Tiffany Duo Band 0142
Heißt das, dass du eine Amnesie hast?”
Das Wort ließ Sam zusammenzucken. “Ja, das heißt es.”
Sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. “Und dein Name, dein Geburtstag?”
“Erfunden. Ich dachte, dass früher oder später alles wiederkehren würde. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden. Und wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, hätten sie mich niemals aus dem Krankenhaus entlassen, sondern einen Psychologen nach dem anderen auf mich gehetzt …”
“Alles erfunden!” Serena konnte es nicht fassen, sondern starrte ihn entgeistert an.
Sam kreuzte die Arme vor der Brust. Er fühlte sich äußerst unbehaglich.
“Ich …, du …”, brachte sie hervor. “Es ist …”
“Ich habe doch gesagt, dass du mir nicht glauben würdest”, murmelte Sam und fragte sich, was jetzt gerade in ihr vorging.
“Und du sagst, dass du dich an nichts erinnern kannst?”
“Na ja, ein paar Bruchstücke sind inzwischen wieder da, Situationen, Szenen. Aber eher wie Träume als wie etwas Konkretes.”
“Das ist einfach nicht zu glauben. Ich muss mich hinsetzen”, sagte sie, nahm Platz und stützte den Kopf mit den Händen.
Sam setzte sich ihr gegenüber und wartete, bis sie sich wieder etwas gefasst hatte.
Schließlich meinte sie: “Warum hast du es nicht einmal mir erzählt?”
“Ich weiß, dass es dumm war.” Sam schüttelte den Kopf. “Aber ich war verwirrt. Und ich wusste nicht, wie du reagieren würdest … Außerdem wollte ich es nicht zugeben. Es ist mir peinlich.”
“So ein Schwachsinn”, sie machte eine Pause, “doch das ist jetzt egal. Was sind das für Bruchstücke, an die du dich erinnern kannst?”
Er schaute auf die Hände. “Wie gesagt, es ist keine konkrete Erinnerung, eher etwas Traumhaftes. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich als Kind geschlagen wurde.”
“Das habe ich mir fast schon gedacht”, murmelte Serena. “Deine Anteilnahme an Zachs Schicksal hat mich darauf gebracht.” Sie sah ihn mitleidig an. “Gibt es sonst noch etwas? Vielleicht als Erwachsener?”
“Nichts Zusammenhängendes. Wie ich in einem Restaurant sitze. Mit einem Freund angele. Ein schnelles Auto fahre. Reite. An einem Computer sitze … Wie gesagt, nicht viel. Und ich weiß nicht, ob ich es mir nur vorstelle oder ob es tatsächlich geschehen ist.”
Sie rieb sich die Schläfen. “Irgendjemand muss sich in diesem Augenblick große Sorgen um dich machen und nach dir suchen. Familie, Freunde …” Sie schluckte. “Vielleicht deine Frau.”
Er legte die linke Hand auf den Tisch. “Es sieht nicht so aus, als ob ich je einen Ring getragen hätte.”
“Nicht jeder, der verheiratet ist, trägt einen Ring.”
“Nein, aber ich glaube nicht, dass ich verheiratet bin, Serena. Wenn ja, würde ich es doch irgendwie - spüren.”
“Aber du kennst nicht einmal deinen eigenen Namen!”
Sam zuckte die Achseln. “Ich glaube, ich würde es wissen, wenn ich verheiratet wäre”, wiederholte er und hoffte, dass das entschlossen genug klang.
Sie schaute ihm in die Augen. “Sam, es wird garantiert jemand nach dir suchen.”
“Das habe ich schon überprüft. Ich war in der Bibliothek und habe im Internet nach vermissten Personen recherchiert. Die Polizei sucht auch niemand, der so aussieht wie ich.”
Sie hob die Brauen. “Und du wusstest, wie man das macht?”
“Ja. Sobald ich mich vor den Computer gesetzt habe, schien es ganz natürlich. Da kenne ich mich aus. Woher, das weiß ich allerdings nicht.”
“Dann ist das mit dem Umherstreunen also alles …
“Es war das Erste, was mir in den Sinn gekommen ist”, sagte Sam.
Serena stöhnte auf und vergrub den Kopf wieder in den Händen. “Und die Geschichte mit den Verbrechern, die dich zusammengeschlagen haben …”
“Nun ja, es schien zu passen.”
Sie stöhnte erneut.
“Okay. Ich gebe zu, dass es kein Geistesblitz war. Aber ich hatte schließlich eine Gehirnerschütterung. Als ich dann etwas zur Besinnung kam, habe ich gemerkt, was ich mir da eingebrockt habe. Aber es war zu spät.”
“Dan wird dich lynchen.”
Daran hatte Sam auch schon gedacht.
“Natürlich muss er davon erfahren”, sagte Serena ernst.
Sam kratzte sich den Nacken und nickte.
“Verstehst du denn nicht? Vor drei Wochen hat jemand versucht, dich zu ermorden. Und heute ist es wieder passiert. Sam, du schwebst in Lebensgefahr!”
Obwohl er versucht hatte, solche Gedanken zu verdrängen, hätte er gern gewusst, ob der Fahrer des Autos dem einsamen Mann beim Fest
Weitere Kostenlose Bücher