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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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ehrlichste war allerdings schwieriger: Die Kontrolle über ihr Leben war ihr schon lange entglitten, und erst jetzt begriff sie, wie wenig sie es die ganze Zeit über im Griff gehabt hatte.
    Sie steckte das Laken mit drei Klammern fest, während die Nachmittagssonne auf sie herunterbrannte. Vielleicht sollte sie ja jetzt zu ihm gehen und ihm erzählen, was sie …
    Ein Geräusch hinter ihr riss sie aus ihren Gedanken und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Waschkorb, der dicht neben ihr stand. Sie brauchte einen Moment, um das hohle Klappern der Schlange zu identifizieren, die sich keine zwei Schritte entfernt von ihr befand und jetzt angriffslustig den Kopf hob.
    Tess erstarrte. Ihr Gedankenfluss versiegte, und Warnungen flammten wie Neonzeichen in ihrem Kopf auf:
Klapperschlange! Oh, Gott! Renn!
Aber ihre Füße fühlten sich an, als steckten sie in tiefem Morast, und sie konnte sich nicht dazu bringen …
    “Tess!
Nicht bewegen
!”
    Jacks Schrei schien von irgendwo hinter ihr aus weiter Ferne zu kommen. Aber sie gehorchte ihm, weil ihr Körper ohnehin nicht auf sie zu hören schien. Die Schlange ließ wieder ein unheimliches Klappern hören und starrte Tess aus ihren wie tot wirkenden schwarzen Augen an.
    Tess’ Lippen bewegten sich, aber der Schrei blieb ihr im Hals stecken.
    Einen Moment später wurde die Schlange hochgeschleudert und in der Luft zerfetzt. In Tess’ Ohren hallte ein Schuss wider. Sie taumelte gegen den Pfosten der Wäscheleine zurück, und als sie aufschaute, sah sie Jack mit ausgestrecktem Arm und rauchender Pistole auf der Veranda stehen.
    Von Ekel geschüttelt, starrte sie auf das, was von der Schlange übrig geblieben war. Wenn Jack nicht gewesen wäre …
    Tief durchatmend stolperte Tess auf das Haus und Jack zu, dessen Gesichtsausdruck ihr fast genauso viel Angst einjagte wie eben noch der Anblick der Schlange. Er wirkte völlig verstört.
    “Jack?”, flüsterte sie. Dann lauter: “Jack?”
    Er nahm die Waffe runter und kam auf sie zu. Sein Adamsapfel hüpfte, als ob er Schwierigkeiten hätte zu schlucken.
    Benommen streckte er die Hand aus, zog Tess an seine Brust und hielt sie ganz fest. “Bist du okay?”
    “Ja.” Sie schlang die Arme so fest um ihn, dass sie befürchtete, ihm wehzutun. “Danke”, flüsterte sie inbrünstig.
    Er stieß einen Fluch aus und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    “Wie hast du das gemacht? Mit einem einzigen Schuss, Jack! Aus dieser Entfernung? Wenn ich nur daran denke, wie nah sie war … o Gott, wenn du danebengeschossen hättest …” Als er schwieg, löste sie sich von ihm und schaute ihn forschend an. Er sah immer noch ganz seltsam aus. “Das war reines Glück, oder?”, sagte sie.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass er schwer atmete und auf seiner Stirn Schweißtropfen glitzerten. “Du fühlst dich doch nicht wieder schlecht?”
    Er schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und trat einen Schritt zur Seite. “Nein”, gab er gedankenverloren zurück, dann ließ er sich schwer auf die oberste Verandastufe fallen und fuhr sich durchs Haar.
    Schweigend setzte sie sich neben ihn. “Es tut mir leid, ich habe nicht …”
    “Es war kein Glück”, sagte er schließlich tonlos.
    “Es … es war kein Glück?”
    Er schüttelte den Kopf. “Nein. Die Pistole. In dem Moment, in dem ich abdrückte, fing ich an mich zu erinnern.”
    Sie wurde von einer eisigen Flut überschwemmt. Sie hatte geglaubt, vorbereitet zu sein, wenn seine Erinnerung zurückkehrte. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. “An was?”
    “An eine verpfuschte militärische Operation. In einem Dschungel.” Er starrte auf seine Hände. Sie zitterten. “Irgendwo in Mittelamerika.” Dann fuhr er fester fort: “Ein Behelfslandeplatz in einem Dschungel. Es war nicht unsere Spezialität. Aber sie haben uns trotzdem hingeschickt. Wick … Redbud …”, sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an, “… EZ … meine Freunde.” Jack kniff die Augen zu, während er sich erinnerte. “Gute Männer, allesamt. Sie wurden alle getötet bis auf mich und drei andere.” Er schaute sie wieder aus glasigen Augen an. “SEALS. Sie waren SEALS, Tess.”
    Sie griff nach seiner Hand und nahm sie ganz fest in ihre. Sie war so froh und gleichzeitig so bekümmert, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. “Es tut mir leid, Jack”, murmelte sie, aber es klang banal und unpersönlich. Der schwere Verlust, der sich in seinen Augen widerspiegelte, war Beweis genug, dass

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