Tiffany Duo Band 0133
ganz zarter Kuss, ein Versprechen auf mehr, ein leises Flehen nach Zärtlichkeit, das vorüber war, kaum dass es begonnen hatte. Das Blut rauschte in Merrys Adern. Mit verschleiertem Blick sah sie zu Nick auf und war keines klaren Gedankens mehr fähig.
“Nick …”, begann sie verwirrt.
“Geh heute Abend mit mir essen”, drängte er sie heiser. “Lass uns die Geburt der Zwillinge feiern.”
Du musst die Einladung ablehnen, flüsterte eine leise Stimme tief in ihrem Kopf. Sie war erst gestern Abend mit Nick ausgegangen, auch wenn es kein Date gewesen war, und hätte heute Morgen beinahe mit ihm gefrühstückt. Wenn sie ihre Gefühle unter Kontrolle behalten wollte, musste sie es langsam und unbeschwert angehen. Und sein Kuss eben war alles andere als das gewesen.
Weshalb hatte sie bisher nicht einmal geahnt, dass dieser Mann so gut küssen konnte? Der Gedanke, ein richtiges Date mit ihm zu haben, war zu verlockend.
“Ja, sehr gern”, antwortete sie mit rauer Stimme. “Wann holst du mich ab?”
“Um sieben.”
“Ich werde fertig sein.”
Die Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte halb sieben, und Merry wusste immer noch nicht, was sie anziehen sollte. Nervös glitt ihr Blick von den Kleidern auf ihrem Bett, die sie an- und wieder ausgezogen hatte, zu den wenigen Sachen, die noch im Schrank hingen.
“Was ist mir dir los, Merry?”, schalt sie sich laut. “Du willst nicht die Queen treffen, sondern nur mit Nick zu Abend essen. Zieh irgendetwas an, bevor er hier ist und dich in Unterwäsche sieht.”
Trotzdem konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie ein Kleid oder eine lange Hose tragen sollte. Nichts schien passend zu sein. Hoffentlich verspätet Nick sich, flehte sie stumm und holte eine lange weiße Hose und eine blaue Seidenbluse hervor. Es war ein hübsches Outfit, aber es war nichts Besonderes. Rasch knöpfte sie die Bluse wieder auf.
Als die Türglocke kurz vor sieben läutete, hatte sie gerade das letzte Kleid ausgezogen und auf das Bett geworfen. “Oh nein!”
Verzweifelt blickte sie durch ihr Schlafzimmer, das aussah, als hätte ein Tornado darin gewütet, zog ihren Morgenmantel an und knöpfte ihn bis zum Hals zu.
Mit glühenden Wangen eilte sie zur Tür und zermarterte sich das Hirn nach einer Ausrede dafür, dass sie noch nicht fertig war. So etwas war ihr noch nie passiert. Am Ende entschloss sie sich für die Wahrheit.
“Tut mir leid”, sagte sie und ließ Nick eintreten. “Ich wusste einfach nicht, was ich anziehen sollte.”
Nick hatte offensichtlich kein Problem mit seiner Garderobe gehabt. In seiner khakifarbenen Hose, seinem weißen Hemd und dem blauen Blazer sah er einfach fabelhaft aus.
“Das macht nichts”, sagte er leichthin. “Lass dir ruhig Zeit.”
Merry nickte und eilte in ihr Schlafzimmer zurück. Sie merkte nicht, dass er unruhig in ihrem Wohnzimmer auf und ab lief und ständig an seiner Krawatte zerrte. Er wusste genau, was in Merry vorging. Normalerweise legte er keinen besonderen Wert auf seine Kleidung. Aber heute hatte er dreimal die Krawatte gewechselt und sich zweimal rasiert, bevor er mit seiner Erscheinung zufrieden war.
Dabei hatte er gar keinen Grund, nervös zu sein. Er ging mit der Frau aus, die er sein Leben lang liebte. Sie hätten ebenso gut zum Angeln gehen oder bei ihrer Mutter Domino spielen können. Er hätte nicht anders empfunden. Doch die innere Stimme sagte ihm, dass ihre ganze Zukunft von diesem Abend abhinge. Das machte ihm furchtbare Angst.
10. KAPITEL
Nick fuhr mit Merry zu
Tony’s
, einem Landgasthof oben auf einer Klippe, von der man einen herrlichen Blick auf die Berge ringsum hatte. Das Haus lag ruhig und abgeschieden und war berühmt für seine Steaks und seine Weine. In warmen Sommernächten konnten die Gäste bei Kerzenschein im Innenhof speisen und zu den Klängen einer Live-Band tanzen.
Merry hatte seit Jahren von diesem Lokal gehört. Sie war aber noch nie hier gewesen. Während der Oberkellner sie zu ihrem Tisch führte, war sie sicher, dass dies der romantischste Abend ihres Lebens werden würde.
Nick zog den Stuhl für sie hervor. Er wartete, bis sie sich gesetzt und den weiten Rock ihres aquamarinblauen Kleides zurechtgezupft hatte. Dann beugte er sich hinab und küsste sie zärtlich auf den Nacken.
Winzige Schauer rieselten über Merrys Haut, und sie keuchte leise. Hoffentlich hat Nick meine Reaktion nicht bemerkt, flehte sie stumm. Sehnsüchtig sah sie zu, wie er um den Tisch herumging und sich ihr
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