Tiffany Duo Band 0124
auf. “Okay, ich kümmere mich darum. Als Nächstes kann ich dir sagen, dass die Nachtschwester, von der du mir erzählt hast … Earline Bradberry, richtig? … seit gestern im Urlaub ist. Ohne eine Telefonnummer, unter der man sie erreichen kann, zu hinterlassen.”
Der Seufzer, den Tess ausstieß, klang zittrig. “Das ist schlimm, findest du nicht?”
“Hmm, schön ist es nicht.” Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und ließ seinen Blick durch den Raum der Mordkommission schweifen. Ein paar Detectives hatten sich in Aktenstapel vergraben. Peter Kimbrough kaute an einem Bleistift und schaute mit leerem Gesichtsausdruck in seine Richtung. Gil schwenkte mit seinem Stuhl herum. “Aber es ist noch nicht das Schlimmste.”
Tess seufzte und wappnete sich. “Sag schon.”
“Wir haben hier einen Haftbefehl gegen einen Mann vorliegen, auf den die Beschreibung dieses Burschen, der bei dir ist, haargenau passt. Er wird wegen Mordes an einem zweitklassigen Drogendealer namens Ramon Saldovar gesucht.”
“Drogen
?”, fragte sie ungläubig.
“Und mehr. Es scheint, als ob Saldovar auch gestohlene Autos nach Mexiko City verschoben hätte.”
Ein Name, den Jack in seinen Fieberträumen herausgeschrien hatte, schoss ihr durch den Kopf. Benedicto. Trotzdem konnte sie es nicht glauben. “Niemals”, sagte sie entschieden. “Das kann er nicht sein.”
“Wir haben keinen Namen. Nur eine Personenbeschreibung.” Gil schwieg einen Moment. “Es kann irgendwer sein.”
“Ja. Oder jemand versucht Jack etwas anzuhängen”, sagte sie. “Wäre das nicht möglich? Denk nur daran, dass man ganz offensichtlich versucht hat, die Spuren der Nacht von vor drei Tagen zu verwischen.”
“Möglich wäre es. Aber warum?”
Ihre Stimme bebte vor Frustration. “Ich weiß es nicht.”
“Da ist noch etwas.”
“Sag’s mir.”
“Diese Tätowierung, die du mir beschrieben hast. Meinen Nachforschungen zufolge handelt es sich um eine Spezialeinheit … die SEALS.”
“Die SEALS? Du meinst dieses Spezialkommando der Kriegsmarine?”
“Genau.”
Sie hatte schon von den SEALS gehört. Wer noch nicht? Sie standen in dem Ruf, loyal bis in den Tod und gänzlich furchtlos zu sein, sodass man ihnen Aufgaben übertrug, wo andere Kampftruppen der Mut verließ. Es klang auf eine seltsame Art einleuchtend. Immerhin hatte Jack Verletzungen überlebt, die nur wenige überlebt hätten, und als sie ihn gefunden hatte, war er, wiewohl halb tot, immer noch auf den Beinen gewesen. Aber das erklärte noch nicht, was er ganz allein da draußen gemacht hatte.
“Dann ist er also Soldat einer Elitekampftruppe, der Drogen schmuggelt und Autos verschiebt?”, fasste sie zusammen. “Das klingt nicht sonderlich überzeugend.”
“Wer weiß? Auf jeden Fall gefällt mir der Gedanke, dass du ganz allein mit ihm bist, ganz und gar nicht.”
“Er wird mir nichts tun”, versicherte sie Gil. “Ich weiß es.”
Tess musste ihre ganze Überredungskunst aufbieten, bis Gil sich schließlich breitschlagen ließ, ihr eine Gnadenfrist von achtundvierzig Stunden einzuräumen. Spätestens nach Ablauf dieser Frist sollte sie sich wieder bei ihm melden.
Als Tess, die mit ihrem inzwischen wieder aufgeladenen Handy zum Telefonieren nach draußen gegangen war, ins Haus zurückkehrte, saß Jack in die Zudecke eingewickelt mit bleichem Gesicht auf der Bettkante.
“Was machen Sie denn da?”, fragte Tess in Sorge, dass er womöglich wieder umkippen könnte.
“Wo ist meine Hose?”, brummte er.
“Sie sollen doch nicht aufstehen. Sie sind noch viel zu …”
Der Blick, den er ihr zuwarf, brachte sie augenblicklich zum Schweigen. “Es ist dringend vonnöten, dass Sie mir augenblicklich meine verdammte Hose geben”, knurrte er. “Es sei denn, Sie sind auf einen billigen Kick aus, Kekschen.”
Sie verstand.
Mit einem Lächeln zog sie eine Schublade auf und nahm die Levi’s heraus, die sie gestern gewaschen hatte. “Sehe ich so aus?”, fragte sie spöttisch. “Allerdings dürfte Ihnen nach den vergangenen Tagen klar sein, dass ich von Ihnen bereits alles gesehen habe, was es zu sehen gibt, Freund.”
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem langsamen, sexy Grinsen, während er sich leicht schwankend erhob. “Nicht alles.”
Sie drehte ihm diskret den Rücken zu, bevor er sehen konnte, dass ihr die Röte in die Wangen schoss. Hinter sich hörte sie das Rascheln von Stoff, als er sich die Hose anzog, und aus dem langen Zeitraum, den dies in Anspruch
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