Tiffany Duo Band 0142
kein Schmerzmittel mitnehmen möchtest?”
“Ich habe noch etwas Aspirin. Das reicht für heute Abend.” Vorsichtig stand er auf und ging zur Tür.
Serena folgte ihm. “Wenn du etwas brauchst, irgendetwas, brauchst du es mir nur zu sagen, okay?”
“Irgendetwas?”
Sein schiefes Lächeln, das er sonst nur zeigte, bevor er sie küsste, ließ ihre Knie weich werden. “Du weißt, was ich meine.”
Sam stöhnte. “Ja, leider. Bis morgen, Serena.”
“Und dann suchen wir Dan auf.”
“Wir?”
“Es kann durchaus sein, dass du einen Anwalt benötigst.”
Sam gluckste trocken. “Oder Dan – nachdem er mich erwürgt hat.”
“Das ist auch eine Möglichkeit”, räumte sie ein.
“Gute Nacht, Serena.”
“Gute Nacht … Sam.”
Er hatte ihr Zögern, bevor sie seinen Namen aussprach, nicht überhört; entschuldigend zuckte er mit den Achseln, bevor er in den Garten trat. Serena schloss die Tür hinter ihm und seufzte. Ihre Schläfen pochten.
Der Mann, in den Kara sich verliebt hatte, war zu jung und er war ein Träumer. Aber wenigstens wusste Pierce,
wer
er war.
Kara mochte die Abenteuerliche in der Familie sein, aber Serena war diejenige, die schnurstracks Kurs auf eine Katastrophe nahm.
13. KAPITEL
Die Ketten, an denen die Schaukel im Rosengarten hing, quietschten, als Sam sich darauf setzte. Außer den Zikaden, Fröschen und Nachtvögeln in der Umgebung, war es das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht unterbrach. Er ertappte sich, wie er auf Motorengeräusche, Sirenen und laute Stimmen lauschte – sogar auf Schüsse. Was für ein Leben musste er früher geführt haben, wenn er diese Geräusche selbst mitten in der Nacht erwartete?
Er schloss die Augen und genoss die tiefe Stille. War es möglich, dass er einmal – früher – die nur halb erinnerten Geräusche und das Leben, das sich mit ihnen verband, seinem jetzigen Dasein vorgezogen hatte? Und wenn, wie hatte ein Schlag auf den Kopf sein ganzes Denken so radikal umkrempeln können?
Es war ein anderer Traum, der ihn hatte hochschrecken und die Ruhe in der Nacht draußen suchen lassen. Vielleicht würde der Duft der Blumen ihn von seinen Vorstellungen, seinen Fantasien abbringen. Der Traum war keiner der guten gewesen – kein Lachen, keine Fröhlichkeit. Er kannte ihn schon. Und jedes Mal fühlte sich Sam bedrückt, ausgehöhlt, deprimiert.
Wer war die weinende Frau? Er konnte sie sich richtiggehend ausmalen – jung, mit frischem Gesichtsausdruck, hübsch. Aber ihr Gesicht war gerötet und mit Tränen übersät. Sie schien völlig geknickt zu sein. Und trotzdem konnte er sich nicht erinnern, wer sie war oder was er mit ihr zu tun hatte. Das Einzige, was er wusste, war, dass es die Frau gab – und dass sie seinetwegen weinte.
Hatte sie ihn geliebt? In seinem Traum hatte er versucht, sich auf seine Gefühle ihr gegenüber zu konzentrieren. Aber er hatte nur vage Sympathie und Zuneigung empfunden. Und Schuld. Ganz bestimmt Schuld. Er war der Grund für ihren Zustand. Aber das war alles, was er wusste.
Wer
war
sie? Und wer war
er
, der ihr so wehgetan hatte?
“Hast du Schmerzen?”
Serenas leise Frage ließ ihn die Augen öffnen. Er hatte sie nicht gehört, so vollkommen war er in seinen Gedanken versunken. Sie stand vor ihm, in Mondlicht gebadet. Ihr Haar war zerzaust und hing in Strähnen um ihr klares Gesicht. Sie trug ein ärmelloses Hemd und Shorts, die mehr von ihrer cremefarbenen Haut zeigten als verhüllten. Sie gehörte genauso hierher wie die Rosen und die Nachtvögel, ein lebendiger Teil des Friedens und des Zaubers dieses Platzes. Und er war der Außenseiter.
Sam erinnerte sich an die sagenumwobene Stadt, deren Bewohner ihr nicht entrinnen konnten, und an seine Befürchtung, dass es ihm ähnlich ergehen könnte. Jetzt fürchtete er das Gegenteil – dass er fort musste.
“Sam?”, fragte Serena besorgt.
Er versuchte zu lächeln. “Ich konnte nicht schlafen. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.”
“Nein, ich war auch wach. Meine Großmutter nannte Nächte, in denen man nicht schlafen kann, Eulenperioden.”
“Dann habe ich wohl eine Eulenperiode.”
“Ich auch. Ich kann mein Gehirn einfach nicht abschalten.”
“Und was ist so schwerwiegend, dass du es nicht bis morgen lassen kannst?”
“Du”, antwortete Serena nach einem Zögern.
Sam stand auf – er hatte keine Taschen, in die er die Hände hätte stecken können, da er sich nur T-Shirt und Shorts angezogen hatte. Deshalb kreuzte er die Arme
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