Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
war eine Kollegin von ihm, sie war hübsch und ziemlich klein.
“Entschuldige, Tina, aber ich bin beschäftigt. Was ist los?”
“Oh, wir klingen ja heute ziemlich ungeduldig”, erwiderte sie spöttisch. “Also gut, ich mach’s kurz. Deine Schwester hat angerufen. Du sollst sie zurückrufen. Es scheint wichtig zu sein.”
“Mach ich, vielen Dank.”
Was konnte das sein? Rachel rief ihn nur auf der Wache an, wenn es wirklich etwas Wichtiges gab. Während des Fahrens wählte er ihre Nummer, den Hörer ans Ohr geklemmt.
Rachel meldete sich sofort.
“Was ist los?”
“Cameron! Toll, dass du gleich zurückrufst!” Sie klang ziemlich nervös.
“Ich bin ziemlich beschäftigt. Worum geht’s?”
Rachel wusste nicht, wie sie ihr Anliegen formulieren sollte. Normalerweise hasste sie es, sich in Camerons Privatangelegenheiten einzumischen. Aber er war nun einmal ihr Bruder, und sein Schicksal lag ihr am Herzen. Sie hielt es für ihre Pflicht, ihn vorzuwarnen.
Sie holte tief Atem. “Es geht das Gerücht um, dass Serena McKee wieder in der Stadt ist.”
Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, und die Sicht wurde zusehends verschwommener.
“Ja, ich weiß”, entgegnete Cameron gleichmütig.
“Du weißt es?” Seit sie die Nachricht von Kirk gehört hatte, hatte Rachel mit ihrem Gewissen gekämpft, ob sie sich einmischen sollte oder nicht.
“Ja. Wer hat es dir erzählt?”
“Kirk. Er war gestern Nachmittag bei Miss Judith, um ihr Haus für die Jubiläumsfeier zu fotografieren, und da hat sie es ihm gesagt.” Miss Judith war die Klatschbase der Stadt, und Bedford würde in Kürze seinen hundertsten Geburtstag feiern.
“Typisch”, lachte Cameron. “Es ist unmöglich, irgendetwas vor Miss Judith geheim zu halten.”
“Cameron! Ich habe dich nicht angerufen, um mit dir über Miss Judith zu sprechen”, erwiderte seine Schwester ungeduldig. “Ich will wissen, woher du es weißt.”
Cameron zögerte kurz, doch er sah keinen Grund, seiner Schwester nicht die Wahrheit zu sagen.
“Ich habe sie gesehen.”
“Du hast sie gesehen?”, wiederholte Rachel ungläubig. “Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Und? Nun lass dir doch nicht die Würmer aus der Nase ziehen!”
Cameron bog nach rechts in Richtung Stadt.
“Und gar nichts”, entgegnete er. “Sie hat mich gebeten, ihr behilflich zu sein, das ist alles.”
“Das ist alles? Wobei sollst du ihr behilflich sein? Warum ist sie zurückgekommen? Du machst mich noch wahnsinnig, Cameron!”
Einen Moment lang war er verärgert über ihre Nachfragen, doch er wusste, dass seine Schwester sich ernsthafte Sorgen um ihn machte.
“Sie will beweisen, dass ihr Vater unschuldig ist. Und ich soll ihr dabei helfen.”
Rachel verschlug es die Sprache. “Und wie will sie das anstellen?”, fragte sie schließlich.
“Das, meine liebe Schwester, ist genau die Frage.”
In diesem Moment wurde Cameron von einem anderen Wagen scharf von rechts überholt. Normalerweise hätte er gehupt, aber er ließ es, weil er wusste, dass sein Ärger nichts mit dem Fahrer zu tun hatte. Doch er spürte, wie seine Unruhe wuchs.
“Hör zu”, sagte er scharf, “ich habe im Moment keine Zeit, um mit dir zu diskutieren. Du weißt ja, was ich von Leuten halte, die im Auto telefonieren.”
“Ja, weiß ich.” Rachel merkte, dass er versuchte, das Gespräch abzublocken. Offensichtlich war ihm Serenas plötzliches Erscheinen doch nicht so egal, wie er nach außen hin vorgab.
“Noch eine Frage: Wirst du sie wiedersehen?”
Cameron zögerte kurz. “Ja, ich denke schon”, erwiderte er schließlich. “Aber es ist nicht so, wie du denkst. Es geht wirklich nur um …”
“Du weißt doch gar nicht, was ich denke, Cameron”, unterbrach seine Schwester ihn. “Ich wollte dir nur vorschlagen, dass du sie zum Essen einlädst, wenn du schon zu ihr fährst.”
Das war das Letzte, was Cameron wollte. Serena würde eine solche Einladung bestimmt missverstehen.
“Rachel, ich …”
“Hör zu, sie muss doch was essen, oder etwa nicht? Du wirfst mir doch immer vor, ich würde zu viel kochen. Außerdem braucht sie vielleicht jemand, mit dem sie reden kann.”
Cameron seufzte. “Also gut, ich werde sie fragen, wenn ich sie sehe.”
“Versprochen?”
“Versprochen.”
Er legte den Hörer auf und gab Gas.
“Was möchten Sie?” Dan Olson sah Cameron ungläubig an. Hinter seinem großen Schreibtisch sah der Polizeichef noch massiver aus als sonst.
Cameron drehte sich um und
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