Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
sie mit blassem und unbewegtem Gesicht dort sitzen und durch die Windschutzscheibe starren. Ein Teil von ihm wünschte sich, es nicht getan zu haben. Er glaubte, noch nie jemanden gesehen zu haben, der so verlassen wirkte. Was es ihm schwer machte, seine Verärgerung über sie aufrechtzuerhalten.
So, das war also Troy Starr. Mirabellas zukünftiger Schwager. Jimmy Joes großer Bruder. Perfekt … einfach perfekt.
Womit habe ich das bloß verdient? dachte Charly, während sie versuchte, ihre Wut unter Kontrolle zu bringen. Sie hätte am liebsten alles kurz und klein geschlagen.
Oh, es gab keinen Zweifel daran, dass er ein Prachtexemplar der männlichen Gattung war … breite Schultern, schmale Hüften und stahlharte Muskeln, wie sie aus eigener Erfahrung bezeugen konnte. Er hatte dunkelblaue Augen mit Lachfältchen
und
langen, dichten Wimpern, ein markantes Kinn, sowie einen Mund mit einer vollen Oberlippe, der sich in den Mundwinkeln leicht nach oben bog, als ob er gern lächelte. Seine Haare, blond wie ein Weizenfeld, würden wahrscheinlich in der Sonne glänzen, wenn er sie auf eine anständige Länge wachsen ließe. Dass sein Haaransatz bereits ganz leicht zurückwich und seine Nase aussah, als hätte er sie sich mehr als einmal gebrochen, schadete dem Gesamteindruck nicht, im Gegenteil, es verlieh seinem Gesicht Charakter und Reife und milderte das, was sonst nur reine Perfektion gewesen wäre, ein bisschen ab.
Kurz gesagt, er war ein richtiger Vorzeigeamerikaner, sauber, glattrasiert und gesund wie Hafergrütze.
Und er war alles, was Charly aus tiefstem Herzen verabscheute. Sie kannte ihn noch keine zehn Minuten und wusste bereits, dass seine Höflichkeit nicht zum Aushalten war, dass er Leute mit “hey” statt mit “hi” begrüßte und jedes weibliche Wesen über achtzehn mit “Ma’am” anredete. Er hatte einen Hund namens Bubba, der ihm auf Schritt und Tritt nachlief, wahrscheinlich schlief er sogar in einem Bett mit ihm, und er fuhr einen amerikanischen 4x4, bei dem nur deshalb die Gewehrhalterung fehlte, weil er noch so neu war und er noch keine Zeit gehabt hatte, sie anbringen zu lassen, davon war auszugehen. Er war kurz gesagt ein
Südstaatler
. Und auch wenn seine Berührung eine Wirkung auf sie gehabt hatte wie ein doppelter Bourbon aus Tennessee, würde sie ihn doch um nichts auf der Welt ein zweites Mal so nah an sich heranlassen. Niemals!
Aber, oje oje, hatte es sich nicht wunderbar angefühlt?
4. KAPITEL
2. Juli 1977
Liebes Tagebuch
,
Himmel, ich kann es noch immer nicht glauben! Heute war der schönste Tag meines Lebens. Zuerst hatte ich schrecklich Bammel, weil ich mich doch entschlossen hatte, Richie einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben, dass ich ihn auch mag, und ich war fix und foxy deswegen. Ich meine, es hätte ja schließlich sein können, dass ich mich zum Idioten mache, oder? Aber egal, auf jeden Fall gingen Kelly Grace und ich zu Dottie, um eine Cola zu trinken, und dann kam er mit Bobby rein. Ich also nichts wie ran, womit ich sagen will, dass ich anfing, mit ihm zu flirten, aber mehr als normalerweise, verstehst du? Ich richtete es so ein, dass meine Brust rein zufällig (haha!) seinen Arm streifte, und ich kann dir sagen, ich hatte wirklich das Gefühl, als würde ich auf der Stelle sterben, als es passierte. Mein ganzer Körper fing plötzlich an zu kribbeln und mir wurde schrecklich heiß und ich bekam überhaupt keine Luft mehr! Und dann fragte er, ob er mich nach Hause begleiten dürfte und dann … bestimmt errätst du es schon, machte er es. Er fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm am 4. Juli zu dem Picknick zu gehen! Oh Mann! Aber ich ließ ihn erst noch ein bisschen zappeln, bevor ich Ja sagte … schließlich bin ich nicht blöd.
Gedanke des Tages: Ich glaube nicht, dass die Jungs zu viel Oberwasser bekommen sollten, was meinst du?
Nachdem Bubba sein Geschäft verrichtet und sich ein bisschen ausgetobt hatte, ging Troy mit ihm zum Auto zurück. Weil klar war, dass es seine Beifahrerin nicht zu schätzen wissen würde, wenn ihr ein großer Welpe mit seiner nassen langen Zunge den Nacken ableckte, verfrachtete er den Hund hinten im Stauraum und band die Leine am Türgriff fest.
Sie – die Beifahrerin – sagte kein Wort, als er sich hinters Steuer setzte und den Schlüssel in die Zündung steckte. Er wartete einen Moment, dann legte er die Hände aufs Lenkrad und sagte: “Okay, wo fahren wir hin …?” Das “Ma’am” verkniff er sich gerade
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