Tiffany Duo Band 0124
fragte sich, ob sie ihn für einen erfreulichen Anblick hielt, und versuchte ihr forschend ins Gesicht zu schauen.
Aber das ließ sie nicht zu. Sie ging hinter ihm in die Hocke, wusch ihm mit kreisenden Bewegungen mit dem Waschlappen den Rücken, dann spülte sie die Seife ab. “So, fertig”, sagte sie, sich abrupt erhebend, und schob sich mit einer nassen Hand eine Strähne aus dem Gesicht. “Ich bin in ein paar Minuten zurück.”
Er nickte perplex und schaute ihr nach, wie sie eilig das Bad verließ.
Dann ließ er sich behutsam ins Wasser sinken und genoss es, wie die Hitze in seine Poren eindrang.
Molly blieb im Flur stehen und sank gegen die Wand. Ein Luftzug kühlte ihre heiße, feuchte Haut, aber ihr Herz raste noch immer, und ihre Hände zitterten. Sie atmete tief durch und dann ganz langsam aus, wobei es in ihren Ohren, die zu glühen schienen, klingelte. Sie hob die Hände und merkte, dass sie immer noch nass waren. Sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, sich abzutrocknen.
In ihren Jahren als Krankenschwester hatte sie Hunderte, wenn nicht Tausende Patienten gebadet. Alte und junge, männliche und weibliche. Der Trick dabei war, dass man nur an etwas ganz anderes zu denken brauchte, um sowohl seine eigene Privatsphäre wie auch die Privatsphäre und Würde des Patienten zu schützen.
Und sie hatte es unter Kontrolle gehabt, bis Alejandro den Kopf gehoben hatte, und plötzlich hatte sie seine nasse Haut gesehen, mit den Wasserrinnsalen, die sich in der Vertiefung seines Schlüsselbeins gesammelt hatten und ihm über die Arme gelaufen waren. Sie hatte sein perfekt geformtes Ohr gesehen und seinen schmalen Nasenrücken sowie die hohe Stirn und sein nasses Haar, das ihm ihre eigenen Hände aus dem Gesicht gestrichen hatten. Im Handumdrehen war sie plötzlich keine Krankenschwester mehr gewesen, die einen Patienten badete, sondern eine Frau, die behext war von einem atemberaubenden Mann.
Sie legte sich die Hände auf die heißen Wangen. Ihre Brüste fühlten sich voll und schwer an, ihre Hüften schienen zu zerfließen. Allzu klar konnte sie vor sich sehen, wie sie in diesen Raum zurückkehrte und ihren Mund auf die Wölbung seiner Schulter presste. Sie konnte sehen, wie sie ihre Hand auf dieser mit weichen dunklen Haaren bedeckten Brust spreizte.
Stopp.
Zum zweiten Mal an diesem Tag legte sie ihrer Fantasie entschlossen die Zügel an.
Diesmal ging sie realistischer an die Sache heran. Sie nahm ihre Hände von ihrem Gesicht, marschierte schnurstracks in ihr Schlafzimmer, wo sie den Schrank vehementer als notwendig aufriss, und hielt sich selbst eine Standpauke, während sie in Tims Sachen herumwühlte.
Erstens: Sie war ziemlich neben der Spur. Dieses Intermezzo war aufregender als alles, was sie seit Jahren erlebt hatte. Ein geheimnisvoller Fremder mit einem zu Herzen gehenden Anliegen war auf ihrem Schoß gelandet und brauchte Pflege. Brauchte sie.
Zweitens: Er war absolut umwerfend. Jede Frau, die auf so viel atemberaubende Männlichkeit nicht reagierte, war entweder im Koma oder tot. Sie war keins von beidem; tatsächlich war sie eine Witwe, eine gesunde Frau in ihren besten Jahren.
Drittens: Sie hatte seit vier Jahren keinen Sex mehr gehabt. Vier Jahre. Das war eine lange Zeit. Eine wirklich lange Zeit. Eine wirklich,
wirklich
lange Zeit.
Sie erhaschte ihren trocken amüsierten Gesichtsausdruck im Spiegel der Ankleidekommode und musste grinsen. Ihr Spiegelbild grinste zurück. Molly sah, dass ihr ein paar Strähnen ins Gesicht hingen, und ihr T-Shirt war vorn ganz nass … hatte er es bemerkt? Gewirkt hatte er auf jeden Fall nicht so. Genau gesagt schien ihn seine Krankenschwester ziemlich kalt zu lassen. Es passierte nicht selten, dass Männer in seiner Situation glaubten, sich von einer Frau angezogen zu fühlen, nur weil sie ihm das Leben gerettet hatte. Alejandro schien sich solchen Illusionen jedenfalls nicht hinzugeben.
Sie kicherte in sich hinein und zog sich das nasse T-Shirt aus, wobei sie dachte, dass es wahrscheinlich besser war, wenn er sich nicht von ihr angezogen fühlte. Auf jeden Fall war es weniger gefährlich.
Nachdem sie sich aus dem Schrank eine frische Bluse genommen und angezogen hatte, ging sie mit Alejandros Sachen unterm Arm zurück. Sie klopfte an der Badezimmertür. “Sind Sie fertig?”
Keine Antwort.
“Alejandro?” Noch immer nichts. Besorgt klopfte sie noch einmal, dann öffnete sie die Tür.
Sie blieb auf der Schwelle stehen und lächelte. Er war
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