Tiffany Duo Band 0124
Daumen einige Tränen fort. “Alles ist gut, weißt du. Wirklich.”
“Ich weine nie.” Sie schniefte.
Nick musste lächeln. “Also, da hättest du mich glatt täuschen können.”
Erst schien sie verwirrt, doch dann verstand sie. Ihr Lächeln war ein wenig unsicher, aber wenigstens lächelte sie. “Vergiss, dass ich das gesagt habe.”
“Komm, lass uns gehen.” Nick dankte Williams, legte Carly den Arm um die Schultern und verließ mit ihr zusammen das Büro. Sie gingen durch den Terminal und traten hinaus ins Freie.
Die Nachtluft war kühl. Als er Carly an sich drückte, merkte er, wie gut sich ihr Körper dem seinen anpasste, als wären sie füreinander geschaffen. Ihm wurde klar, wie sehr er ihre Nähe vermisst hatte. Er musste jetzt ein ruhiges Plätzchen finden, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Er musste endlich rauskriegen, was eigentlich los war. Entschlossen ging er mit ihr zum Parkplatz, wo er seinen Wagen geparkt hatte.
Carly, die nach ihrem Gefühlsausbruch immer noch am ganzen Körper zitterte, ließ sich im Augenblick nur allzu gern von Nick führen. Sie fühlte sich in seinem schützenden Arm geborgen. Nach dem heutigen Tag war sie völlig erschöpft, fühlte sich geistig und körperlich wie betäubt und wollte sich nur noch ausruhen, im Schutz von Nicks starkem Arm.
Sie waren an seinem Wagen, einem dunkelroten, etwas heruntergekommenen Camaro, angelangt. “Komm”, sagte Nick, “wir fahren zu mir.”
Zu ihm. Carly versteifte sich. Nein, dachte sie. Sie war gerade einem Killer und dann der Flughafensicherheit entkommen, sie konnte sich jetzt nicht in Nicks Gewahrsam begeben. Er war Polizist! Mit seinen beruhigenden Worten und starken Armen stellte er eine noch viel größere Gefahr für sie dar. Eine innere Stimme riet ihr, nicht mit ihm zu gehen. Soweit sie wusste, hatte bisher niemand sie mit dem Demeter-Mord in Verbindung gebracht. Aber Nick kannte vielleicht Leute, die an dem Fall arbeiteten. Und das konnte für sie gefährlich werden. Sie durfte nicht eine Minute länger mit ihm zusammen sein. Das Risiko konnte sie nicht eingehen.
“Nick?”
“Ja?”
“Danke, dass du hergekommen bist.”
“Schon gut. Steig jetzt ein.”
Carly atmete tief ein. “Ich muss dich noch um eines bitten.”
Es dauerte eine Sekunde, bevor er reagierte. “Was denn?”
Sie zwang sich, ihm in die Augen zu blicken. “Würdest du mir das Geld für den Flug nach Hause leihen?”
Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. “Um was zu tun?” Mit einer solchen Bitte hatte er ganz offensichtlich nicht gerechnet.
“Ich möchte nach Hause, Nick. Nach Boston. Noch heute Abend.”
Nick fühlte sich, als hätte sie ihn geohrfeigt. Er trat einen Schritt zurück. Sie wollte nach Hause. Nicht nach Hause zu ihm, sondern nach Boston. Deswegen war sie am Flughafen gewesen.
Was war hier los? Und, viel wichtiger, mit welch albernen Fantasien hatte er sich abgegeben? Dass Carly ihm so dankbar wäre, weil er den edlen Retter in der Not gespielt hatte, dass sie jetzt sein wäre? Sozusagen als Belohnung? Ihr Gesicht war gerötet, die Augen waren geschwollen vom vielen Weinen, aber der Ausdruck in ihrem Gesicht zeigte ihre Entschlossenheit.
“Das ergibt keinen Sinn”, sagte er ruhig. “Es sei denn, du hast dein Gedächtnis wiedergefunden. Ist das der Fall?”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, aber ich möchte einfach nach Hause.”
“Bevor du mir erklärt hast, was da drinnen los war? Bevor du herausgefunden hast, wo du gewesen bist, was mit dir passiert ist?”
Sie wich seinem Blick aus, als wüsste sie, dass er Recht hatte. “Ich möchte es einfach so.”
Ich sollte ihr ihren Willen lassen, sagte er sich. Ich sollte sie nach Hause fliegen lassen. Er hatte sie aus der Klemme befreit, seine Arbeit war also getan. Sie schuldete ihm nichts, und wenn sie so darauf erpicht war, von ihm wegzukommen, dann sollte er sie ziehen lassen.
Aber es gab noch so viele unbeantwortete Fragen, und er konnte es nicht ertragen, die Antworten nicht zu kennen. Diese Frau änderte ihre Stimmungen mit rasender Geschwindigkeit. Sie war niedergeschlagen gewesen, voller Sorge, ganz weich, angriffslustig, und jetzt, jetzt sah sie aus wie ein verängstigtes kleines Mädchen, und sie klang auch so.
Während er sie nachdenklich betrachtete, ging in ihm selbst eine leichte Veränderung vor. Er begann, sie in erster Linie mit den Augen eines Polizisten zu sehen.
Hier ging es um mehr als nur
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