Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
an. “Ich weiß, es klingt verrückt. Es hat mich gestern Nacht aufgeweckt, und heute Morgen ist es wieder da gewesen. In meinem Zimmer und in Richards Büro. Ich könnte schwören, dass ich meinen Namen vernommen habe.” Audrey legte die Arme um sich. “Ich kann kaum fassen, wie dumm …”
“Du meinst, wenn jemand anders hinhört, könnte er sagen, ob du wirklich deinen Namen hörst oder es dir nur einbildest, richtig?”
Sie nickte.
“Dann lass uns gehen.” Er hielt ihr die Hand hin, und sie nahm sie.
So leicht sie ihm zu vertrauen schien, so sehr verlangte Gray auch danach, doch das änderte nichts daran, dass er der Letzte war, dem sie vertrauen sollte. Er war kein Mann für längere Beziehungen. Die Prügel, die seine Mutter regelmäßig von seinem Vater bekam. Das Gefängnis, wo sein ältester Bruder hatte einsitzen müssen, weil er seine Frau geschlagen hatte. Der Hausarrest seines Bruders für dasselbe Vergehen. Ihre Schande war auch seine.
An ihrem Zimmer schloss Audrey die Tür auf. Als Erstes bemerkte Gray ihren Duft, der hier ausgeprägter war, betörend feminin.
“Horch”, sagte sie leise. “Es ist, als wüsste es, dass ich hier bin. Nach wenigen Minuten höre ich es. Erst dachte ich, es sei bloß … meine Fantasie.” Sie lachte nervös.
Gray setzte sich auf die Bettkante, und Audrey ließ sich am äußersten Ende ebenfalls darauf nieder.
Dann vernahm auch er es. Es ebbte ab und schwoll an, ein flüsterndes Stöhnen. Plötzlich packte Audrey Grays Hand und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
“Komm.” Die Aufforderung verlor sich fast in dem von Trauer erfüllten Hauchen. “Audrey. Komm zu mir.”
Gray berührte beruhigend Audreys Wange. “Ich höre es.”
Dann stand er auf und suchte nach dem Ursprung der geflüsterten Laute, die vom Kamin her zu kommen schienen. Da die Luftklappe des Kamins offen stand, erschien es durchaus möglich, aber er spürte keinerlei Zug über der Asche.
“Was befindet sich hinter der Täfelung?”, fragte Audrey.
Gray besah sich die verzierten Paneele über dem Feuer. “Wahrscheinlich nur ein Stauraum”, antwortete er. “Viele der originalen Räume der Hacienda haben so etwas. Richard sagt, einige davon führten zu versteckten Gängen.” Gray blickte sie über die Schulter an. “Eine Methode, Gästen oder untreuen Ehefrauen nachzuspionieren.”
“Sehr nett”, meinte sie. “Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Was ist mit den Gängen jetzt?”
“Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es sie noch.” Gray griff nach der Vertäfelung. “Aber das hier scheint ein Stauraum zu sein. Er sieht aus wie der in meinem Zimmer.”
Vorsichtig löste er die Paneele von der Wand. Dahinter kam ein quadratischer Lautsprecher von etwa zehn Zentimeter Größe zum Vorschein. Gray fluchte und machte Audrey Platz, während er das winzige Loch in Augenschein nahm, durch das das Kabel des Lautsprechers durch die Rückwand verlief. Seine Vermutung hatte sich bestätigt: Die geflüsterten Worte kamen von hier.
Einen Augenblick blieb sie stumm, bevor sie sich räusperte. “Wenn jemand versucht hat, mich zu erschrecken, ist ihm das gut gelungen.”
Aufgeregt begann sie, im Zimmer umherzugehen. “Das muss geplant gewesen sein.” Sie deutete auf den Lautsprecher. “Dieses Ding ruft meinen Namen, also sollte ich von Anfang an in dieses Zimmer, nicht wahr?” Sie ging zum Kamin und riss an dem Kabel. “Wo führt das überhaupt hin?”
“In mein Zimmer.”
Aus Audreys Gesicht wich jegliche Farbe. “Nun”, sagte sie schließlich, “wenn du gewusst hättest, dass wir etwas finden, was dich mit hineinzieht, wärst du nicht so hilfsbereit gewesen herauszufinden, woher das Flüstern kommt.”
Seit langem hatte niemand mehr ein solches Vertrauen zu ihm gehabt. Es fühlte sich gut dabei, aber je eher sie begriff, dass ihr Vertrauen fehl am Platz war, desto besser.
“Vielleicht ist es aber auch eine List, damit du denkst, du könntest mir vertrauen”, wandte er ein.
Sie lächelte flüchtig. “Nachdem du mir gesagt hast, niemandem zu trauen, nicht einmal dir? Wenn du willst, dass ich so denke, hättest du mir deine Unterstützung nicht anzubieten brauchen.” Oder mich so zärtlich küssen sollen, fügte sie im Stillen hinzu. Sie wies zur Wand. “Komm, finden wir heraus, was am anderen Ende dieses Kabels ist.”
Sie gingen in Grays Zimmer, das ähnlich wie ihres eingerichtet war. Gray öffnete den Kleiderschrank und schob die Sachen zur
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