das sieht toll aus.” Audrey nahm ihre Gabel und probierte die großzügig mit grünen Chilis gewürzten Frikadellen.
“Sind Sie verheiratet?”, fragte Mary und blickte zuerst Audrey, dann Gray an.
Audrey blickte auf ihren Teller und fragte sich, wieso Mary das wissen wollte. “Nein. Kein Ehemann, keine Kinder.” Der Tod ihrer Mutter hatte ein gähnendes Loch hinterlassen, das größer war als die vorausgegangene Krankheit. Acht Jahre hatte Audrey damit verbracht, hilflos zuzusehen, wie ihre Mutter immer mehr abbaute. Sie blickte zu Gray. “Und Sie?”
“Ich auch nicht.”
Da sie erst einen Tag hier war, spielte es eigentlich auch keine Rolle. “Leben Sie hier auf der Ranch, Mary?”, fragte Audrey, um nicht über Gray nachdenken zu müssen.
Mary nickte. “Solange ich denken kann, lebt meine Familie hier.”
“Das verstehe ich nicht.” Audrey hatte geglaubt, die Ranch hätte jahrelang leer gestanden, bevor Lambert sie auf einer Versteigerung erworben hatte.
“Mein Volk hat schon vor dem Beginn der Zeiten auf diesem Land gelebt.”
Vor dem Beginn der Zeiten, wiederholte Audrey im Geist. “Dann sind Sie aus einem der Pueblos, nicht wahr? Taos?”
“Taos ist nur eins von vielen. Früher gab es viel mehr.” Mary machte eine weit ausholende Armbewegung. “Wir waren schon hier, bevor die Spanier kamen.”
“Liegt denn ein Pueblo auf dem Ranchgelände?”, fragte Audrey.
“Es ist andersherum”, erläuterte Gray. “Die Hacienda, einst Teil eines spanischen Reservats, befindet sich auf dem Land des Pueblos – La Huerta.”
“Ah. Was bedeutet La Huerta?”
“Obstgarten. Die Spanier haben es so genannt”, antwortete Mary.
“Obstgarten! Was für Obst?”
Mary lächelte. “Pfirsiche.” Dann wurde sie ernst. “Die Spanier haben sie nicht nur so genannt, sondern auch zerstört. Auf der Suche nach Gold haben sie die Gärten verbrannt, die Leute getötet, versklavt und uns unsere Religion verboten.” Aus ihren Augen war die Wärme von vorhin
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