Tiffany Duo Band 0124
in seiner Hand wurde sie blass.
“Wer ist Gil?”, fragte er.
Sie schluckte. “Wie kommst du dazu, in meiner Handtasche herumzukramen? Und woher weißt du von Gil?”
Er stand auf und wählte erneut Gils Nummer. “Wie kommst du dazu, die Polizei anzurufen? Wann wolltest du es mir sagen? Oder wolltest du mich überraschen?”
Sie besaß die Unverfrorenheit, betroffen dreinzuschauen. “So ist es nicht.”
“Ach ja? Wie ist es denn dann? Und was ist mit deinem ‘wir müssen einander vertrauen, Jack’ passiert? Ich nehme an, damit bin ich gemeint, richtig? Ich muss dir blind vertrauen, während du …”
“Sei still und hör mir zu. Ich habe dich nicht hintergangen. Oder glaubst du, wir wären sonst hier noch allein? Glaub mir, wir wären es nicht. Wenn du mir jetzt nur eine Minute zuhören würdest …”
“Ich höre”, brummte er und feuerte das Handy auf die Couch. “Fangen wir am besten mit Gil an.”
Tess’ Blick irrte kurz zu seiner entblößten Brust ab, dann schaute sie ihm wieder in die Augen. “Gil ist Detective bei der Polizei von L. A.”
“Korrigiere mich, wenn ich etwas falsch verstanden habe, aber ist der Kontakt mit der Polizei von Los Angeles nicht genau das, was wir zu vermeiden suchen?”
“Er ist bei der Westside Division, nicht in Santa Monica. Er war Adams Partner, und er ist ein sehr guter Freund.”
Jack hob die Augenbrauen. “Wie gut genau?”
Sie schüttelte den Kopf. “Nicht so, wie du denkst”, sagte sie abwehrend. “Aber er war in den letzten beiden Jahren mein einziger Halt. Ich habe ihn angerufen, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe.”
Jack schaute sie wütend an.
“Ich hatte Angst und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich brauchte jemand, dem ich vertrauen kann und der mir hilft. Uns. Du musst mir glauben, Jack, ich habe dich nicht hintergangen.”
“Dann weiß also dieser … dieser Gil, wo wir sind?”
“Ja, aber ich habe es ihm nicht erzählt. Er ist von allein drauf gekommen.”
“Was weiß Gil sonst noch? Über mich?”
Tess wünschte, er hätte sich ein Hemd übergezogen. Diese breite, muskulöse Brust … Und sie wünschte sich auch, dass er endlich aufhörte, sie anzuschauen, als seien ihr plötzlich Hörner gewachsen. “Die Polizei hat einen Haftbefehl gegen einen Mann vorliegen, dessen Personenbeschreibung auf dich passt.”
“Einen Haftbefehl?”
Sie zögerte. “Wegen Mordes.”
Er stieß einen erstickten Laut aus. “Gott. Und wen soll ich …”
“Einen Drogendealer namens Ramon Saldovar.”
Sein Blick irrte durch den Raum und landete wie nach Halt suchend auf einem Dutzend verschiedener Plätze. “Einen
Drogendealer
?”
Sie nickte.
Er stieß einen Fluch aus, presste seinen verletzten Arm gegen die Brust und begann im Zimmer hin und her zu laufen. “Und ich habe ihn
getötet
?”
“Jack …”
“Habe ich es?”
“Wir wissen es nicht. Ich kann gut verstehen, dass du außer dir bist. Aber da ist noch mehr. Setz dich.”
“Nein. Warum hast du es mir nicht erzählt?”
Sie zögerte. “Du warst sehr krank.”
“Verdammt, Tess! Nicht noch mehr Lügen. Nicht jetzt!” Eine Ader pochte an seinem Hals.
Im Zimmer kam es ihr plötzlich unangenehm warm vor, deshalb zog sie ihren grauen Pullover aus und ließ ihn auf die Ottomane fallen. “Ich konnte es dir nicht erzählen. Ich war mir nicht sicher … ob ich dir vertrauen kann.”
Ein Lachen brach aus ihm heraus, das eher wie Gebell klang. “Und offensichtlich tust du es noch immer nicht.” Er schnappte sich das Handy und hielt es ihr hin, aber sie nahm es nicht.
Hinter ihren Schläfen hämmerte es. “Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist?”
“Einfach
?” In seiner Stimme schwang eine Verwunderung mit, als ob sie ihm eben gesagt hätte, dass der Mond blau wäre.
An die Stelle ihres Schuldbewusstseins trat Verärgerung. “Hast du vergessen, dass ich dir das Leben gerettet habe? Dass ich achtundvierzig Stunden nicht geschlafen habe, weil ich Angst hatte, du könntest mir unter den Händen wegsterben?”
Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte, aber er sagte nichts.
Sie zitterte am ganzen Körper. “Ich habe getan, was ich tun musste, um dein Leben zu retten. Und meins. Sag mir, was du an meiner Stelle getan hättest, Jack.”
Er schaute zu Boden.
“Du bist es mir zumindest schuldig, mich nicht vorzuverurteilen.”
Jack feuerte das Handy auf die Couch und ließ sich danebenfallen. Er raufte sich die Haare, dann schüttelte er langsam den Kopf.
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