Tiffany Duo Band 0124
durchs Feuer gegangen. Er hat erst im vergangenen Jahr eine Tapferkeitsmedaille bekommen, weil er zwei seiner Kollegen unter Einsatz seines eigenen Lebens gerettet hat. Joes Frau erwartete zu Weihnachten ihr erstes Kind, Tess. Er hätte so etwas nie getan. Ich konnte es beweisen. Deshalb waren sie hinter mir her.”
Tess spürte, wie eine große Last von ihr abfiel. Ihre Erleichterung war so groß, dass ihre Stimme fast schrill klang, als sie jetzt ausrief: “Ich wusste es!”
Er umarmte sie fester und sagte kein Wort. Sie hielten einander eine ganze Weile fest, bevor sie ihre Hand an sein Gesicht legte. “Erzähl mir, was für einen Beweis du hast, Jack.”
“Als es passierte, war ich, wie schon gesagt, im Ausland. Man hatte Joe unter fadenscheinigen Umständen mit der Behauptung, dass er Schmiergeld kassiert hätte, verhaftet, und am nächsten Tag war er tot. Er hatte sich angeblich in seiner Zelle erhängt. Als ich zurückkam, war Joe bereits unter der Erde, aber in meiner Post fand ich ein Päckchen von ihm.”
Tess stützte den Kopf in die Hand, während sie ihm zuhörte.
“Es war eine Diskette mit allen Beweisen, die er bis dahin gegen die Schweinehunde zusammengetragen hatte. Aber er hatte den Oberschweinehund noch nicht enttarnt. Ihm war klar, dass sie versuchen würden, ihn aus dem Weg zu räumen, wenn sie erfuhren, was er über sie in der Hand hatte. Für diesen Fall schickte er mir die Diskette und bat mich, Jule, seine Frau, zu beschützen. Im Übrigen war bei der Diskette auch ein Brief an sie, aus dem klar hervorging, dass er nicht im Entferntesten die Absicht hatte, sich umzubringen.”
“Hat sie ihn der Polizei gezeigt?”
“Selbstverständlich.”
“Und?”
“Sie haben es anders gesehen. Sie haben behauptet, er wäre an einem Drogendeal beteiligt gewesen. Er arbeitete beim Rauschgiftdezernat, deshalb war es verhältnismäßig leicht, ihm eine Falle zu stellen und ihm etwas in die Schuhe zu schieben. Aber neben diesem Brief an Jule und unserer festen Überzeugung, dass Joe sich nicht umgebracht hatte, gab es da auch noch seinen angeblichen Abschiedsbrief, aus dem verschlüsselt ganz klar hervorging, dass etwas faul war. Er hatte ihn nämlich mit ‘Joey’ unterschrieben, dabei hasste er es schon als Kind, wenn man ihn Joey nannte. Er war für uns alle immer nur Joe.”
“Wann ist das passiert?”, fragte sie.
“Vor zwölf Tagen. Ich hätte es schon längst aufgeklärt, wenn sie mir nicht auf die Schliche gekommen wären.”
“Deshalb bist du also hier? Um auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen?”
“Ja. Ich wusste, wer die kleineren Fische sind … Saldovar, die Detectives Lyle MacAvoy und Eddie Rodriguez.”
Tess setzte sich auf. “Warte. Die beiden im Krankenhaus, die dich töten wollten … ihre Namen waren Bruener und Rivera.”
“Die Polizeimarken, die sie dir gezeigt haben, waren gefälscht. Die echten Bruener und Rivera arbeiten beim Rauschgiftdezernat an der Westside, und soweit mir bekannt ist, wissen sie nichts von dieser Sache. MacAvoy und Rodriguez benutzen diese Polizeimarken selten und nur dann, wenn sie irgendwo auftauchen, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Bis Joe herausgefunden hat, dass sie faule Kunden sind, ist ihnen nie jemand auf die Schliche gekommen, und ihre Alibis waren immer wasserdicht.”
“Was erklärt, warum Bruener und Rivera in ihrem Protokoll dieser Nacht keinen Anruf aus dem Krankenhaus verzeichnet hatten.”
“Richtig.”
Tess ließ sich in die Kissen zurücksinken und starrte gegen die dunkle Decke. “Dann sind MacAvoy und Rodriguez also in was verwickelt? In eine Drogensache?”
“Es geht um Geld. Um sehr viel Geld. Drogen sind nur ein Mittel zum Zweck. Und um Geldwäsche. Sie sorgen dafür, dass die Deals glatt über die Bühne gehen, und verlangen ihren Anteil. Er geht in die Millionen. Aber sie sind nicht die Einzigen, die davon profitieren. Joe hat herausgefunden, dass noch ein hohes Tier bei der Polizei an den Strippen zieht. Es ist eine Riesensache.”
“Und wer ist dieses hohe Tier?”, fragte sie.
“Das habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden.” Jack rollte sich zu ihr herum und stützte seinen Kopf in die Hand. “An dem Tag, an dem ich angeschossen wurde, hatte ich mit Saldovar — dem Drogendealer, den ich angeblich erschossen haben soll — ein Treffen in einem Café in Santa Monica. Ich erzählte ihm, dass ich Drogen von ihm kaufen wollte, und ließ ganz nebenbei ein paar Namen fallen.
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