Tiffany Duo Band 0124
nahm das Glas Tee entgegen und trank einen langen Schluck. “Lynette lässt fragen, ob du am Samstag bei uns essen willst.” Er hob eine Augenbraue. “Falls es dir bis dahin wieder besser geht.”
Er wusste etwas. Aber was? Sie studierte eingehend ihren Arbeitsplan an der Wand. “Ja, sehr gern, vor allem wenn sie ihren grünen Chilieintopf macht. Den esse ich für mein Leben gern.”
“Das weiß sie. Sie hat heute Morgen bei Wiley Chili gekauft. Sie hat erzählt, dass sie dein Auto dort stehen sah, aber sie konnte dich nirgends entdecken.”
Ach du Schreck. Molly beschloss, sich soweit wie möglich an die Wahrheit zu halten. “Ich habe mich nach dem Mädchen erkundigt.”
“Dafür, dass du krank bist und starke Antibiotika nimmst, warst du ja ganz schön viel auf Achse heute.”
Der Apotheker, bei dem sie die Medikamente für Alejandro gekauft hatte. Natürlich. “Was soll das, Josh? Ich komme mir vor wie bei einem Verhör.”
“Gar nichts.” Er schlug die Beine übereinander. “Du bist mir gestern Abend nur ein bisschen seltsam vorgekommen. Irgendwie nervös. Und am nächsten Morgen höre ich, dass du eine eitrige Mandelentzündung hast und nicht arbeiten kannst, aber dann geht es dir immerhin gut genug, um zu Wiley zu fahren und ihm Fragen zu stellen. Wenn das alles stimmt, gibt es ja nichts, worum du dir Sorgen machen müsstest, oder? Wenn du allerdings ein schlechtes Gewissen hast, ist es meine Aufgabe herauszufinden, was du versteckst.”
Sie hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, aber bei seinen scharfen Worten wurde ihr ganz kalt, und ihr wurde klar, dass sie ihren Bruder unterschätzt hatte.
Und dann trottete genau zum richtigen Zeitpunkt Leonardo mit einer Socke im Maul über den Flur. Einer großen weißen Tennissocke mit einem blauen Streifen. Sie baumelte zwischen seinen Vorderpfoten, was es ihm erschwerte, damit zu laufen, und er ließ sie fallen, dann hob er sie wieder auf und trabte damit ins Wohnzimmer.
Molly, die vor Schreck erstarrt war, wusste nicht, ob sie ihren Kater ignorieren oder eine große Show daraus machen sollte. Sie entschied sich für etwas dazwischen. Sie verdrehte mit Blick auf den Kater die Augen und schnitt eine Grimasse. “Wen sollte ich denn verstecken? Einen Verbrecher? Einen Drogendealer?”
“Ich weiß nicht. Obwohl es interessant ist, dass du meine Bemerkung sofort mit einer Person in Zusammenhang bringst. Ich habe nicht gesagt, wen du versteckst, sondern was.”
Verdammt. Eine geborene Lügnerin war sie wirklich nicht. Sie zwang sich, nicht zu Leo zu schauen, der jetzt die belastende Socke in die Luft warf. Da ihr keine geeignete Antwort einfiel, zuckte sie nur die Schultern.
Genau in diesem Moment ließ er die Maske des Hilfssheriffs fallen und verwandelte sich in Josh, den Bruder. “Schau, Molly, ich kenne dich. Du hast für alles, was du tust, einen guten Grund, und glaub ja nicht, dass ich deine Einstellung bezüglich dieser Sache mit den illegalen Arbeitern nicht kenne. Ich weiß, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen, deshalb sage ich normalerweise nichts dazu. Aber wenn du etwas getan hast, was du mir erzählen möchtest, bin ich als dein Bruder hier.” Er griff nach seinem Hut. “Diesmal.”
“Okay, Josh. Ich melde es umgehend, wenn ich auf meinem Grund und Boden irgendwelche verdächtigen Gestalten erspähe.”
“Molly …”
Sie hob eine Hand. “War nur Spaß. Aber seit wann nimmst du alles so bitterernst? Ich erinnere mich noch gut an den wilden Jungen.”
“Ich musste nach Moms und Dads Tod schnell erwachsen werden. Es wäre mir unfair vorgekommen, dir den Ärger zu machen, den ich ihnen gemacht hatte.”
“Honey, die Sache mit unseren Eltern war wirklich traurig, aber es ist mehr als zehn Jahre her.” Sie tätschelte seine magere Schulter. “Du kannst dich jetzt entspannen, okay? Hab ein bisschen Spaß.”
Er nickte unverbindlich, und Molly ließ die Hand sinken. “Danke für deine Sorge”, sagte sie, während sie ihn zur Tür brachte. “Wir sehen uns dann Samstagabend.”
Auf der Veranda blieb er, seinen Hut aufsetzend, noch einmal stehen. “Pass auf dich auf, Molly.”
Sie lachte und hoffte, dass es nicht nervös klang. “Mach ich.”
Er ließ einen letzten forschenden Blick über das Haus und das Land, von dem es umgeben war, schweifen, dann hob er zum Abschied die Hand. Sie zwang sich, auf der Veranda stehen zu bleiben, bis er außer Sichtweite war, und betont die Silhouette der zerklüfteten Berge zu
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