Tiffany Duo Band 0124
musste, mit einem Bein in dieser Welt zu bleiben, war es eine bittersüße Reise, weil er wusste, dass Tess, wie so vieles andere in seinem Leben, nur eine Leihgabe war, von der er sich früher oder später wieder trennen musste. Aber für diese Nacht würde er so tun, als gehörte sie ihm.
12. KAPITEL
Das Zimmer war dunkel, als Tess erwachte. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber sie spürte, dass es noch lange nicht Morgen war. Sie war sich nicht sicher, wovon sie aufgewacht war, außer dem Gefühl, dass Jack nicht mehr neben ihr lag. Sie blinzelte in die Dunkelheit und sah seine schwarze Silhouette am Fenster.
Trotz der schlechten Lichtverhältnisse bewirkte sein Anblick, dass ihr der Atem stockte. Seine Perfektion erschreckte sie. Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht hörte, wie sie aus dem Bett glitt. Er schrak leicht zusammen, als sie ihre Arme um seine Taille schlang und seine Hände nahm. Seine Haut war trotz der kalten Luft warm, als ob er gegen die Kälte unempfindlich wäre.
“Ein Penny für deine Gedanken”, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Er antwortete nicht gleich, und sie betete, dass er nicht über sie nachdachte. Weil ihr sein Schweigen fast wie ein böses Omen erschien.
“Du solltest schlafen.”
“Du auch”, erwiderte sie, wohl wissend, dass es immer auch noch andere Möglichkeiten gab.
Er drückte ihre Hände, und sie spürte, wie sich seine Brust unter einem Seufzer ausdehnte. “Ich habe in der letzten Woche wahrscheinlich mehr geschlafen als in zehn Jahren.”
“Warum bist du wach?”
Er zuckte die Schultern. “Training, nehme ich an. Es wird zur Gewohnheit, auch wenn man nicht Wache schiebt. Man lernt mit einem offenen Auge zu schlafen. Oder man stirbt.”
Alles, was sie immer noch nicht über ihn wusste, versetzte sie in Panik. “Sind deine Erinnerungen jetzt klarer? Denkst du darüber nach?”
“Ja.” Er führte sie an den Schultern zum Bett zurück. “Es ist kalt. Geh unter die Decke.”
“Nur wenn du auch kommst.”
Er erfüllte ihr ihre Bitte, aber sie spürte, dass er in Gedanken ganz woanders war. Tess lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und schmiegte sich ganz eng an ihn.
“Wir fahren heute.”
Ihr wurde plötzlich kalt. Nicht heute. Nicht jetzt.
“Ich habe etwas für dich arrangiert”, sagte er.
“Arrangiert?”, wiederholte sie tonlos.
“Ich habe dir versprochen, dass ich dafür sorge, dass du in Sicherheit bist, bevor …”
“In Sicherheit. Na prächtig. Bringst du mich in einem Fünfsternehotel unter? Mit zwei Sicherheitsschlössern an der Tür? Ich hoffe nur, du hast die Blumen nicht vergessen, Jack …”
“Tess …”
“Du weißt, dass ich ein …”
“Tess, hör mir zu.” Seine Hand schwebte einen Moment über ihrer Schulter, bevor er entschied, dass es besser war, sie nicht zu berühren. “Ich habe dir noch nicht alles erzählt.”
“Offensichtlich.” Sie kam sich vor wie der letzte Idiot. Dabei hätte sie es besser wissen müssen. Schließlich hatte sie doch nicht wirklich geglaubt, dass diese eine Nacht alles verändern könnte, oder? Nein, sie hatte immer gewusst, dass dieser Moment irgendwann unweigerlich kommen würde, und jetzt war er da, aber sie fühlte sich trotzdem wie ein Idiot.
Seine Stimme hinter ihr klang weich und entschuldigend. “Es ist der einzige Weg, Kekschen.”
“Nenn mich nicht so. Nicht wenn du mich verlässt.”
Er verwarf die Entscheidung, sie nicht zu berühren, und rutschte dicht an sie heran. “Wir wussten beide, dass es irgendwann so kommt.”
“Ja.” Sie seufzte schwer. “Aber das macht es nicht leichter. Was hast du mir noch nicht erzählt?”
“Ich weiß jetzt, warum ich nach L. A. gekommen bin. Ich bin hier, um herauszufinden, wer meinen Bruder ermordet hat.”
Tess schloss für einen Moment die Augen und griff nach seiner Hand. “Oh, Jack. Es tut mir leid.”
Er schwieg lange und hielt sie nur fest. Endlich sprach er. “Ich konnte nicht an seinem Begräbnis teilnehmen. Ich war im Ausland und erfuhr es erst zu spät. Seine Frau rief mich an. Man behauptete, es sei Selbstmord gewesen, aber wir wussten beide, dass es eine eiskalte Lüge war. Sie haben ihn umgebracht und versucht, seinen guten Namen in den Dreck zu ziehen.”
“Wer hat ihn umgebracht?”
“Die Polizei von L. A. Seine Brüder in Blau.” Jacks Mund verzerrte sich vor Verachtung. “Sie haben behauptet, er hätte sich bestechen lassen. Aber jeder weiß, dass das nicht stimmt. Joe ist für seine Leute
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