Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Beinen streifte, die breiten Schultern, die schmalen Hüften.
Audrey bedauerte, dass sie ihn nicht genauer erkennen konnte, denn sie hatte noch nie einen attraktiveren Mann gesehen. Er zog sich die dunklen Boxershorts wieder an und trocknete sich das Haar mit dem T-Shirt, bevor er es wieder anzog, dann folgten die Jeans und das Flanellhemd. Audrey hätte nie gedacht, dass es sexy sein könnte, einem Mann beim Anziehen zuzusehen, aber es war so.
Seufzend riss sie den Blick von ihm los. Sie fühlte sich völlig erschöpft, doch im Moment war Schlaf das Letzte, woran sie dachte. Dennoch schloss sie die Augen, und kurze Zeit später spürte sie, wie Gray sich neben sie legte. Er zog sie an sich, einen Arm um ihre Hüfte, und deckte seine Jacke über sie beide.
Bilder, wie sie Haut an Haut aneinandergepresst dalagen, schossen Audrey durch den Kopf. Sie sehnte sich danach, sich umzudrehen, sich an ihn zu drücken und zu testen, wie fest sein Entschluss war, heute Abend nicht mit ihr zu schlafen. Außer dass sie nicht genau wusste, was sie tun würde, wenn er darauf einginge. Oder noch weniger, wenn er es nicht tat. Also blieb sie bewegungslos liegen, genoss den Druck seines Armes um sich, die Hitze seines Körpers, der sie wärmte, und seinen maskulinen Duft.
“Ich könnte auch ein Bad gebrauchen”, flüsterte sie. “Wahrscheinlich rieche ich nicht gerade angenehm.”
“Du riechst gut”, versicherte Gray ihr. “Ist dir warm genug?”
“Oh ja”, flüsterte sie und gähnte. “Das fühlt sich schön an.”
“Finde ich auch”, erwiderte er leise. “Schlaf jetzt, Audrey.”
Und das tat sie auch bald nach einem letzten Blick auf den Mond und die Glut des Feuers.
Sanft strich der Wind durch die Kiefern, und Audrey regte sich. Das Feuer brannte immer noch leicht. Beim Blick hinauf zum Mond stutzte sie: Nur noch auf einer Seite leuchtete er weiß. Vorhin war doch Vollmond gewesen.
Wieder rauschten die Bäume, und Audrey kuschelte sich näher an Gray, der sich an ihrem Rücken immer noch ganz warm anfühlte. Dann kehrte ihre Aufmerksamkeit zum Mond zurück, der noch ein bisschen schmaler geworden zu sein schien. Ein großer orangefarbener Ball verbarg Stück für Stück seinen Glanz, und während der Mond immer geheimnisvoller wurde, glitzerten die Sterne heller.
Das Plateau, auf dem ihr Lager war, tauchte ins Dunkel, und Audrey kam es vor, als befände sie sich am Rand eines Abgrunds. Das einzig Reale war Gray neben ihr und das Feuer vor ihr.
“Gray?”, flüsterte sie.
“Was?” Er war sofort wach.
“Schau dir den Mond an.”
Jeden Augenblick wurde die weiße Fläche kleiner, als der Schatten darüber glitt.
“Eine Mondfinsternis”, sagte er.
Audrey war erleichtert, obwohl sie gewusst hatte, was es war, aber gleichzeitig wirkte das Naturschauspiel so unwirklich.
Er zog die Jacke fester um Audrey. Trotzdem stimmte irgendetwas nicht. Reglos lauschte er auf die Geräusche des Teiches, den Wind in den Bäumen und das gelegentliche Knacken des Feuers, während er den Blick über das Plateau schweifen ließ.
Die Mondfinsternis war jetzt vollständig. Hoch am Himmel wirkte der Mond wie ein Ball aus Bernstein. Ein Coyote durchbrach die Stille, als sein unheimliches Heulen durch den Canyon hallte. Andere schlossen sich an.
“Ich habe noch nie Coyoten gehört”, flüsterte Audrey.
“Nein?” Dennoch, trotz Mondfinsternis und Coyoten war etwas nicht in Ordnung. Gray spähte in die Dunkelheit.
Über dem Teich hing Dampf, der über den Rand hinauswallte. Eine Bewegung jenseits des Feuers erregte seine Aufmerksamkeit, und Gray griff nach dem Revolver, den er neben das Lager gelegt hatte. Einen Finger der anderen Hand presste er auf Audreys Lippen.
Eine Brise kam auf und strich durch die Kiefern, als aus den Nebelschwaden am Teich eine Indianerin trat.
9. KAPITEL
Sie war nicht wirklich. Gray wusste es. Und dennoch …
Fast durchsichtig schien sie, als wäre sie auf die schwarze Leinwand der Nacht projiziert, doch als sie näher kam, wurde das Bild dichter, körperhafter … wirklicher. Gray verstärkte den Griff um Audreys Arm.
Die Indianerfrau sah über die Schulter zu dem engen Pfad, der zu dem Canyon hinunterführte, und lauschte angespannt, als fürchtete sie, jemand käme. Dann seufzte sie und setzte ihren Weg auf sie zu fort. Sie trug einen Tonkrug mit Wasser.
“Wer sind Sie?”, rief Gray, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
Sie gab kein Zeichen, dass sie ihn gehört hätte.
Am Feuer
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