Tiffany Duo Band 0133
war zum Fürchten, er atmete schwer. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, entschied sich dann offensichtlich aber anders. Entschlossen wandte er sich von ihr ab.
“Lassen Sie uns gehen.”
“Warum haben Sie mich hierher gebracht?”, fragte Hope störrisch.
“Weil ich für Sie verantwortlich bin.”
“Unsinn! Ich bin für mich selbst verantwortlich.”
“Aber nicht hier. Und nicht jetzt. Ich habe geschworen, Sie in Sicherheit zu bringen, und ich werde meinen Schwur auch halten.”
“Gehört das auch zu Ihrem Auftrag, Lieutenant?”
Es war schwer für Tiger, ihre Verachtung ruhig zu ertragen. Er funkelte sie wütend an.
“Halten Sie den Mund!” Jetzt wusste er, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte. Erneut drückte er Hope gegen die regennasse Wand des Gebäudes und starrte sie an. Sie schluckte und spürte, wie ihr Mut sie langsam verließ. Plötzlich hatte sie Angst vor ihm, Angst vor seiner Stärke und seinem wilden Blick. Vielleicht …, vielleicht hatte er sie ja wirklich nicht angelogen, sondern arbeitete tatsächlich als Agent. Aber deshalb war er nicht weniger gefährlich.
“Ich warne Sie”, sagte er drohend. “Noch ein einziges Wort von Ihnen, und wir sind wirklich geschiedene Leute. Dann können Sie sehen, wie Sie allein zurechtkommen.”
Unsanft ergriff er ihre Hand und zog sie weiter mit sich. Als sie um die nächste Ecke bogen, erkannte Tiger mit Erleichterung die Fassade der Kirche St. Cecilia am anderen Ende der Plaza. Eine der Türen fehlte, die andere hing schief in den Angeln. Auch der Kirchturm war teilweise eingebrochen. Das gesamte Gebäude machte einen ziemlich ramponierten Eindruck. Es sah so aus, als hätte es nur mit Mühe einen Bombenangriff überstanden – oder einen schweren Tropensturm. Die anderen Häuser rund um den Marktplatz sahen allerdings nicht viel besser aus, obwohl man in dem schweren Regen kaum Einzelheiten erkennen konnte. Tiger hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Das Haus des Priesters befand sich hinter der Kirche. Hoffentlich war es vor den Sturmschäden bewahrt worden.
Nur wenige Meter trennten sie noch von dem Ort, an dem Hope in Sicherheit sein würde.
“Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen”, erklärte Tiger ihr, ohne sie anzusehen. “Vater Felipe wird sich von nun an um Sie kümmern. Er ist der einzige Mensch auf dieser verdammten Insel, dem ich Sie anvertrauen kann.”
Hope schüttelte den Kopf. “Tut mir leid, aber es fällt mir schwer, Ihnen das zu glauben.”
“Das ist mir völlig egal”, erwiderte Tiger finster, obwohl ihre Worte ihn sehr getroffen hatten. “So, da ist es”, sagte er und wies auf ein kleines Gebäude direkt hinter der Kirche. “Also los!”
Das ließ Hope sich nicht zweimal sagen. Sie nickte. Hand in Hand liefen sie im strömenden Regen auf das Haus zu.
6. KAPITEL
“Nicht da? Was wollen Sie damit sagen, er ist nicht da?”
Hope stand mitten im dunklen Wohnzimmer und sah sich hilflos um. Tiger war gerade von seiner erfolglosen Suche durch das Haus zurückgekehrt. Es gab zwar keinen Strom, aber wenigstens war das Dach noch intakt. Und das bedeutete Hope im Moment viel, denn ihr war fürchterlich kalt, und sie zitterte am ganzen Leib. Sie war vollkommen durchnässt, das Wasser tropfte auf den abgetragenen Teppich. Dabei war es nicht besonders kalt. Wahrscheinlich war sie vom Sturm so durchgefroren.
Tiger sah nicht viel besser aus. Er hatte mit dem plötzlichen Verschwinden des Priesters offensichtlich nicht gerechnet. Fast tat er Hope leid. Andererseits war er es, der sie dem Unwetter ausgesetzt hatte.
“Vielleicht ist Vater Felipe ja in der Kirche”, schlug sie vor. “Oder in einem Krankenhaus.”
Tiger nickte. “Gut möglich. Über die Hälfte der Bevölkerung in dieser Gegend ist nach dem letzten Sturm obdachlos geworden. Wahrscheinlich hat er eine Unterkunft für sie organisiert.”
Tiger stieß einen tiefen Seufzer aus. “Ich werde Felipe suchen gehen”, sagte er zu ihr. “Aber Sie bleiben solange hier. Sie müssen mir versprechen, dass Sie sich nicht vom Fleck rühren.”
Hope zuckte resigniert die Schultern. “Wenn Sie meinen … Ich sehe mal nach, ob ich irgendwo ein Handtuch finden kann, um mir wenigstens das Haar zu trocknen.”
Nachdem sich die Tür hinter Tiger geschlossen hatte, überfiel sie ganz plötzlich ein Gefühl der Einsamkeit. Seit zwei Tagen war sie ununterbrochen mit ihm zusammen gewesen, und jetzt kam sie sich mit einem Mal
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