Tiffany Duo Band 0133
zerren, die sich plötzlich am Rand ihres Bewusstseins auftat.
Zeke hockte sich mit besorgter Miene vor sie und fasste ihre kalte Hand. “Du brauchst dich um nichts zu kümmern, hörst du? Joe und ich werden zu den Gästen gehen und ihnen mitteilen, dass die Trauung und der Empfang nicht stattfinden. Lizzie und Angel fahren inzwischen nach Hause und helfen dem Partyservice, die Sachen wieder einzupacken. Wir bleiben so lange hier, bis alle gegangen sind. Du brauchst mit niemandem zu reden, wenn du nicht möchtest. Einverstanden?”
“Sobald wir von Angel und Lizzie grünes Licht bekommen haben, bringen wir dich zu Moms Haus, damit du heute Nacht nicht ständig Thomas’ Sachen vor Augen hast”, fügte Joe hinzu. “Morgen früh werden Zeke und Nick sein Zeug in meinen Transporter packen und zu seiner Mutter fahren.”
Merry konnte ihre Schluchzer kaum noch unterdrücken. Sie hatte so eine wunderbare Familie. Jeder führte sein eigenes Leben, und nicht immer waren sich alle einig. Doch sobald jemand Kummer hatte, hielten sie wie Pech und Schwefel zusammen. Sie würden für sie durch dick und dünn gehen, um sie beschützen.
Nun, sie hatte wirklich Kummer, und sie war so verletzt wie nie im Leben zuvor. Am liebsten hätte sie sich wie ein verwundetes Tier in einer Höhle verkrochen. Aber das ging nicht. Thomas hatte sie vor der ganzen Stadt blamiert. Wenn sie ihren Freunden nicht sofort gegenübertrat, würde sie ihnen nie wieder in die Augen sehen können.
Mühsam blinzelte Merry ihre Tränen fort und hob den Kopf. “Nein”, sagte sie. “Ich werde zu den Gästen gehen. Sie waren zu meiner Hochzeit eingeladen. Deshalb muss ich mit ihnen reden.”
“Wer sagt das?”
“Du bist niemandem etwas schuldig.”
“Willst du das wirklich auf dich nehmen, Liebes?”
Obwohl auch die Mutter sie warnte, ließ Merry sich nicht beirren. Entschlossen stand sie auf. “Ja, das will ich. Außerdem werden wir den Empfang nicht absagen. Die Leute haben sich auf eine Party eingestellt, und sie sollen sie haben.”
“Hast du den Verstand verloren?”, fragte Stella.
Joe brachte seine Cousine mit einem harten Blick zum Schweigen. Er war wütend und enttäuscht von Thomas und konnte kaum noch an sich halten. “Verdammt, Merry. Niemand wird erwarten, dass der Empfang trotzdem stattfindet. Es wäre total verrückt. Halt einfach den Mund, und überlass alles Weitere uns.”
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Merry ihrem Bruder gründlich die Meinung gesagt. Schließlich lebten sie nicht im Mittelalter. Sie brauchte nicht zu schweigen und sich demütig dem zu fügen, was die Familie beschloss. Aber Joe war zutiefst bestürzt.
Deshalb zog sie ihn kurz an sich und machte sich gleich wieder los, um nicht in Tränen auszubrechen. “Ich bin euch wirklich dankbar, dass ihr mich schonen wollt”, erklärte sie und lächelte unsicher. “Trotzdem werde ich meine Meinung nicht ändern. Sagt Lizzie und Angel, dass der Empfang stattfinden wird.” Ohne den anderen Gelegenheit zu einem Einwand zu geben, verließ sie das Ankleidezimmer und zog ihre Schleppe hinter sich her. Joe und der restlichen Familie blieb nichts übrig, als ihr zu folgen.
Merry hatte geglaubt, es würde ganz einfach werden. Doch als sie allein in ihrem Brautkleid den Mittelgang hinaufschritt, spürte sie den Schock beinahe körperlich, der die Gäste durchfuhr. Reihe für Reihe verstummte. Alle Augen waren auf sie gerichtet.
Merrys Herz hämmerte wie wild. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre davongelaufen. Aber hier saßen ihre Freunde und ihre Verwandten. Menschen, die sie ihr Leben lang kannte. Sie hatten lange genug gewartet.
Deshalb nahm sie allen Mut zusammen, drehte sich zu ihnen um und lächelte gequält. “Ihr fragt euch gewiss, was passiert ist. Wir hatten eine unerwartete Verzögerung, und jetzt hat Thomas beschlossen, dass er lieber nicht heiraten möchte.”
Die Gäste keuchten entsetzt, und wenig schmeichelhafte Bemerkungen über Thomas wurden laut. Doch Merry bemerkte vor allem das Mitgefühl in den Augen der Anwesenden und hätte beinahe losgeheult. Gerührt versuchte sie, die Tränen zu verdrängen. Ihr Hals schnürte sich zusammen. Ihr Herz schmerzte, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder sprechen konnte. Und selbst dann klang ihre Stimme verräterisch heiser.
“Bitte entschuldigt, dass ich euch warten ließ. Diese Wendung kam für mich ebenso überraschend wie für euch. Nur weil keine Trauung stattfindet, sollt ihr aber
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