Tiffany Duo Band 0133
auf den Beifahrersitz half und sich ans Lenkrad setzte.
Aus langjähriger Erfahrung wusste Nick, dass nichts Merry umstimmen konnte, wenn sie wie jetzt das Kinn vorschob. Trotzdem musste er es versuchen.
“Es war ein furchtbarer Tag für dich”, sagte er ruhig und steuerte den Wagen vorsichtig durch die geparkten Fahrzeuge. “Und du hast zu viel getrunken. Du musst nach Haus, das verflixte Kleid ausziehen und dich ausruhen.”
“Dies hätte meine Hochzeitsnacht sein sollen”, flüsterte sie. “Bitte, fahr mich nicht nach Hause. Ich könnte es nicht ertragen.”
Nick hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Weshalb hatte er nicht überlegt, wie Merry sich fühlen würde, wenn sie allein in das leere Bett stieg, das sie mit ihrem frisch angetrauten Ehemann hatte teilen wollen?
Leider konnte er nichts tun, um ihre Lage zu erleichtern – außer ihr so lange Gesellschaft zu leisten, wie sie wollte. “Also gut”, sagte er finster. “Nicht zu dir. Zum Schlafengehen ist es sowieso noch früh. Wohin möchtest du dann?”
Merry überlegte einen Moment. “Keine Ahnung. Bring mich irgendwohin, wo keine Leute sind. Vielleicht – an den See? Wir könnten zusehen, wie der Mond über dem Wasser aufgeht.”
Diesen Ort hätte er nicht gewählt. Aber es war Merrys Nacht. Deshalb gab er nach. “In Ordnung”, sagte er und lenkte den Wagen in Richtung Norden.
Der See war eigentlich nur ein großer Teich und ein beliebtes Ausflugsziel der örtlichen Bevölkerung. Angler beanspruchten ihn im Winter, und Wasserskiläufer und Kinder übernahmen ihn im Sommer. Abends kamen die Teenager mit ihren Freunden, sodass das Ufer im Ruf eines Liebesnestes stand. Es gab keine Nacht, sommers oder winters, in der Nick nicht hier hinausfahren und die jungen Liebespaare nach Hause scheuchen musste.
Heute Nacht war es nicht anders. Die Luft war warm. Der Vollmond schien, und die meisten Eltern von Liberty Hill waren auf der Party bei den McBrides. Wenn die Katze aus dem Haus war, begannen die Mäuse bekanntlich zu tanzen.
Lächelnd dachte Nick an seine eigene Jugend. Manche Dinge änderten sich nie.
“Mir scheint, ich muss erst einmal etwas Dienstliches erledigen”, sagte er zu Merry und schaltete den Suchscheinwerfer ein. Entschlossen griff er zum Mikrofon und begann, langsam um den See herumzufahren. “Es ist an der Zeit, heimzukehren, Jungs und Mädchen”, rief er über den Lautsprecher. “Der See ist nur für den Tag bestimmt. Jetzt ist Sperrstunde.”
Es war jeden Abend derselbe Spruch, und das Ergebnis blieb immer gleich. Die Mädchen schrien auf, während der Scheinwerfer ins Innere der Wagen drang, und kurz darauf begann die Massenflucht. Wenige Minuten später waren die letzten Rücklichter verschwunden, und Nick und Merry waren allein.
Befriedigt drehte er sich zu ihr. “Nachdem wir jetzt den ganzen See für uns haben – wo möchtest du anhalten?”
Sie lächelte in der Dunkelheit. “Ich dachte, es wäre Sperrstunde.”
“Stimmt. Und um sicherzustellen, dass sie eingehalten wird, werden wir noch eine Weile hierbleiben. Also, wo möchtest du hin?”
“Zum Steg”, antwortete Merry, ohne zu zögern. “Von da aus kann man den Mond aufsteigen sehen.”
Das war ihr Lieblingsplatz als Teenager gewesen. Dort hatten Nick, Thomas und sie sich zum Schwimmen und Angeln getroffen. Dort hatten sie über ihre Hoffnungen und ihre Träume gesprochen und wie sie die Welt eines Tages verändern wollten. Auf dem Steg hatte sie Thomas zum ersten Mal geküsst, und er hatte ihr einen Freundschaftsring geschenkt und sie gebeten, fest mit ihm zu gehen. Dort hatte Nick den Friedensstifter gespielt, sobald sie sich stritten.
Nick fuhr zum Steg und schaltete den Motor aus. Er stieg aus dem Wagen und folgte Merry zu dem Picknicktisch, den sie immer als ihren bezeichnet hatten. Der Tisch war über die Jahre verwittert. Doch die Initialen, die sie am ersten Tag ihres letzten Highschool-Jahres hineingeschnitzt hatten, waren noch gut zu lesen.
Merry setzte sich auf die Bank, und ihr Brautkleid bauschte sich um sie herum. Nachdenklich zog sie die groben Buchstaben mit dem Zeigefinger nach. “Es waren schöne Zeiten, nicht wahr?”, sagte sie und lächelte melancholisch. “Erinnerst du dich, wie Thomas seine Lieblingsente in die Kirche geschmuggelt hatte und das Tier mitten in Reverend Johnsons Predigt zu schnattern begann? Mich traf beinahe der Schlag.”
Nick lachte leise. “Der Reverend war so entsetzt, dass er sein Toupet
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