Tiffany Duo Band 0142
Weg zum See gegangen?”
“Serena, es sind nur zwei Meilen.”
Er scheint noch nicht einmal außer Atem zu sein, dachte sie. Sein Gesicht war beinahe ganz verheilt. Noch vor ein paar Tagen fand sie, dass er gut aussah. Jetzt verschlug es ihr fast den Atem. Wer war bloß dieser goldblonde, blauäugige Adonis mit dem Hund auf dem Arm? Und er lächelte sie auch noch an. Ihr Herz raste. “Äh … Sie haben sich aber sehr schön …, äh, schnell erholt.”
“Ruhe und das hervorragende Essen Ihrer Mutter. Besser als jedes Krankenhaus.”
Walter drehte sich, um Sams Gesicht zu lecken. Er gluckste. “Der hier gehört wieder ins Haus. Mal sehen, ob ich den Zaun reparieren kann.”
Serena nickte. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf ihr Zimmerfenster. Dahinter befanden sich noch immer die gleichen Möbel aus Mahagoni, die sie zu ihrem siebzehnten Geburtstag bekommen hatte. Jetzt, da sie daran dachte, merkte sie plötzlich, dass sie beinahe ihr ganzes Leben – ausgenommen ihre Collegejahre – hier verbracht hatte.
Wie langweilig musste das für jemand erscheinen, der stets von einem Ort zum anderen zog …
Aber wer will schon so leben wie Sam, versicherte sie sich selbst und dachte dabei an Kara. Nein, Serena war glücklich mit ihrem Leben. Außer dem Hund natürlich, dachte sie und warf dem Tier einen finsteren Blick zu.
“Merkwürdig, diese Stadt. Innerhalb von fünf Meilen hat man einen Wald, Wohnviertel jeder Art, einen Campingplatz, einen See, Geschäfte. Wie ein verkleinertes Spiegelbild der Gesellschaft.”
“Aber die kleinen Städte sind doch alle so.”
Er verzog das Gesicht. “Mag sein.”
Nachdem Serena das Tor hinter sich geschlossen hatte, übergab er ihr den Hund. “Ich schaue besser sofort nach dem Zaun, sonst haut Walter gleich wieder ab.”
“Das brauchen Sie doch nicht.”
Er zuckte die Achseln. “Ich bin gern nützlich. Ich habe Ihrer Mutter schon angeboten, am Haus zu arbeiten, aber sie meinte, dass ich wenigstens eine Woche Genesung hinter mich bringen müsste.”
Wieder überraschte er sie mit seiner Entschlossenheit, seinen Anteil zu tun. Noch nicht einmal Dan hatte bisher einen Fehler an Sam finden können. Marjorie meinte, dass er einer der besten Angestellten sei, den sie jemals gehabt hatte. Wenn sie sich seine manikürten Finger vor Augen hielt, fragte sich Serena erneut, an welche Arbeit dieser Mann normalerweise gewöhnt war. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass darunter harte körperliche Anstrengungen fielen.
Nachdem sie den Hund wieder ins Haus gebracht hatte, stellte sie fest, dass Sam bereits Werkzeuge und Bretter aus der Garage geholt hatte. Er ging ziemlich ungeschickt mit dem Hammer um, was ihren Verdacht bestätigte: Dieser Mann war mit Sicherheit kein Handwerker. Einmal traf er statt des Nagels seinen Daumen und fluchte laut, entschuldigte sich aber sofort, als er Serena bemerkte.
“Haben Sie sich wehgetan?”, erkundigte sie sich und musste ein Grinsen unterdrücken.
“Und wie!”, erwiderte er mit einem gequälten Lächeln.
Sie wollte mehr über ihn erfahren, wusste aber, dass direkte Fragen zu nichts führten. Also versuchte sie es auf andere Weise. “Ich könnte wetten, dass Sie Betriebswirtschaft studiert haben.”
Sam hielt einen Moment inne, ehe er sich wieder an die Arbeit machte. “Wieso denn das?”
“Nur eine Vermutung. Habe ich recht?”
“Wieso glauben Sie, dass ich studiert habe?”
“Sie machen einen gebildeten Eindruck. Wo haben Sie studiert?”
“Mal hier, mal da. Was ich im Augenblick gebrauchen könnte, wäre ein Kurs in Zaunreparatur”, erwiderte Sam und sah sich seinen malträtierten Daumen an.
Wirklich ein Meister im Nichtssagen, dachte Serena. Sie erinnerte sich an Lindseys Empörung, als sie Serena von ihrem Treffen mit Sam berichtet hatte. “Sie sprechen nicht gern über sich, stimmt’s?”
Sam suchte den Zaun nach weiteren schwachen Stellen ab und zuckte mit den Achseln. “Da gibt es nicht viel zu erzählen.”
Sie folgte ihm. “Das glaube ich Ihnen nicht. Sie sind doch viel herumgekommen.”
“Nicht wirklich”, schnaubte er, während er Unkraut zu rupfen begann.
“Waren Sie jemals verheiratet?”
“Nein, und Sie?”
“Nein.”
Er untersuchte ein loses Brett und zog einen Nagel aus seiner Hosentasche. “Und warum nicht?”
“Ich habe bisher noch … Einen Augenblick. Ich hatte
Sie
etwas gefragt.”
“Habe ich doch beantwortet.”
“Kaum. Und was erwarten Sie von Ihrer Zukunft? Was für
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