Tiffany Duo Band 0133
nicht auf eure Party verzichten. Wir treffen uns in wenigen Minuten auf der Ranch, wo der Empfang wie geplant stattfinden wird.”
Einen Moment schwiegen alle verblüfft. Dann begann ein leises Flüstern. Plötzlich sprang einer der Ranchgehilfen auf und stieß einen lauten Freudenschrei aus. “Heißt das, dass du wieder zu haben bist, Merry? Das ist ja wunderbar! Darf ich um den ersten Tanz bitten?”
Die Frage kam so unerwartet, dass Merry unwillkürlich lachen musste. “Natürlich darfst du das, Slim”, antwortete sie. “Es wird mir eine Ehre sein.”
“Und ich möchte den zweiten”, rief ein anderer Cowboy
“He, ich wollte sie darum bitten!”
Wieder blinzelte Merry gerührt die Tränen fort. “Nun streitet euch nicht, Männer. Ich werde gern mit allen tanzen. Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich möchte andere Schuhe anziehen. Diese bringen mich fast um. Bis gleich.”
Der Empfang fand im Haus ihrer Mutter statt, ein weitläufiges Anwesen der Familie, das im letzten Jahrhundert immer stärker ausgebaut worden war.
Merry saß mit Janey und ihrer Mutter in der Limousine, die für Thomas und sie für den Rückweg nach der Trauung angemietet worden war. Als sie auf das Haus zufuhren, entdeckte sie unzählige Wagen zu beiden Seiten der Einfahrt, und weitere waren auf den angrenzenden Weiden geparkt. Jeder Bewohner der Stadt schien gekommen zu sein. Merry wunderte sich nicht darüber. Niemand wollte sich diese Party entgehen lassen.
Merry hatte sich eine Hochzeitsfeier gewünscht, von der man noch jahrelang reden würde. Aber nicht so! Thomas sollte jetzt an ihrer Seite sein, mit ihrem Ring am Finger und sie mit seinem. Stattdessen war er auf dem Rückweg nach Chicago, und sie musste mit den Folgen seiner Feigheit fertig werden.
Zu spät erkannte sie, dass sie die Party hätte absagen müssen. Sie musste den Verstand verloren haben, wenn sie glaubte, dies durchstehen zu können. Die Leute erwarteten gewiss, dass sie freundlich lächelte und huldvoll ihre Umarmungen, ihre Küsse und ihre teilnehmenden Worte über sich ergehen ließ. Aber dazu war sie nicht in der Stimmung. Sie war den Leuten für ihre Unterstützung dankbar, aber sie brauchte unbedingt ein bisschen Zeit für sich.
Ihre Mutter ahnte, was in ihr vorging. “Du musst dir dies nicht antun, Liebes. Niemand würde es dir übel nehmen, wenn du den Gästen für ihr Kommen dankst und anschließend still verschwindest.”
“Wir schaffen die Party auch allein”, versicherte Janey ihr. “Möchtest du nicht lieber zu dir fahren und dich richtig ausheulen? Das würde dir bestimmt guttun.”
Merry dachte einen Moment nach. Doch Thomas’ Sachen waren noch bei ihr. Seine Kleidung hing neben ihrer im Schrank. Sein Kopfkissen lag neben ihrem auf dem Bett. Schon bei dem Gedanken daran geriet sie beinahe in Panik und schüttelte den Kopf.
“Nein, ich halte schon durch. Es ist alles in Ordnung.”
Die Limousine hielt vor dem Haupthaus an, und zahlreiche Gäste kamen gelaufen. Merry blieb nichts übrig, als ein freundliches Lächeln aufzusetzen und sie zu begrüßen. Einer nach dem anderen umarmte sie und gab sie an den nächsten weiter, bis sie die Veranda erreichte, wo die Tische für den Empfang gedeckt waren.
Merry war so überwältigt, dass sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Entsetzt von dem Gedanken, vor den Augen aller zusammenzubrechen, sah sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Aber die Gäste verstellten ihr den Weg. Gerade dachte sie, dass sie sich furchtbar blamieren würde. Da schlug die Band auf der anderen Seite der Veranda einen Trommelwirbel, und der Sänger rief:
“Ladies and Gentlemen, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Unser Ehrengast ist angekommen, und die Band möchte ihn mit einem Song begrüßen. Merry, dieses Lied ist für Sie.”
Er zeigte mit dem Daumen nach oben und drehte sich zu den Musikern um. Nach einem Kopfnicken stimmten sie eine zündende Version von
I Will Survive
an.
2. KAPITEL
Der Song schaffte, was bisher niemand gelungen war. Merry lachte endlich. Zum ersten Mal an diesem Tag war sie wieder zuversichtlich, machte jeden Spaß mit und genoss die Party. Ein Cowboy nach dem anderen forderte sie zum Tanzen auf. Und sie sagte Ja und hoffte, dass sie sich in der Musik verlieren könnte und nicht zu denken brauchte. Eine Weile ging das tatsächlich gut. Aber es hielt nicht ewig an. Dafür war sie zu tief verletzt. Er gab nur einen Mann, der sie in den Armen halten sollte, und der war
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