Tiffany Duo Band 0142
geschützt vor allen Verlusten.
Es war eine feige einsame Existenz gewesen, aber eine sichere.
Doch heute Nacht hatte Seber ihr gezeigt, wie leer ihr sicheres Leben gewesen war. Als er mit der Waffe auf Blade gezielt hatte, hatte sie festgestellt, dass nichts ihr so wichtig war wie Blade. Nicht ihre wahre Identität, nicht all die verlorenen Jahre oder ihre emotionale Sicherheit. Sein bevorstehender Tod hatte allem eine andere Perspektive gegeben.
Es war ihr egal, wenn sie nur begrenzt Zeit mit ihm verbringen konnte. Sie hatte es satt, sich zu verstecken, sich zu schützen. Wenn sie nur ein bisschen von seinem Leben haben konnte, dann würde sie das nehmen.
Anna betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haar hing offen und glatt herunter, ihre Augen wirkten dunkel vor Erregung. Sie fragte sich, ob sie es ertragen konnte, sich Blade so zu zeigen. Und obwohl sie sein Hemd anhatte, fühlte sie sich, ohne Slip, nackter als nackt.
Als sie den Wohnraum betrat, saß Blade an einem Schreibtisch im Alkoven und blickte konzentriert auf den Bildschirm seines Computers. Anna bemerkte, dass er sich umgezogen hatte, obwohl er noch immer Jeans und T-Shirt trug. Er sah außerdem frisch geduscht aus, sein Haar war noch nass. Es musste ein weiteres Badezimmer in dieser Suite geben. Anna entspannte sich ein wenig. Blade hatte allein geduscht und sie in Ruhe gelassen. Diese Rücksichtnahme war beruhigend. Seine Absichten mochten eindeutig sein, aber er war nicht taktlos.
Als er sie bemerkte, stand er sofort auf und ging zur Couch. Auf dem Tisch stand bereits ein Erste-Hilfe-Kasten.
Anna hockte sich auf die Kante der Couch. Blade setzte sich ihr gegenüber auf den Tisch und legte ihren Arm quer über seine Schenkel.
Er träufelte ein Desinfektionsmittel auf ein Wattepad, aber ehe er es auf die Wunde legte, sah er sie an. “Du hast mich schon in der ersten Nacht erkannt. Warum hast du mir nicht gesagt, wer du bist? Ich kannte dich, als du ein kleines Mädchen warst. Unsere Familien kennen sich. Ich habe einmal dein Knie verbunden. Du hättest mir vertrauen können.”
“Du erinnerst dich an die Sache mit dem Knie?”
“Es scheint, als erinnerten wir beide uns. Warum hast du es mir nicht gesagt?”
Anna biss die Zähne zusammen gegen den Schmerz, als er die Wunde säuberte. “Ich konnte mir nicht erklären, warum du mich im Ambrose Park gefunden hast. Ich weiß noch immer nicht, wie es dazu kam.”
Wenn sie dachte, er würde es ihr erzählen, dann täuschte sie sich. Er nahm eine Tube Salbe und rieb es auf ihren Arm.
“Ich traute niemandem. Das konnte ich mir nicht leisten.”
Er sah sie an. “Traust du mir jetzt?”
“Ja.”
Etwas Schöneres hätte Anna in diesem Moment nicht sagen können. Blade war unendlich erleichtert. Endlich war es ihm gelungen, dass Anna ihm vertraute. Dann war er mit dem Verbinden fertig und stand auf.
In dieser Nacht wollte er sie in sein Bett holen. Das hatte er geplant. Er verbrannte innerlich, die Erregung war schmerzhaft, seine Haut glühte. Aber jetzt wusste er, dass er es nicht tun würde.
Anna war erschöpft, die Augen fielen ihr zu. Der Kupferschimmer in ihrem Haar ließ ihre Haut durchscheinend wirken, und durch die gelbliche Schwellung an ihrer Stirn und den Verband an ihrem Arm wirkte sie noch fragiler. Sie brauchte Schlaf, und den würde sie nicht finden, wenn sie mit ihm ins Bett ging.
Er begehrte Anna und hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, sie zu bekommen. Jetzt war sie bei ihm, aber er hatte noch kaum etwas herausgefunden über ihre Vorlieben und Abneigungen, was sie gern las, welche Musik sie hörte. Innerhalb von zwei Tagen hatte er sie beinahe zweimal verloren.
Zwei Tage! Diese kurze Zeitspanne erstaunte Blade. Er hatte schon viele schöne Frauen gekannt, Frauen, die ihm ihre Zuneigung gezeigt, ihn aber kalt gelassen hatten. Anna hatte ihn vom ersten Augenblick an betört. Auch wenn es die verwirrenden Träume nicht gegeben hätte, hätte er sie begehrt.
Er wusste, wenn sie erst in seinem Bett war, würde es ihr nicht leichtfallen zu gehen. Er kannte seine Qualitäten als Liebhaber. Aber nicht um den Preis ihres Vertrauens.
Einen Moment lang wunderte er sich, dass er bereit war, eine Frau auf diese Weise zu manipulieren. Dafür gab es ein Wort, und das hieß Verzweiflung.
Sie beobachtete ihn schläfrig, noch immer auf der Couch hockend, als fürchtete sie, er würde sich auf sie stürzen, sobald sie sich entspannte. Damit kam sie der Wahrheit recht nahe.
“Ich werde
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