Tiffany Duo Band 0142
Interview so kurz wie möglich zu halten. Brauchst du sonst noch etwas für deinen Artikel?”
“Nein, ich habe alles”, antwortete Lindsey. “Aber in Zimmer 205 spielt sich doch auch etwas ab. Wer ist der geheimnisvolle Fremde, Serena?”
“Das würde mich auch interessieren”, bemerkte Dan. Dann schaute er Lindsey eindringlich an. “Aber bevor wir nicht die ganzen Fakten wissen, haben Sie nichts, worüber Sie schreiben können.”
“Dan hat recht, Lindsey. Bislang wissen wir nur, dass der Mann zusammengeschlagen wurde. Ich habe ihn in einem Graben neben der Bullock Lake Road gefunden. Die Story muss wohl bis morgen warten. Noch geht es ihm nicht gut genug, um sowohl der Presse als auch der Polizei Rede und Antwort stehen zu können.”
“Er ist also bei Bewusstsein?”, fragte Dan.
Serena nickte. “Ich habe kurz mit ihm gesprochen. Er sagt, er heißt Sam Wallace. Mehr habe ich nicht herausgefunden. Doktor Frank untersucht ihn gerade.”
“Sie haben nichts über den Vorfall erfahren?” Dan runzelte die Stirn. Hatte er etwas zu verbergen?
Serena schüttelte den Kopf. “Nichts. Er ist noch vollkommen benommen. Hat Schmerzen und kann sich nicht konzentrieren. Er ist ganz umgänglich, aber verwirrt. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich überhaupt an etwas erinnern kann.”
“Er pocht wohl auf Amnesie?” Dan schürzte ungläubig die Lippen.
“Nein.” Dieser Dan! Manchmal treibt er es einfach zu weit, dachte Serena. Beinahe paranoid, aber das konnte man ihm nicht ins Gesicht sagen. “Er pocht auf gar nichts, er ist einfach nur verwirrt, Dan. Bei einer Gehirnerschütterung ist das ganz normal.”
Widerwillig stimmte er ihr zu. “Vielleicht kriege ich etwas aus ihm heraus, sobald der Doktor mit ihm fertig ist. Wenn er seine Angreifer beschreiben kann, haben wir eine Chance, sie zu finden.”
“Er hat ziemliche Schmerzen.”
Er schenkte Serena ein Lächeln, das aber nicht seine glitzernden dunklen Augen erreichte. “Machen Sie sich keine Sorgen, Serena. Es wird kein Kreuzverhör, ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.
“Ich auch”, fügte Lindsey hinzu.
Serena schaute sie an. “Geh und schreib die Schulbusstory. Die ganze Stadt ist heiß darauf.”
Obwohl das Lindsey ganz und gar nicht gefiel, konnte sie ihrer Chefin nicht widersprechen. Sie nickte. “Bis morgen dann. Bitte finden Sie in der Zwischenzeit so viel wie möglich über den Fremden heraus.”
Dan schaute ihr finster nach, als sie in den Fahrstuhl stieg.
Serena wusste, dass Dan es nicht persönlich meinte. Er hatte Lindsey schon gekannt, als sie noch in den Windeln steckte. Serena war sich sogar sicher, dass er sie mochte – auf seine eigene derbe Art –, aber Reporter konnte er grundsätzlich nicht leiden.
Währenddessen hatte sich Dan bereits in Richtung Zimmer 205 aufgemacht; er murmelte leise: “Okay, Sam Wallace. Jetzt finden wir heraus, ob du ein Opfer bist oder einer, den wir hier nicht wollen.”
Genau das hatte Serena sich auch schon gefragt. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr schwer, sich Sam Wallace – verletzt oder nicht – als unschuldiges Opfer vorzustellen.
2. KAPITEL
Sam, der sich noch immer nicht an seinen richtigen Namen erinnern konnte, starrte auf den Fernseher über seinem Krankenbett. Vielleicht gab es etwas in den Abendnachrichten, das seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen würde. Die ganze Zeit hatte er sich das Hirn zermartert und es nach irgendwelchen Erinnerungen abgesucht. Vergeblich. Es hatte ihm nichts gebracht außer einem höllischen Brummschädel. Und allmählich bekam er auch Panik. Was, wenn er sich tatsächlich nie wieder an etwas erinnern würde?
Wahrscheinlich sollte er es jemandem sagen, dass sein Hirn wie ausgeleert war. Nur wem? Etwa dem Polizisten, der ihm vorher Löcher in den Bauch gefragt hatte? Sam hatte so ausweichend wie möglich geantwortet. Schließlich war der Chief gegangen, jedoch nicht ohne ihm anzukündigen, dass er wiederkommen würde – war das ein Versprechen oder eine Warnung?
Sam hatte Dan Meadows erzählt, dass er auf der Suche nach Arbeit gewesen wäre, als ihn zwei Männer per Anhalter mitgenommen hätten. Das sei das Letzte, woran er sich erinnern konnte. Sie hatten ihn ausgeraubt und am Straßenrand liegen gelassen. Sam beschrieb die Männer nicht einmal, sondern klagte nur über seine Müdigkeit und Kopfschmerzen. Doch Chief Meadows schien von Sams Geschichte alles andere als überzeugt gewesen zu sein.
Sam überlegte. Der bloße Gedanke
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