Tiffany Duo Band 0133
See.
Nick hätte später nicht sagen können, wie lange sie im Wasser geblieben waren. Merry lachte und scherzte und vergaß für eine Weile, weshalb sie zu dieser nächtlichen Stunde an den See gefahren waren. Lange dauerte es allerdings nicht. Ihr Lachen erstarb viel zu schnell, und ihre Tränen kehrten zurück.
Es war eine warme Nacht. Doch eine sanfte Brise strich über ihre nasse Haut, und sie begann zu zittern. Sie tauchte ihre Schultern unter Wasser, legte die Arme um sich und erklärte mit klappernden Zähnen: “Mir ist kalt.”
“Warte einen Moment”, sagte Nick. “Ich hole dir eine Wolldecke.” Er hatte immer zwei Decken für Notfälle im Wagen.
Als Merry kurz darauf wie Aphrodite aus dem Wasser stieg und auf ihn zukam, stand für ihn fest, dass dies wirklich ein Notfall war. Die nassen Dessous klebten an ihrem Körper, und er musste sich zusammenreißen, damit seine Hände nicht zitterten, während er die Decke um sie legte.
“Ist es so besser?”, fragte er heiser.
Merry war so kalt, dass sie ihm nicht einmal dankte. “J…ja. Gibt mir eine Minute Zeit, dann bin ich wieder in Ordnung.”
Fünf Minuten später zitterte sie immer noch. Sie saß am Picknicktisch und hatte die Wolldecke fest um sich geschlungen. Das nasse Haar berührte ihre nackten Schultern, und sie sah furchtbar elend aus. Nick hätte darauf bestehen müssen, sie nach Hause zu fahren. Aber er konnte den Schmerz in ihrer Stimme nicht vergessen, als sie ihm gestand, dass sie ihre Hochzeitsnacht nicht allein verbringen wollte. Das war ein weiterer Grund, seinen langjährigen Freund Thomas zu verachten. Dieser verdammte Kerl!
“Ich werde ein Feuer machen”, erklärte Nick barsch. “Vielleicht hilft das.”
Einige Minuten später knisterte das Feuer in einem Kessel nahe dem Tisch. Erleichtert blickte Merry in die Flammen und versuchte, nicht an die Hütte in den Bergen zu denken, die Thomas und sie für ihre Flitterwochen gemietet hatten. Sie hatten ein Plätzchen fern aller Menschen gewollt. Die Hütte war mit allem ausgestattet, was man sich wünschen konnte, angefangen von einer riesigen Badewanne über einen Kamin bis zu Nahrungsmitteln, die für eine ganze Armee gereicht hätten.
Da wären wir jetzt, dachte sie und zog die Wolldecke enger um sich. Thomas hätte sie über die Schwelle getragen, das Kaminfeuer angezündet und eine Flasche Champagner geöffnet. Anschließend hätten sie sich die ganze restliche Nacht geliebt.
Aber es gab keine Hütte in den Bergen, keine Flitterwochen und keine Liebesnacht vor dem Kamin. Auch keinen Ehemann.
Die Gefühle überwältigten und zerrissen sie beinahe. Am liebsten hätte Merry vor Wut geschrien und getobt. Plötzlich fiel ihr Blick auf ihr Brautkleid, das immer noch am Boden lag. Ohne zu überlegen, hob sie es auf und ging zum Feuer.
“Was zum Teufel hast du vor?”, rief Nick entsetzt.
“Ich werde es verbrennen”, antwortete Merry und ließ das Kleid in die Flammen fallen. Nick sprang auf, doch es war zu spät. Die zarte Spitze und die Seide fingen sofort Feuer.
“Verdammt, Merry, weshalb hast du das getan?”
“Ich werde es bestimmt nicht noch einmal tragen”, erklärte sie ungerührt. “Das bringt Unglück.”
Das Kleid löste sich in Rauch auf, und kurz darauf blieb nichts als ein Häufchen Asche zurück. Wie von meinen Hoffnungen und Träumen, dachte sie benommen.
“Nicht weinen, Merry”, flüsterte Nick. “Ich ertrage es nicht, wenn du so leidest.”
“Ich kann nichts dafür”, schniefte sie und barg ihr Gesicht an seinem nassen Hemd. “Wie konnte mir Thomas so etwas antun. Ich dachte, er liebt mich!” Schluchzend sank sie an seine Brust.
Nick legte fürsorglich die Arme um sie und ließ sie weinen. Er wünschte, er hätte eine Erklärung für Thomas’ Verhalten. Aber er verstand den Freund selber nicht.
“Er liebt dich ganz bestimmt”, versicherte er ihr und hoffte, es wäre wahr. “Er ist ein bisschen verwirrt, aber das geht vorüber. Er wird es niemals riskieren, dich für immer zu verlieren. Sobald er ein wenig Abstand gewonnen hat und wieder klar denken kann, wird er erkennen, was er getan hat, und zu dir zurückkehren. Du wirst es erleben. Wenn du das nächste Mal in die Kirche einziehst, wird er am Altar auf dich warten. In fünfzig Jahren werden wir eure Goldene Hochzeit feiern und über alles lachen.”
Nick meinte es gut, das war Merry klar. Aber sie konnte jetzt nicht daran denken, was in fünfzig Jahren sein würde. Sie wusste ja
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