Tiffany Duo Band 0133
das Telefon gar nicht mehr aufhört zu klingeln, weil sich alle um mich reißen, aber …”
Das Telefon klingelte tatsächlich und ließ die angespannte Atmosphäre erzittern. Sean lachte auf.
Debbie kämpfte dagegen an, dass ihr bei seinem Lachen ganz warm und fast ein bisschen schwindlig wurde. Warum war sie die Einzige, die den Ernst der Situation sah? Sie war es leid, ihre Mutter vor unpassenden Männern zu beschützen. Sie war es leid, dagegen anzukämpfen, dass sie sich selbst von einem leichtsinnigen, arbeitslosen, zwanzig und ein paar zerquetschte Jahre alten Zimmermann angezogen fühlte. Und sie war es leid, sich um Geld Sorgen machen zu müssen.
Sie schnappte sich den Hörer von dem Telefon an der Wand. “Hallo?”
“Mrs Fuller?”
Ihr blieb das Herz stehen, als sie die Stimme hörte. “Ich dachte, Sie wollten mich hier nicht mehr anrufen.”
“Habe ich das gesagt?” Er klang aufrichtig überrascht. “Nein, Sie dürfen nicht glauben, dass ich Sie da unten vergessen habe. Ich hatte den letzten Scheck in der Post, wie Sie gesagt haben.”
Ihr Herz fing wieder an zu schlagen und hämmerte gegen ihre Rippen. “Nun …, das ist gut. Dann ist ja alles in Ordnung.”
“Ja, es ist großartig. Ich fürchte nur, dass Sie eine falsche Summe eingesetzt haben.”
“Nein”, erwiderte sie scharf. “Es ist genau die Summe, auf die wir uns geeinigt haben.”
“Sicher. Aber leider war das, bevor Sie das Haus verkauft haben. Ich denke, dass Sie jetzt, wo Sie flüssiger sind, Ihren Verpflichtungen schneller nachkommen können.”
Debbie schnappte nach Luft und drehte ihrer Mutter und Sean, die sie beide anstarrten, den Rücken zu. Ihre Handfläche war so nass, dass ihr fast der Hörer entglitt. “Nein, das kann ich nicht. Es tut mir leid, aber es ist unmöglich.”
“Hören Sie, Mrs Fuller, ich habe selbst Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss. Ich brauche das Geld.”
Sie schluckte. “Ja. Und ich weiß Ihre Geduld zu schätzen. Aber Doug hatte auch noch andere Verpflichtungen.” Noch mehr Spielschulden, offene Hotel- und Kasinorechnungen. Kredite, von denen sie nicht wusste, wie sie sie abbezahlen sollte. “Mehr kann ich mir im Moment nicht leisten.”
“Vielleicht können Sie es sich ja wirklich nicht leisten. Aber Sie müssen bedenken, dass es Wichtigeres gibt als Geld. Eine Familie, zum Beispiel.”
Sie wurde von Panik überschwemmt. Sie kniff die Augen ganz fest zu, als könne sie so seine Drohung ungesagt machen. “Lassen Sie meine Familie da raus”, sagte sie heftig.
Eine warme Hand legte sich über ihre, die den Hörer umklammerte. Überrascht riss sie die Augen auf und sah, dass Sean MacNeill sich über sie beugte.
Er pflückte ihr den Hörer aus der Hand. “Ich weiß nicht, wer Sie sind”, grollte er. “Und es interessiert mich nicht, was Sie wollen. Sie verärgern die Lady. Sie wird Ihre Anrufe nicht mehr entgegennehmen, und im Übrigen haben wir die Polizei eingeschaltet. Also unterlassen Sie in Zukunft diese Belästigungen.”
Der Hörer fiel krachend auf die Gabel.
Die Polizei. Großer Gott. “Wie können Sie …, was haben Sie getan?”
Er hob eine Augenbraue. “Aufgelegt. Fallen Sie jetzt bloß nicht vor Dankbarkeit vor mir auf die Knie.”
“Bestimmt nicht. Mischen Sie sich da nicht ein, bitte. Sie wissen ja gar nicht, in was Sie sich da verwickeln.”
“Warum erzählen Sie es mir nicht?”, fragte er leise.
Sie wollte es. Sie hätte es fast getan. Seine Augen waren ruhig und freundlich.
Hatte sie den Verstand verloren? Wenn sie sich Sean anvertraute, würde ihn das nur in Gefahr bringen, und sie würde enttäuscht werden. Und was die Drohung mit der Polizei anbelangte … Ihr Herz klopfte so schnell wie das einer Sprinterin. Sie musste ihre Kinder beschützen. Bilotti hatte sie gewarnt. Keine Polizei.
“Sie wollen es ja gar nicht wissen”, sagte sie, vom Telefon weggehend. Weg von seiner breiten Brust und seinen Überredungskünsten.
“Versuchen Sie es doch.”
“Wenn irgendetwas nicht stimmt, solltest du dir von Sean helfen lassen, Debbie”, mischte sich Myra in ängstlichem Ton vom Küchentisch aus ein.
Gute alte Mama. Im Zweifelsfall hielt sie sich immer an den nächstbesten Mann, auch wenn er noch so unberechenbar war.
“Es ist alles in Ordnung”, beharrte Debbie. “Ich komme schon klar.”
Aus Myras besorgtem Gesicht und Seans skeptischer Miene konnte sie schließen, dass die beiden ihr nicht glaubten.
Debbie kämpfte gegen die Angst
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