Tiffany Duo Band 0133
zischte sie durch den schmalen Spalt. “Hast du den Verstand verloren? Du kannst jetzt nicht hereinkommen.”
“Oh doch, ich kann”, antwortete er. “Mach die Tür auf. Ich muss mit Merry reden.”
“Aber erst nachdem ihr geheiratet habt.”
“Nein, sofort, Janey.”
Obwohl sie nie mit einem Mann gegangen war, war Janey durch und durch romantisch und glaubte fest an die ewige Liebe. Nicks Auftauchen an der Tür zum Ankleidezimmer ihrer Schwester unmittelbar vor der Trauung widersprach dem allgemeinen Brauch. Am liebsten hätte sie ihn wieder weggeschickt. Doch etwas in seinem Blick sagte ihr, dass es vergebliche Mühe sein würde.
Zögernd trat sie beiseite. “Also gut”, murmelte sie. “Wenn es unbedingt sein muss … Aber ich glaube, du machst einen Fehler.”
Sara McBride war genau derselben Meinung. Als fürsorgliche Glucke runzelte sie missbilligend die Stirn. “Das ist nicht richtig, Nick”, schimpfte sie. “Merry ist nebenan und legt gerade letzte Hand an ihre Frisur. Du musst verschwinden, bevor sie wieder hereinkommt.”
“Ich muss sie unbedingt sehen.”
“Das wirst du auch, mein Junge. Sobald die Trauung beginnt.”
Janey hätte er vielleicht überreden können. Sara McBride war von einem anderen Kaliber. Unbeweglich wie ein Fels stand sie zwischen Nick und der Tür, die zu Merry führte, und ließ ihn nicht aus den Augen.
“Bitte, Sara. Ich möchte ihr nur sagen, dass ich da bin.”
“Das übernehme ich gern.”
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. “Ich weiß, dass ich mir keine Sorgen machen sollte”, begann Merry und blieb wie angewurzelt stehen. “Oh, Nick, da bist du ja!”
Die Erleichterung in ihrer Stimme war unüberhörbar. Nick bat Sara mit einem stummen Blick um Erlaubnis, wartete einen Moment, bis sie lächelte, und eilte um sie herum. Im nächsten Augenblick lag Merry in seinen Armen.
Er hatte sie nicht anrühren wollen. Sie hatte nur wissen sollen, dass er am Altar auf sie warten würde. Aber sie war so schön in ihrem Brautkleid, und sie strahlte ihn so liebevoll an, dass sich seine guten Vorsätze in Luft auflösten. Leidenschaftlich zog er Merry enger an sich.
“Ich liebe dich”, erklärten sie beide gleichzeitig. Diese drei Worte sagten alles. Sie sahen nicht, dass Sara und Janey befriedigt lächelten. Die Welt um sie herum hätte versinken können, sie hätten es nicht bemerkt. Sie blickten sich tief in die Augen, hörten nur die eigenen leisen Seufzer und fühlten nichts als die Liebe, die ihre Herzen ganz ausfüllte.
Nick war entschlossen, Merry erst zu küssen, nachdem der Pfarrer ihn dazu aufgefordert hatte. Doch Merry war anderer Meinung. Ohne sich um ihre Mutter und Janey zu kümmern, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hob ihm ihre Lippen entgegen.
Ein ungeheures Triumphgefühl aus Liebe, Freude, Zärtlichkeit und Leidenschaft durchströmte Nick und raubte ihm beinahe den Atem. Er zog Merry noch fester an sich und fürchtete schon, er könnte sie nicht lange genug loslassen, damit sie zu ihm an den Altar treten konnte. Doch ihre Mutter schluchzte plötzlich und erinnerte ihn auch ohne Worte daran, dass die Gäste in der überfüllten Kirche auf sie warteten. Widerstrebend beendete er den Kuss.
Merrys blaue Augen funkelten wie Diamanten. Glücklich sah sie zu ihm auf. “Nachdem das erledigt wäre – wollen wir uns in zehn Minuten vor dem Altar treffen?”
“Spätestens in fünf Minuten”, verbesserte er sie lächelnd und gab ihrer Mutter einen raschen Kuss auf die Wange. “Länger kann ich nicht warten.”
Strahlend beobachtete Merry, wie er die Tür hinter sich schloss, und drehte sich um. “Ich begreife nicht, wie ich mir jemals Sorgen machen konnte”, sagte sie und umarmte ihre Mutter und Janey herzlich. “Alles wird wunderbar werden.”
Voller Liebe und mit klopfendem Herzen betrat Merry mit ihrer Familie das Foyer der Kirche und kämpfte gegen die plötzlich aufsteigenden Tränen. Sie hatte sich diesen Augenblick tausend Mal vorstellt und dachte, sie wüsste genau, was auf sie zukommen würde. Doch nicht die größte Fantasie hätte sie auf diese Vollkommenheit vorbereiten können.
Die Kirche hätte nicht schöner sein können. Gerade als der Organist die Melodie von
Treulich geführt …
anstimmte, fiel die Sonne durch die Buntglasfenster und warf einen Regenbogen über den Altar und die Blumen, die ihn schmückten. Die Gäste hielten ehrfürchtig den Atem an, und selbst der Pfarrer staunte. Merry war, als
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