Tiffany Duo Band 0133
schockiert, denn er klang mit einem Mal so brüsk. Es kam ihr vor, als würde sie mit kaltem Wasser übergossen werden. Nachdem Tiger in den letzten zwei Stunden so zärtlich und aufmerksam gewesen war, spürte sie jetzt wieder seinen Zorn und seine Frustration. Auch im Gesicht sah er plötzlich viel härter aus. Egal, mit wem sie gerade zu Abend gegessen hatte – jetzt war wieder der Profi da.
Nun gut, das muss ich akzeptieren, dachte sie bei sich. Wahrscheinlich hatte sie doch recht gehabt – er hatte den zärtlichen Liebhaber nur gespielt. Sie verdrängte ihre Gefühle und gab sich Mühe, ihn nichts von ihrem inneren Aufruhr merken zu lassen. Aber sie entzog ihm ihre Hand. Sie brauchte seine Hilfe nicht, und sie wollte sie auch nicht.
“Gut”, nickte sie. “Lass uns gehen. Ich bin so weit.” Dann verließ sie erhobenen Hauptes vor ihm das Restaurant.
10. KAPITEL
Hope war gar nicht aufgefallen, wie müde sie war, bis sie sich erschöpft im Beifahrersitz des Landrovers zurücklehnte.
“Wie spät ist es?”, hörte sie sich selbst fragen, obwohl sie eigentlich mit Tiger gar nicht mehr hatte reden wollen. Als er mit ihr Arm in Arm das Restaurant verlassen hatte, hatte sie innerlich beschlossen, auf Distanz zu ihm zu gehen. Draußen hatte er sie dann geküsst und ihr ins Ohr geflüstert: “Vergiss nicht, dass wir offiziell ein Liebespaar sind. Also sei nett zu mir. Sei mein Baby.”
“Vergiss es”, hatte Hope zurückgegeben. Plötzlich fand sie die Scharade unerträglich.
“Ich bin niemandes Baby.”
Tiger zog die Augenbrauen hoch und sah sie spöttisch an.
“Nein?”
Sie war zu verärgert gewesen, um darauf noch zu antworten. Inzwischen war sie zu der Ansicht gekommen, dass es gar nichts brachte, mit ihm zu sprechen. Daher ließ sie sich von ihm durch die warme Tropennacht zum Parkplatz führen, wo bereits ein Auto auf sie wartete, das ihnen Cardenas ebenfalls für die Zeit ihres Aufenthalts auf der Insel zur Verfügung gestellt hatte.
“Spät”, erwiderte Tiger jetzt als Antwort auf ihre Frage nach der Uhrzeit. Er ließ den Wagen an und fuhr langsam aus der Ausfahrt. “Sehr spät. Dieser Tag hat so früh angefangen, dass ich gar nicht mehr weiß, was heute Morgen passiert ist.”
Heute Morgen habe ich in deinen Armen gelegen, dachte Hope bei sich, hütete sich aber, etwas davon zu sagen.
“Es hat geregnet”, erwiderte sie stattdessen. Diese neutrale Antwort war ihr lieber, als ihm ihre Gefühle zu offenbaren. “Daran erinnere ich mich jedenfalls noch.”
Tiger gähnte laut. Er schien wirklich sehr müde zu sein. Sie lächelte und sah mit halb geschlossenen Augen auf die vorübergleitende Landschaft. Der Mond war zwar noch nicht voll, aber sein Licht reichte aus, um alles in ein silbernes Licht zu tauchen. Entlang der Straße standen hohe Laternen, und ihr goldenes Licht kontrastierte mit dem silbernen Mond. Das Ganze hatte etwas Märchenhaftes, Unwirkliches. Über ihnen leuchteten die Sterne wie Juwelen am Himmel. In der Ferne konnte Hope das sanfte Rauschen des Meeres vernehmen. Die Luft war erfüllt vom Duft des Jasmins.
Hope schloss die Augen und atmete tief ein. Die sanfte Brise, die durchs Autofenster hereinwehte, beruhigte ihre aufgewühlten Nerven. Irgendwie ist es hier wirklich wie im Paradies, dachte sie. Ein Paradies, das gleichzeitig ein Gefängnis ist, sagte eine andere Stimme in ihr. Hope seufzte. Alles um sie herum, war eine Illusion – eine ausnehmend hübsche, exotische Illusion, aber deshalb nicht weniger unwirklich. Und das Unwirklichste war der Mann neben ihr. Vergiss das nie, ermahnte sie sich und fragte Tiger, ohne die Augen zu öffnen: “Du kennst den Weg, nehme ich an?”
“Natürlich”, erwiderte er. “Hast du etwas anderes erwartet?” Aber seine Stimme klang leicht gepresst. Hope nahm ihm seine Zuversicht nicht ab.
“Nein.”
“Danke.”
“Aber du fährst doch nicht zu Cardenas’ Haus, oder?”
“Nein”, entgegnete er. “Man hat uns ein kleines Ferienhaus zugewiesen. Ein Privathaus. Mit einem sehr großen Schlafzimmer.”
“Oh.”
Tiger lächelte unwillkürlich, sagte aber nichts.
Wenige Minuten später hielten sie vor dem kleinen Landhaus an.
Tiger stellte den Motor ab, und Hope wartete mit angehaltenem Atem darauf, wie es weitergehen würde. Einen kurzen Moment lang schoss ihr der verrückte Gedanke durch den Kopf, dass sie ihm anbieten sollte, im Wagen zu schlafen. Aber das war natürlich vollkommen lächerlich. Es hing nur mit der
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