Tiffany Duo Band 0124
seltsam gerührt. Er sah, wie ihre Augen diesen Silberglanz annahmen, und sie schaute ihn ernst an.
Dann … Katastrophe.
“Wir haben keine Ringe”, sagte Alejandro betrübt.
Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, schaute Jonah seine Frau an, und Alejandro sah, wie sie nickte. Jonah zog einen schweren, mit Türkisen besetzten Silberring von seinem Finger und steckte ihn Molly an den Finger.
Als Katje ebenfalls einen ihrer vielen Ringe abnehmen wollte, hielt Molly sie auf. Sie zog ihren Ehering ab und legte ihn in Jonahs Hand. “Nehmen Sie den.”
Alejandro schaute sie entsetzt an und versuchte ihr mit Blicken zu sagen, dass so ein Opfer nicht nötig sei. Sie erwiderte seinen Blick mit einem süßen, entschlossenen Lächeln.
Er umklammerte ihre Hand, als er den Ring von Jonah entgegennahm. “Mit diesem Ring vermähle ich euch.” Er führte den schlichten Goldring an seine Lippen und schaute Molly tief in die Augen, während er ihn küsste.
Ein Träne kullerte ihr über die Wange, und als Jonah sagte: “Sie können die Braut jetzt küssen”, legte Alejandro die Hände leicht auf ihre schmalen Schultern und küsste ihr die winzige Sorgenträne weg. Er schmeckte Salz und stellte sich vor, dass in der Flüssigkeit etwas von ihr enthalten war, das er jetzt in sich aufgenommen hatte.
Dann hob er den Kopf. “Ich bin der glücklichste Mann der Welt”, sagte er aufrichtig.
Vivian hatte in weniger als zwanzig Minuten einen hübsch angerichteten Imbiss vorbereitet, den sie jetzt in den Patio brachte, wo die Schatten länger und das Licht goldener wurde. Katje schenkte Wein in Gläser, aber Alejandro legte die Hand über sein Glas. “Für mich nicht, danke”, sagte er lächelnd.
“Nicht mal einen Schluck?”
Er schüttelte den Kopf und hob entschuldigend die Schultern.
“Haben Sie einen Schwur abgelegt, Mann?”, fragte Jonah. “Ich habe im Moment vier Freunde bei den AA.”
Alejandro warf Molly einen fragenden Blick zu. “Anonyme Alkoholiker”, erklärte sie.
“Oh.” Er lächelte. “Nein, nein, ich habe noch nie gern Alkohol getrunken. Ich vertrage ihn nicht besonders gut.”
Molly fragte sich, ob es ihm womöglich etwas ausmachte, wenn sie etwas trank, und zögerte, wobei sie erwog, das Glas wieder abzustellen. Doch dann wurde ihr klar, dass sie sich seinetwegen nicht ändern musste. Er war gar nicht wirklich ihr Mann.
Und wenn er es wäre?
Während sie ihren Wein trank, der herrlich schmeckte, hörte sie dem leichten Geplauder um sich herum zu und dachte darüber nach. Was es bedeutete, sich für einen anderen Menschen zu ändern. Hatte sie sich für Tim geändert?
“Molly, möchten Sie nicht eine von diesen Birnen kosten?”, fragte Katje. “Wir experimentieren gerade ein bisschen mit verschiedenen Züchtungen herum.”
Molly nahm das Angebot an. Zusammen mit dem Wein waren die beiden Geschmacksrichtungen wie zwei Noten einer harmonischen Musik. “Ja, sie schmeckt wundervoll. Besonders mit dem Wein.”
Alejandro, der zu ihrer Rechten saß, lehnte sich plötzlich zu ihr herüber. “Darf ich auch mal kosten?”
“Sicher.” Sie streckte die Hand nach einem Stück Birne aus, aber er lachte übermütig.
“Nein,
querida
. Von dem hier”, sagte er und küsste sie.
Es war ein kühner Kuss, der hungrige Kuss eines Bräutigams, und bevor sie sich davon abhalten konnte, öffnete sie den Mund.
Er nahm die Einladung an. Seine Zunge schlüpfte hinein, mutwillig und forschend, begegnete ihrer Zunge, dann zog sie sich schnell wieder zurück; er hob den Kopf, und diese langbewimperten Augen glitzerten, als er sich die Lippen leckte. “Mm. Sehr gut.”
Molly errötete bis unter die Haarwurzeln und schaute schnell weg, wobei sie verzweifelt versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Jonah lachte fröhlich, und Katje gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm. Aber dann nahm sie Mollys Hand in die eine und Alejandros in die andere Hand. “Wir sehen viele Paare. Aber nicht viele davon verbreiten dieses Leuchten um sich herum wie ihr zwei.” Sie drückte ihre Hände. “Möge Gott eure Verbindung segnen”, sagte sie poetisch.
Molly schaute Alejandro an und verspürte angesichts der Ernsthaftigkeit des Segens Schuldgefühle. Das war es nicht, was sie geplant hatten, ganz und gar nicht. Sie entdeckte in seinen Augen dieselbe Beunruhigung, während er ihr kaum wahrnehmbar zunickte.
Bald würden sie aufbrechen und diesem Possenspiel ein Ende machen.
9. KAPITEL
Auf dem Heimweg
Weitere Kostenlose Bücher