Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Untergrund erschwerte es ihr ebenso vorwärts zu kommen wie die Erschöpfung. Als sie über die Schulter zurücksah, schlüpfte Gray gerade aus dem Auto. Er trug etwas und kauerte sich hinter die Tür.
Renn, drängte sie im Stillen.
Ohrenbetäubende Gewehrsalven ertönten. Audrey rannte schneller, bis ihre Lungen schmerzten, aber der Fels kam einfach nicht näher. Bei einem Blick zurück sah sie, dass Gray ihr folgte, und bevor sie ihr Ziel erreichte, hörte sie seine Schritte hinter sich.
Gray fasste sie um die Hüften und stützte sie. Als sie bei dem riesigen Gesteinsbrocken angekommen waren, wäre Audrey am liebsten sofort hingestürzt, doch Gray zog sie um ihn herum zwischen zwei größere Sandsteingebilde, wo sie geschützter waren.
Keuchend sank Audrey zu Boden. Ihr Herz raste. Gray legte den Arm um sie.
“Alles in Ordnung?”
“Alles bestens”, keuchte sie. “Ich ruhe mich nur kurz aus. In wenigen Minuten können wir den Marathon starten.”
Er zog sie fester an sich. Zitternd schmiegte Audrey sich an Gray. Inzwischen hatte er sich eine andere Jacke angezogen, die alt und abgetragen aussah. Seine Aufmerksamkeit war auf das Terrain vor ihnen gerichtet. “Wenn ich dir sage, dass wir weiter müssen, wirst du mich für einen Bas…”
Sie unterbrach ihn. “Wenn wir uns im Schutz des Regens bewegen können, kann es unser Gegner wahrscheinlich auch. Es gibt nur diesen Felsen in der ganzen Umgebung, also ist es nicht schwer zu erraten, wo wir uns versteckt halten.”
Gray nickte. “Stimmt.”
“Also was tun wir?”
“Ich klettere auf den Felsen und sehe, ob jemand kommt. Wenn die Luft rein ist, halten wir auf die Ausläufer dort zu.”
“Die Ranch ist aber dort.” Audrey wies in die andere Richtung.
“Ja. Und keine Deckung, wo sich auch nur ein Kaninchen verbergen könnte.” Er stand auf. “Wenn ich dir ein Zeichen gebe, gehst du zügig los. Falls du außer mir noch jemand siehst, wirf dich auf den Boden.”
“Wenn sie mich aber zuerst sehen?” Audrey wünschte, ihre Frage würde nicht so angstvoll klingen.
“Das wird nicht passieren.” Er begegnete ihrem Blick. “Du schaffst das schon.”
Dann schlüpfte er aus der Nische und kletterte den Fels nach oben. Audrey beobachtete ihn voller Sorge. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass tatsächlich jemand auf sie schoss.
“Die Luft ist rein”, rief Gray von oben. “Ich bleibe noch etwas hier. Geh los, ich hole dich dann ein, wenn du genug Abstand gewonnen hast, dass wir sicher durch das Tal kommen.”
Audrey fühlte den Nieselregen auf dem Gesicht, als sie zwischen den Steinen hervortrat. Oben saß Gray in eine Spalte gelehnt und hielt ein Fernglas vor die Augen.
Als er seine Schultern bewegte, öffnete sich seine Jacke, und Audrey sah, dass er eine Pistole im Bund seiner Jeans stecken hatte. Einen Moment blickte sie starr dorthin.
Er hat jemand umgebracht, wissen Sie.
Richards Bemerkung ging ihr durch den Kopf.
Sie schluckte. Und jemand versuchte, sie umzubringen.
Vertraue niemandem.
Die ganze Geschichte machte ihr viel mehr Angst, als sie zugeben wollte.
“Los, Audrey. Es dauert vielleicht, bis ich dir folge, aber ich komme bestimmt.”
Sie glaubte ihm. Audrey steckte die Hände in die Jackentaschen und machte sich auf den Weg. Je weiter sie sich von der Straße entfernte, desto fester wurde der Untergrund.
Töten.
Hatte Gray wirklich einen Mann umgebracht? Audrey fühlte, dass er töten würde, um sie beide zu beschützen, und war sich nicht mehr so sicher, ob es nicht doch stimmte, was Richard gesagt hatte.
Die Pyramidenpappeln wirkten unendlich fern, also steuerte sie zuerst einen Busch in einigen hundert Metern Entfernung an.
Warum schoss man auf sie? Trotz Richards Bemerkungen gestern konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sie töten wollte, und auch Hawk hatte keinen Grund.
Langsam hörte auch der Nieselregen auf. Audrey sah auf die Uhr. Es war kurz nach vier. Sie blickte über die Schulter zurück. Der Felsen hinter ihr lag in der Ferne, und sie hatte ungefähr die halbe Strecke zu den Bäumen hinter sich gebracht. Jetzt sah sie Gray auf sich zulaufen. Ihre Stimmung hob sich, während sie weiterging, denn sie vertraute ihm, dass er sein Bestes tat, um sie zu beschützen.
Eine Weile später hörte sie den Motor eines Autos und drehte sich um. Gray war nirgendwo zu entdecken.
Dann hörte sie ihn schreien. “Audrey, runter! Verdammt, Audrey, auf den Boden!”
7. KAPITEL
Audrey gehorchte und warf sich
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