Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
wieder.”
“Gibt es Probleme?” Audrey war überrascht, dass er nicht im Büro war, denn er hatte ihr gesagt, er sei die ganze Woche erreichbar.
“Keine Ahnung”, erwiderte Laurie durch die knisternde Leitung. “Du weißt ja, wie er sein kann.”
“Ja.” Es stimmte leider. Exzentrisch, dickköpfig, fordernd. Wenn er sie nicht gut bezahlt hätte, hätte sie längst die Stelle gewechselt. “Danke, Laurie. Ich rufe ihn dort an.”
Danach versuchte Audrey, ihn in Scottsdale telefonisch zu erreichen, doch die Sekretärin des Managers sagte ihr, Howard sei nicht da und werde auch nicht erwartet. Dann brach die Verbindung unter lautem Rauschen ab. Audrey trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch und wünschte, sie hätte ein Handy mitgenommen. Wo war Howard?
Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufsehen. Vor freudiger Erwartung pochte ihr Herz. “Hi.”
“Ich wollte Ihre Autoschlüssel holen.”
Audrey fischte sie aus ihrer Tasche. “Sie wissen gar nicht, wie sehr ich das zu schätzen weiß.” Ihre Finger berührten Grays, als er die Schlüssel nahm. “Danke.”
“Sie wissen ja noch gar nicht, ob ich den Wagen reparieren kann. Ich seh’s mir mal an.” Er hielt die Schlüssel hoch.
Nachdem er wieder gegangen war, öffnete sie die oberste Schublade des Aktenschranks. Die Schriftzüge auf den Unterlagen waren verschwommen, was sie daran erinnerte, dass sie ihre Lesebrille brauchte. Sie eilte durch das Labyrinth von Gängen zu ihrem Zimmer.
Zu ihrer Überraschung war das Bett gemacht worden. Immer noch ging ein Luftzug durch das Zimmer, der sie frösteln ließ. Audrey rieb sich die Arme und dachte neidvoll an den warmen Pullover, den Gray trug. Aus ihrer Handtasche, die sie in die Kommode gelegt hatte, nahm sie ihre Brille.
Hörte sie nicht ein Flüstern? Es klang, als würde jemand ihren Namen rufen. Sie wirbelte herum. Niemand außer ihr war im Zimmer. Sie schauderte. An der Tür hielt sie inne, um zu lauschen. Sie schloss die Augen, um herauszufinden, was sie störte. Nichts an den Geräuschen war ungewöhnlich, und doch …
Unvermittelt verließ sie den Raum und schloss die Tür fest hinter sich. “Reiß dich zusammen”, sagte sie sich. “Es ist nur der Wind.” Und ihre lebendige Fantasie, die jetzt in jeder Ecke ein Gespenst vermutete. Audrey schalt sich selbst.
Wieder im Büro, versuchte sie sich auf die Bücher zu konzentrieren. Alles war in Ordnung, nichts deutete auf den Verdacht ihres Chefs hin, etwas könnte nicht stimmen.
Eine Sturmböe peitschte den Regen gegen das Fenster, und der Luftzug verstärkte sich. Aber in der kalten Luft schienen flüsternde Töne mitzuschwingen, die Angst in ihr hochstiegen ließen. Die Kerosinlampe flackerte. Wie in ihrem Zimmer hätte sie schwören können, ihren Namen gehört zu haben.
Sie zwang sich, sich auf die Reparaturrechnungen der Ranch zu konzentrieren, aber nach wenigen Sekunden kehrten die merkwürdigen Geräusche zurück.
“Das ist ja lächerlich”, sagte sie und warf ihren Bleistift auf den Schreibtisch. Sie wollte es nicht glauben, aber sie konnte das Gefühl nicht loswerden, als wollte man ihr eine Botschaft zukommen lassen. Erst Drohungen mitten in der Nacht, dann Gespräche über Geister, und jetzt das …
Sie schob den Stuhl zurück und wandte sich zum Fenster. Kurz brachen Sonnenstrahlen durch die Wolken und erhellten das Zimmer, doch so freundlich der Tag wirkte, die seltsamen Klänge überschatteten alles. Es war wie eine Aufforderung, leise, fast unhörbar, aber beständig.
Audrey. Komm zu mir.
Was ich brauche, entschied sie, ist jemand, der mir versichert, dass ich mir das alles nur einbilde. Jemand, dem sie vertrauen konnte. Sonst würde sie noch verrückt werden. Sie entschied sich für Gray.
Audrey verließ das Büro und ging zur Küche in der Hoffnung, Mary könnte ihr sagen, wo Gray sei. Beim Auto war er nicht, wie sie durch das Fenster sehen konnte, doch Mary war nirgendwo zu finden, also überlegte sie, wo er sein könnte. Gestern hatte er eine gemietete Hütte erwähnt, vielleicht fand sie ihn dort.
Sie ging nach draußen. Jetzt nieselte es nur noch. Die Luft war frisch und nicht so kalt, wie sie erwartet hatte. Von außen wirkte der Ranchkomplex wie aus einer anderen Zeit. Er sah aus, als wäre er einst ein Fort gewesen, denn es gingen nur wenige Fenster mit alten Läden nach außen.
Sie fand einen Pfad, der sie an Pyramidenpappeln vorbeiführte, deren schwellende Knospen kurz vor dem Aufblühen standen. Am
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