Tiffany Duo Band 0142
und ließ die Hände unter den Achseln verschwinden. “Und was für neue Theorien hast du jetzt ausgebrütet?”
“Ich habe über etwas anderes nachgedacht.”
“Was?” Er studierte ihr Gesicht, um ihre Gemütslage zu erkennen.
“Ich habe darüber nachgedacht, wie schön es mit dir hier ist”, sagte Serena leise. “Wie sehr du ein Teil von uns geworden bist – von unserer Stadt. Und das in nur drei Wochen. Aber es kommt mir viel länger vor.”
Sie hatte recht. Es gab kaum jemand, den er nicht kannte – entweder vom Bistro her oder durch Serena und Marjorie. Weniger als ein Monat war vergangen – kaum zu glauben.
“Wenn du erst einmal weißt, wer du bist, wirst du wahrscheinlich in dein altes Leben zurückkehren.” Serena seufzte. “Das ist ja nur natürlich, aber …”
“Aber?”
“Ich … Wir werden dich vermissen”, flüsterte sie.
Sam schluckte. “Wie du sagtest. Nur drei Wochen.”
“In drei Wochen kann viel passieren.”
Er konnte es nicht leugnen. Leben konnte sich ändern. Freunde kommen und gehen. Man konnte sich verlieben.
Aber was sagte er da? Er war doch sonst nicht der romantische Typ – dachte er zumindest. Er glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick und dergleichen – soweit er wusste. Eines aber war sicher: Er wollte nicht für ein weiteres tränenüberströmtes Gesicht, wie er es im Traum vor sich gesehen hatte, verantwortlich sein.
“Du solltest dich wieder hinlegen”, sagte Sam und schaute zum Haus. Denn wenn er in Serenas Augen sah, würde er sich nicht zurückhalten können. “Morgen könnte ein langer anstrengender Tag werden.”
“Morgen könnte unser
letzter
Tag werden.”
Vielleicht hat sie recht, dachte Sam. Es war durchaus möglich, dass man ihn in eine Klinik einweisen würde …
Ihre Blicke trafen sich. In ihren Augen lag etwas, das er nicht deuten konnte. Nicht wollte.
Er hätte sie nicht anschauen sollen, wie sie so dastand mit offenen Lippen im Mondlicht.
Sam öffnete die Arme – und zur gleichen Zeit warf sich Serena an seine Brust. Ihre Lippen berührten einander, und es schien, als ob alles andere vollkommen egal war.
Sie hatten schon die Hälfte des Weges zum Gästehaus hinter sich, als er stehen blieb. “Serena, das ist keine gute Idee.”
“Nein”, stimmte sie zu, hielt aber nicht an.
“Ich möchte nicht, dass wir das bereuen.”
Sie öffnete die Tür. “Jeder bereut etwas. Man lernt, damit zu leben.”
Es war das Beste, was sie hatte sagen können. Nicht besonders poetisch, aber wahr. Er folgte ihr ins Haus.
Während sie eintrat, begriff Serena, dass sie Sam nicht so einfach fortgehen lassen wollte, um sein altes Leben wiederzufinden. Zumindest sollte er eine Erinnerung haben: an sie. Und sie wollte auch Erinnerungen an ihn.
Männer wie Sam tauchten nicht oft in Edstown auf. Vielleicht nie wieder. Sie erinnerte sich an Karas Worte. “Das Schlimmste wäre, wenn ich es nicht getan hätte.”
Es waren nur ein paar Schritte ins Schlafzimmer, in dem das zerwühlte Bett den meisten Platz einnahm. Serena wandte sich um und wartete auf Sam. Das Licht war gedämpft, sodass Sams Gesicht im Halbschatten lag. Er sah geheimnisvoll und rätselhaft aus – es passte zu ihm.
Sie hätte nervös werden, es sich noch einmal überlegen sollen. Aber das kam ihr nicht in den Sinn. Niemand sollte ihr diese Nacht nehmen können.
Er trat zu ihr und sein Mund war so nahe, dass sie seinen Atem wie eine warme Welle auf ihrer Wange spürte. Seine Hände lagen an ihren Seiten. “Als du mir die Kleidung gekauft hast, hast du etwas vergessen. Du hast es nicht ahnen können …”
Sie zog die Hand aus der Tasche und hielt einige glänzende Plastikpackungen ins Licht.
Sams Blick wanderte von ihr zu den Packungen und wieder zurück. “Ich bin überwältigt”, sagte er.
Serena warf sie aufs Bett. “Ich dachte, du hättest inzwischen gelernt, dass ich keine Risiken eingehe.”
Er berührte ihre Hüften und zog sie dann an sich. “Und das hier ist kein Risiko?”
Sie umarmte ihn. “Nur eine zeitweilige Fehlentscheidung”, erwiderte sie. “Soviel ich weiß, kann das jedem passieren.”
“Dann lass es uns genießen”, murmelte Sam und küsste sie.
Serena wusste ganz genau, was ihre Entscheidung veranlasst hatte. Seine Einsamkeit. Die Trauer, die in seinen blauen Augen lag. Als sie aus ihrem Fenster auf den Rosengarten geblickt hatte, war er schon da gewesen. Seine hängenden Schultern hatten ihr Herz berührt. Er brauchte heute Nacht
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