Tiffany Duo Band 0133
die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.
“Und was machen wir jetzt?”
“Wir …” Tiger stockte und überlegte. “Ich würde sagen, wir gehen nach unten zum Essen.”
Hope starrte ihn an. Damit hatte sie offensichtlich nicht gerechnet.
“Wie bitte?”, fragte sie entgeistert.
“Wir sind schon ziemlich spät”, setzte er hinzu. “Cardenas ist kein Mann, den man warten lässt.”
“Aber …, aber ich …, wir sind also immer noch seine Gäste?”
Tiger nickte unbewegt. Dann streckte er die Hand aus und bot ihr an, sie nach unten zu führen.
“Ich …, ich habe mir einen Fluchtplan ausgedacht”, stotterte Hope, die jetzt gar nichts mehr verstand. “Es hat etwas mit Vater Felipe zu tun.”
Er nickte. “Das trifft sich gut. Vater Felipe hat mich nämlich vom Flughafen abgeholt und hierhergebracht. Er wartet unten auf uns.”
“Oh.” Vielleicht hatte Tiger ja doch einen Plan. Hope fiel ein Stein vom Herzen. Dann erinnerte sie sich plötzlich an etwas.
“Santiago!”, sagte sie mit gedämpfter Stimme. “Er ist hier.” Sie wusste nicht, ob Santiago versuchen würde, ihre Flucht zu vereiteln, aber sie wollte Tiger auf jeden Fall warnen. Er sah sie überrascht an. Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Jetzt erst wurde ihm klar, in welcher Gefahr Hope gesteckt hatte.
“Hast du Cardenas gesagt, was er getan hat?”, fragte er besorgt.
Sie schüttelte den Kopf.
“Nein, natürlich nicht. Ich wollte dich nicht gefährden.”
Das war wirklich mutig von ihr. Wenn man bedachte, welche Rachegefühle Hope diesem Mann gegenüber hegte, war ihre Zurückhaltung bewundernswert. Dann bedeutete er ihr also doch eine Menge. Plötzlich war Tiger sogar egal, dass sie nicht an seine Rückkehr geglaubt hatte. Und auch das stimmte ja nicht ganz. Sie hatte daran geglaubt, hatte aber Angst gehabt, dass er es nicht schaffen würde. Das konnte er ihr nach allem, was geschehen war, wirklich nicht verübeln.
Aber was war mit Santiago? Als Tiger vorhin kurz mit Cardenas gesprochen hatte, war er nicht anwesend gewesen. Vielleicht war er ja heute gar nicht mit von der Partie. Santiago hatte viel zu verlieren, wenn Tiger seinem Boss die Wahrheit über ihn erzählte. Vielleicht hatte er es geahnt und war deshalb ferngeblieben. Aber warum war er überhaupt auf die Insel zurückgekehrt?
Nun, das soll im Moment nicht meine Sorge sein, entschied Tiger. Santiago war Cardenas’ Problem. Er und Hope würden heute noch von hier verschwinden. Sie würde nach Baltimore zurückkehren, und er würde nie mehr den verdeckten Ermittler spielen. Jetzt mussten sie nur noch fliehen. Vater Felipe würde ihnen dabei helfen.
Tiger legte Hope den Arm um die Taille.
“Lass uns runter zum Essen gehen, okay?”
“Wirklich schade, dass Vater Felipe nicht bleiben konnte”, sagte Cardenas zu Hope, als sie sich am Tisch niederließ. “Sonst hätten Sie ihn endlich kennengelernt.”
Es gelang Hope im letzten Moment, zu lächeln. Aber ihre Gedanken überschlugen sich. Sie fühlte sich plötzlich sehr niedergeschlagen.
“Ja, das ist wirklich schade. Ich habe mich schon so darauf gefreut.”
“Er hätte Ihre Hochzeit vorbereiten können”, schlug Cardenas schmunzelnd vor.
Tiger schüttelte den Kopf.
“Solange das Dach der Kirche noch nicht repariert ist, wird in St. Cecilia nicht geheiratet”, meinte er.
“Das stimmt”, nickte Cardenas. “Aber wenn jemand stirbt, muss ein Priester ihm nun einmal die letzte Ölung geben.”
Tiger konnte sich keinen Reim auf Vater Felipes plötzliches Verschwinden machen, aber er durfte sich Cardenas gegenüber seine Unruhe nicht anmerken lassen. Am liebsten hätte er ihn gefragt, wo Santiago war. Nein, noch lieber wäre er mit Hope auf der Stelle von hier verschwunden. Draußen wartete ein kleines Flugzeug auf sie. Der Flughafen wurde zwar von Ibarra kontrolliert, aber mit Vater Felipes Hilfe wäre es ihnen bestimmt gelungen, die Insel unbemerkt zu verlassen. Doch nun war der Priester zu einem Sterbenden gerufen worden. Die Stunde, in denen er und Hope sich geliebt hatten, kostete sie möglicherweise das Leben. Tiger verfluchte sich für seine Dummheit. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Cardenas in der Zwischenzeit kein Fax bekommen hatte, das seine Aussagen widerlegte. Tiger hatte ihm glaubhaft versichert, dass die Schiffsladung an die richtige Adresse geliefert worden war.
Auch Hope versuchte, sich nichts von ihrer Nervosität anmerken zu lassen. Inzwischen war sie eine
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