Tiffany Duo Band 0142
ähnelte.
“Ich werde morgen mit Dan sprechen.”
“Nein, heute Abend noch.”
Er schüttelte den Kopf. “Ich will ihm nicht den Abend verderben.”
“Und in der Zwischenzeit? Was ist, wenn jemand heute Nacht nach dir sucht?”
“Serena, übertreibe bitte nicht”, mahnte Sam sie. “Gleich morgen früh rufe ich Dan an.”
“Und Doktor Frank musst du auch Bescheid sagen”, fuhr sie fort. “Er wird dich wahrscheinlich nach Little Rock überweisen, da unser Krankenhaus nicht für einen solchen Fall ausgerüstet ist.”
“Einen solchen Fall?”, wiederholte Sam angespannt.
“Totale Amnesie. Solche Fälle sind sehr selten.”
“Serena, könntest du bitte von mir nicht als einem Fall reden?”, bat Sam sie genervt.
Sie biss sich auf die Lippen. “Entschuldigung, ich …”
“Ich sollte mich entschuldigen. Bei dir und deiner Mutter. Ich habe euch angelogen und ausgenutzt. Ich reise morgen ab. Und wo ich auch lande, ich werde euch alles zurückzahlen.”
Serena rollte mit den Augen. “Hörst du endlich auf, dich so aufzuführen? Du gehst nirgends hin. Und ausgenützt hast du uns auch nicht, sondern hart gearbeitet.”
Ihre Stimme klingt nicht wütend, dachte Sam überrascht. Ein bisschen verärgert vielleicht, verwirrt, aber nicht wütend.
“Setz dich bitte. Ich mache uns jetzt was zum Essen.”
“Das ist wirklich nicht …”
“Ich habe Hunger”, unterbrach sie ihn. “Und du sicher auch. Und wir haben noch mehr zu besprechen.”
Kleinlaut fragte er: “Und sitzt du währenddessen wieder auf meinem Schoß?”
Entweder war Sam hungriger gewesen, als er gemerkt hatte, oder er aß, um nicht sprechen zu müssen. Auch Serena blieb stumm. Sie kämpfte noch mit der Tatsache, dass Sam – oder wie immer er auch hieß – Amnesie hatte.
Er könnte verheiratet sein. Mit jedem Kuss könnte er eine andere Frau hintergangen haben. Gott sei Dank ist sonst nichts passiert, dachte Serena. Aber sie fühlte sich dadurch nicht gerade erleichtert.
Misshandelter Junge, gebildeter Mann, der sich mit Computern auskannte und trotzdem kein Problem damit hatte, Kellner zu spielen. Zusammengeschlagen in einem Graben gefunden. Ein Mann mit dem Herz am richtigen Fleck, trockenem Humor und einem angenehmen Umgangston. Und einer, der küssen konnte. Das war alles, was sie wusste.
“Wie sehen denn diese Träume aus, die du vorhin angedeutet hast?”, fragte Serena plötzlich.
Sam legte die Gabel auf den Teller. “Gesichter. Stimmen. Nichts Greifbares.” Dann blickte er in die Ferne, als ob er gerade in einem Traum gefangen sei. “Manchmal sind sie gleich, manchmal verschieden.”
Leise fragte sie: “Sind es schöne Träume?”
“Meistens. Die Leute lachen, unterhalten sich, spielen.”
“Das hört sich gut an.”
“Meistens, ja.”
Sie merkte, dass er sich das Bein rieb. “Möchtest du ein Schmerzmittel?”, erkundigte sie sich besorgt.
Sogleich kam Sams Hand zu Ruhe. “Nein, danke.”
Sie fuhr mit ihren Fragen fort. “Und die anderen?”
Seine Miene verriet, dass dies schwierig für ihn war. “Die Leute lachen nicht.”
Ihr schien, als ob er nicht mehr darüber verraten wollte – verständlicherweise. “Es muss doch einen Anhaltspunkt geben”, murmelte sie. “Dan hat zwar den Graben gründlich abgesucht, aber vielleicht hat er etwas übersehen.”
Sam schüttelte den Kopf. “Ich habe auch schon gesucht.”
“Wir werden es herausfinden”, wiederholte sie. “Mit Hilfe von Dan und Doktor Frank werden wir erfahren, wer du bist.”
Wenn sie nachvollzog, was in den letzten Wochen mit ihm geschehen war, dann fühlte sie nichts als Mitleid. Allein der Gedanke, in einem fremden Bett, im Krankenhaus, aufzuwachen und niemand und nichts mehr zu erkennen, löste Panik in ihr aus.
Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Sam seine Amnesie geheim gehalten hatte. Wie hätte sie wohl reagiert? Sie war ihm nicht unähnlich, insofern sie sich nicht gern auf andere verließ. Hätte sie das Gleiche getan und auf Zeit gespielt, während sie darauf hoffte, ihre Probleme selbst lösen zu können?
Wahrscheinlich hätte sie anders gehandelt, aber zumindest verstand sie, was ihm durch den Kopf gegangen war.
“Es gibt noch Nachtisch im Kühlschrank”, sagte Serena. Es würde ihnen gut tun, über etwas anderes zu reden. “Möchtest du etwas?”
“Nein, danke.” Sam schaute zur Tür. “Vielleicht würde es mir gut tun, ein heißes Bad zu nehmen, um mich zu entspannen.”
“Bist du sicher, dass du
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