Tiffany Duo Band 0142
alles erinnern würde. Dann würde es auch viel einfacher sein, über seine Amnesie zu reden.
“Bald, Serena”, versicherte er ihr und schickte sich an, das Haus zu verlassen.
Sie erwischte ihn am Arm. “Verdammt noch mal, Sam! Ich verdiene Besseres.”
Dagegen konnte er nicht ankommen – sie hatte recht.
Er schloss die Tür.
Serenas Griff wurde fester. “Was auch immer es sein mag, wovor du wegrennst – vielleicht kann ich dir helfen. Wir müssen miteinander reden, Sam. Wenn es jemand gibt, der dir Schaden zufügen will, dann …”
Sie brach ab, als Sam seine Hand auf die ihre legte. “Immer bist du für mich da”, murmelte er und schaute in ihre besorgten Augen. “Jemand wie dich habe ich noch nie getroffen – zumindest glaube ich es nicht.”
Das Kompliment war Serena peinlich. Barsch antwortete sie: “Ach, Quatsch.”
“Nein, ich meine es ernst. Ohne dich und Marjorie hätte ich nicht gewusst, was ich hätte machen sollen. Es gibt nicht viele Leute, die einen Wildfremden einfach in ihre Familie aufnehmen.”
Serena errötete. “Ich habe doch gesagt, dass es Moms Idee war.”
“Vielleicht. Aber wer hat mich im Krankenhaus besucht? Und wer hat mich, samt Kleidung und allem, abgeholt, als ich entlassen wurde?”
Um ihn nicht anschauen zu müssen, blickte sie auf ihre Hände auf seinem Unterarm. “Wolltest du mir nicht etwas anderes erzählen?”
“Ich versuche dir mitzuteilen, was für einen enormen Respekt ich vor dir habe”, fuhr Sam fort. Das musste er loswerden, bevor sie nie wieder mit ihm sprach. “Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich deine Freigebigkeit und Offenherzigkeit, deine Tüchtigkeit und dein Verantwortungsbewusstsein gegenüber deiner Familie und deinen Freunden bewundere. Du hast Dinge auf dich genommen, die du nicht wolltest. Nicht nur um deine Mutter zu schützen, sondern auch um es deiner Schwester zu ermöglichen, ihrem Traum nachzugehen – obwohl du der Meinung bist, dass sie einen riesigen Fehler macht. Und du hast dir den Kopf wegen Marvin zerbrochen, während du nebenbei – und recht erfolgreich, wie ich gehört habe – deine Kanzlei führst. Du hast einen Fremden aufgenommen, der dir seine Dankbarkeit nicht einmal annähernd zeigen kann.”
Serena seufzte. “Macht es dir Spaß, mich peinlich berührt zu sehen?”
“Ich versuche nur, dir zu danken.”
“Bitte sehr. Und im Übrigen finde ich, dass du deine Dankbarkeit genügend zum Ausdruck gebracht hast. Zum Beispiel …, äh … all die Dinge, die du an Haus und Garten getan hast”, fügte sie rasch hinzu. “Ich musste es nicht bereuen, dich hierhergebracht zu haben.”
Er konnte nicht widerstehen, sie an sich zu ziehen. “Nur einmal noch”, murmelte er. Dann küsste er sie und genoss ihre Wärme und Weichheit. Er war sich im Klaren, dass dies wahrscheinlich ihr letzter Kuss sein würde.
Zumindest war es nur bei den Küssen geblieben. Sooft er sie in Gedanken geliebt hatte, sosehr hatte er sich beherrscht, wenn er mit ihr zusammen war. Hoffentlich konnte sie ihm die Küsse vergeben.
Als sie sich an ihn drückte und ihre Lippen öffnete, wusste Sam nicht, ob er sich diesmal zügeln konnte; er glitt mit den Händen an ihren Seiten hinunter.
Ein letztes Mal.
Serena war etwas Besonderes. Eine Frau für ein ganzes Leben, dachte er, als er den Kopf hob. Aber hatte er überhaupt ein Leben? Ein Zuhause? Einen Namen? Wäre alles anders geworden, wenn er sie vor seiner Amnesie kennengelernt hätte?
Er merkte, wie sie ihn studierte. “Jetzt schaust du wieder so drein”, sagte sie und legte die Hand an seine Wange.
“Wie?”
“So, dass es mir mein Herz bricht.” Hatte Sam richtig gehört? Serena schaute zur Seite, als ob ihr die Worte nur herausgerutscht wären.
“Was hast du mir zu sagen, Sam?”, fragte sie und trat einen Schritt zurück. “Etwas über deine Vergangenheit?”
Er holte tief Luft. “Ich habe keine Vergangenheit.”
Serena sah überrascht drein. “Was sagst du?”
“Erinnerst du dich, wie ich im Krankenhaus aufgewacht bin und du mit mir gesprochen hast?”
“Natürlich.”
“Ich auch. Und das ist das Erste, an was ich mich erinnern kann. Davor gibt es nichts.”
“Ja, du hast gesagt, dass es dir schwerfiele, dich an etwas zu erinnern. Doktor Frank meinte, dass dies bei einer solchen Gehirnerschütterung normal sei.”
“Nein, so meine ich es nicht. Ich kann mich an
nichts
erinnern. Absolut nichts.”
Serena runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht …
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