Tiffany Duo Band 0124
Löffel wieder eintauchte.
“Ich bin von Natur aus auch nicht gerade geduldig”, bekannte sie. “Aber ich habe mit den Jahren gelernt, dass Geduld zur Heilung nötig ist.”
“Ich habe keine Zeit für Geduld.”
“Hier sind Sie sicher. Niemand weiß, wo wir sind.” Es war eine Lüge. Gil wusste es. Aber das würde sie Jack nicht erzählen.
“Das können Sie gar nicht wissen”, sagte er. “Sie haben mich einmal gefunden. Sie können mich auch ein zweites Mal finden.”
Fraglos hatte er Recht. Was sie und Jack hier hatten, war gepumpte Zeit. Wer auch immer
sie
sein mochten, sie hatten offenbar die größeren Ressourcen.
“Erinnern Sie sich inzwischen schon wieder an irgendetwas?”
Jack schloss die Augen. “Nein”, sagte er, aber das war nicht ganz wahr. Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf … an den Dschungel, an stechende Insekten und das schwere Gewicht einer Maschinenpistole in seinen Händen. Und dann war da noch eine Wüste und irgendetwas mit einem Hund. Aber diese Erinnerungen rieselten ihm durch die Finger wie Sand. Er konnte sie nicht festhalten, und noch weniger konnte er sich sicher sein, dass es wirklich Erinnerungen waren.
Er nahm noch einen Löffel Suppe von ihr und musterte sie, wenn sie nicht herschaute. Sie strömte immer noch diesen Duft aus, der ihm während der vergangenen beiden Tage öfter in die Nase gestiegen war. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt eine Seidenbluse ihrer Freundin. Das Haar hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Als sie sich über den Teller beugte, studierte er ihre Haarfarbe. Keine dunklen Haarwurzeln. Sie war von Natur aus blond. Warum überraschte ihn das nicht? Eine nüchterne, praktische Frau wie sie nahm sich keine Zeit zum Haarefärben.
Er lächelte insgeheim. Nicht dass sie es nötig hätte. Ohne auch nur einen Klacks Make-up hatte Dr. Tess Gordon ein Gesicht, das einen Mann allein schon mit seinem Lächeln umhauen konnte. In diesen Augen, nerzbraun mit kleinen goldenen Einsprengseln, konnte ein Mann ertrinken. Und ihr Mund …
Nun, besser nicht an ihren Mund denken.
Er hob abwehrend die Hand, als sie versuchte, ihm noch einen Löffel Suppe einzuflößen. Sie war eine verdammt gute Ärztin, aber mehr Suppe konnte sein Magen beim besten Willen nicht verkraften.
“Ich bin müde”, sagte er und rutschte nach unten. Sein Kopf fühlte sich zu schwer an zum Halten.
“Nur noch eins, Jack”, begann sie, den Teller auf dem Tisch neben dem Bett abstellend. “Sagen Ihnen die Namen Joe oder … Benedict etwas?”
Jack runzelte die Stirn, weil irgendein schwaches Echo in seinem Kopf widerhallte. Der zweite Name sagte ihm nichts, aber der erste … Joe. Es schien, als ob er irgendetwas in seinem Hirn berührt hätte, was prompt verschwand. Er schaute Tess fragend an.
“Sie haben diese Namen im Fieber geschrien und … na ja, noch ein paar andere Sachen gesagt.”
“Was?”, fragte er. Dass sie mehr über ihn wusste als er selbst, machte ihn noch hilfloser.
“Es war ziemlich zusammenhanglos, nur dass es den Anschein hatte, als ob Sie auf jemand sehr wütend seien. Sie haben geschworen, ihn zu töten. Aber es kann auch einfach nur ein Fiebertraum gewesen sein. Es muss nichts bedeuten.”
“Ja. Wahrscheinlich.” Jack schaute aus dem Fenster, wo ein Kiefernast einen Schatten über die Scheibe warf. Sein Kopf tat weh, und sein Körper sehnte sich nach Schlaf. Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Sein Gedächtnis war wie ein Aktenschrank, dessen Inhalt wild über ein ganzes Zimmer verstreut lag. Er konnte nichts zurückräumen, ganz zu schweigen davon, dass er gar nicht wusste, wo er mit dem Suchen anfangen sollte. Er schloss die Augen und nahm sich vor, später darüber nachzudenken, wer “Joe” war. Doch noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, war er auch schon eingeschlafen.
7. KAPITEL
Jack stand im Wohnzimmer, als er draußen auf der Veranda Schritte hörte. Verdammt! Er war mit einer Kehle trockener als die Sahara aufgewacht, und da Tess nirgends zu sehen gewesen war, war er aufgestanden, um sich ein Glas Wasser zu holen. Dabei hatte er zufällig die Pistole entdeckt, die Tess versteckt hatte. Merkwürdig dabei war nur gewesen, dass ihm auf Anhieb klar war, dass es sich um eine Heckler und Koch P7 handelte. Woher wusste er das? Als er durchs Fenster eine vertraute Gestalt sah, schob Jack die Waffe eilig wieder in ihr Versteck.
Die Haustür flog auf, und Tess stolperte, voll beladen mit Feuerholz,
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