Tiffany Duo Band 0142
da keine Zusammenhänge.”
Sam lachte leise und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. “Schaffen Sie es eigentlich immer, mit Ihrem spröden Tonfall Leute davon zu überzeugen, dass Gefühle bei Ihnen zuletzt kommen?”
Plötzlich verunsichert, blickte Serena weg. Außerdem war ihre Tasse leer. “Wenn wir morgen frisch sein wollen, dann wird es Zeit, sich hinzulegen.”
“Selbstverständlich”, stimmte er zu, stand auf und reichte ihr eine Hand.
Um nicht zickig zu erscheinen, gab Serena ihm die ihre und ließ sich sanft aus der Schaukel helfen. Er hielt sie noch ein wenig fest und lächelte Serena im Mondlicht an.
“Was?”, fragte sie ungeduldig.
“Nichts. Aber es hat mir gefallen, mit Ihnen zu plaudern.”
Sie war sich nicht sicher, was sie jetzt sagen sollte. Ihr Puls raste und ihr Herz hämmerte. Die ganze Atmosphäre im Garten schien wie direkt aus der Romantik entsprungen. Und dann dieser Mann – unglaublich attraktiv, charmant – und voller Rätsel. “Ich muss jetzt hineingehen”, brachte sie schließlich hervor.
Sam schien auf ihre Lippen zu starren. Das Mondlicht umrahmte ihn und ließ seine goldblonden Haare glitzern. Sie fuhr sich mit der Zunge über den Mund.
Sam stieß einen leisen Laut aus – sie war sich nicht sicher, ob er gestöhnt oder sich nur geräuspert hatte –, ließ sie dann los und tat einen Schritt zurück. “Ja”, murmelte er, “Sie sollten wirklich gehen.”
“Haben Sie noch genügend Schmerzmittel?”
“Ja, ich habe mir heute welche geholt. Es geht mir gut. Danke.”
Das hätte er so oder so gesagt, dachte Serena. Sam Wallace war niemand, der jammerte. “Dann …, dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.”
“Gute Nacht, Serena. Schlafen Sie gut.”
Sie drehte sich um und begann ruhigen und gemessenen Schrittes zum Haus zu gehen. Am liebsten aber wäre sie gerannt.
Wie wäre es wohl gewesen, wenn Sam Wallace sie geküsst hätte? Aber dann schalt sie sich selbst, denn genauso hätte ihre Schwester gedacht. Und Serena wollte nicht denselben Weg einschlagen wie sie.
Obwohl der Betrieb in Marjories Bistro an den folgenden Tagen genauso hektisch war wie am Montag, fiel Sam die Arbeit zunehmend leichter. Entweder heilten seine Verletzungen oder er gewöhnte sich an die Tätigkeit. Als Marjorie ihn am Freitagnachmittag mit nach Hause nahm, berichtete sie ihm, dass sie zu einem Treffen des Gartenclubs müsste. Und dann fragte sie, ob es ihm etwas ausmache, allein zu Hause zu sein. Höflich erwiderte Sam, dass er durchaus in der Lage sei, auf sich selber aufzupassen.
Obwohl er Marjories Fürsorglichkeit zu schätzen wusste, fühlte er sich allmählich doch von ihr erdrückt. Ohne Geld und Auto war er völlig von ihr abhängig. Das behagte ihm ganz und gar nicht.
Zu Hause angekommen, duschte er und zog danach frische Kleidung an. Dann setzte er einen Kaffee auf und ging noch einmal ins Badezimmer zurück, um sich im Spiegel zu betrachten. Mittlerweile hatten die Schwellungen nachgelassen, und er sah einen blauäugigen blonden Mann vor sich. Nichts Außergewöhnliches, dachte er sich. Nichts, was ihn an seine Vergangenheit erinnerte.
Stattdessen dachte er an Serena und setzte sich mit dem Kaffee an den Küchentisch. Durch das Fenster konnte er den Rosengarten und die Schaukel sehen, wo er und Serena sich neulich in der Nacht zufällig getroffen hatten. Wie angenehm es doch gewesen war. Angenehm, wenngleich mit einer Einschränkung.
Warum hatte es ihn so gestört, dass sie Anwältin war? Sogar jetzt noch hatte er ein unbehagliches Gefühl, wenn er nur an das Wort dachte. Warum bloß? Es musste etwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Doch jedes Mal, wenn er sich bemühte, an sein Leben
davor
anzuknüpfen, bekam er unweigerlich Kopfschmerzen. Aber der Gedanke an das Gefühl ihrer Hand in der seinen, wie das Mondlicht auf ihr geflimmert hatte, wie ihre Lippen sich öffneten und feucht glänzten … Er hatte sie küssen wollen. Sein Verlangen war beinahe schmerzhaft gewesen.
Was hatte sie wohl von diesem Augenblick gehalten? Und warum hatte sie ihn seitdem gemieden? Konnte sie seine Gedanken lesen?
Sie betrachtete ihn als einen Fremden. Was sonst? Er war sich ja selber fremd. Und was könnte eine attraktive Anwältin schon in einem armen Schlucker wie ihm sehen? Falls er das überhaupt war … Und selbst wenn sie Interesse hätte, konnte er es nicht riskieren, auf etwas einzugehen. Vielleicht hatte er eine Frau und eine Schar Kinder, wenngleich ihm das
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