Tiffany Duo Band 0142

dies als beruhigend, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass jede bisherige Begegnung mit Blade voller Spannung gewesen war.
    “Das erste Mal versuchte Henry mich zu töten, als ich elf war”, sagte sie. “Niemand glaubte mir, dass er mich in den Fluss gestoßen hatte. Es war so viel leichter zu glauben, dass ich ausgerutscht sei. Über die Jahre hinweg gab es mehrere Versuche, aber ich überlebte sie alle. Ich hatte es vorher immer – gespürt und mich entsprechend wappnen können.”
    Dann erzählte sie ihm von den manipulierten Bremsen an ihrem Wagen und dem Unfall, der sie schließlich davon überzeugte zu verschwinden, bis sie alt genug war, die Leitung von
Tarrant Holdings
zu übernehmen. Sie endete mit Henrys Versuch, sie für tot zu erklären, und ihre Bemühungen, die Anwälte der Tarrants zu kontaktieren, die mit dem Zwischenfall im Ambrose Park endeten.
    “Warst du schon bei der Polizei?”
    “Nein.” Anna rückte so weit ab, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. “Glaubst du mir?”
    Sie musste sich selbst überzeugen, denn jahrelang hatte ihr niemand geglaubt, und noch nie war es so wichtig gewesen.
    Blade sah sie fest an. “Ich glaube dir”, sagte er kurz. “Aber ich könnte dich schütteln, weil du es mir nicht früher gesagt hast. Heute Nacht wärst du beinahe gestorben. Ich hätte dich fast verloren.”
    “Spielt das eine Rolle?”
    “Ja”, stieß er hervor. “Es spielt eine Rolle.”
    Heftige Gefühle loderten in Anna auf. Es war nicht gerade eine Liebeserklärung, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Zumindest glaubte er ihr.
    Blade griff nach ihrem Handgelenk und drehte ihren Arm zu sich, um den Kratzer zu untersuchen. Es blutete noch immer. “Jemand muss das hier versorgen.”
    “Ich wasche es unter der Dusche aus.” Anna blickte an ihren zerrissenen blutverschmierten Kleidern herunter. “Du hast wohl nicht etwas, das ich anziehen könnte?”
    Er sah sie an. “Ich hole dir eines meiner Hemden.”
    Abrupt schob er sie zur Seite und verschwand in seinem Schlafzimmer. Als er wieder auftauchte, hielt er ein weiches verwaschenes Hemd in der Hand und ging mit ihr ins Badezimmer, einen marmorverzierten Raum mit großen, hell erleuchteten Spiegeln. Das erste Zeichen von Luxus, das sie hier gesehen hatte.
    “Wenn du soweit bist, sag Bescheid, dann verbinde ich die Wunde.”
    Er begegnete ihrem Blick im Spiegel, und sie verstand seine Absicht. Das war auch nicht schwer, denn Blade versuchte nicht, seine Befriedigung darüber zu verbergen, dass Anna bei ihm zu Hause war, dass sie nach dem Duschen seine Kleidung tragen würde. Er hatte nicht gesagt, wo sie schlafen sollte, aber sie hatte mehrere Türen bemerkt, einige davon gehörten gewiss zu Schlafräumen. Wenn sie wollte, könnte sie ein eigenes Zimmer haben, Blade würde sie nicht zwingen, das Bett mit ihm zu teilen. Vielleicht wusste er noch nicht, dass sie sich in ihn verliebt hatte, aber sie würde es nicht lange vor ihm verbergen können.
    Er war sich seiner sicher, und das aus gutem Grund. In dieser Nacht würde sie nackt neben ihm liegen, und sie wussten es beide.

9. KAPITEL
    Während Anna unter der Dusche stand, rief Blade seinen Bruder Gray in Sidney an.
    Nach mehrmaligem Läuten hob Gray endlich ab.
    “Warum dauert das so lange?”
    Blade hörte Schluckauf, und Gray sagte: “Hörst du das?”
    “Meine Nichte”, murmelte er. Gray und seine Frau hatten vor sechs Monaten Zwillinge bekommen.
    “Dein Neffe”, verbesserte Gray ihn. “Er zahnt.”
    “Darf man das mit sechs Monaten?”
    “Nicht soweit ich weiß. Gerade hatten wir ihn dazu gebracht, nachts durchzuschlafen. Warum rufst du an?”
    Blade kam gleich zur Sache. “Erinnerst du dich an die Tarrants?”
    “
Tarrant Holdings
, ja. Dad tätigte Geschäfte mit Hugh Tarrant. Als Hugh starb, übernahm Henry de Rocheford die Gesellschaft. Eloise starb vor ein paar Monaten und Anna, die Tochter, einige Jahre zuvor.”
    Blade benutzte dieselbe Methode wie Gray vorhin mit seinem Neffen. Er hielt das Telefon in Richtung Dusche. “Hörst du das? Das ist Anna Tarrant, die bei mir duscht.”
    Einen Moment herrschte Schweigen, durchbrochen von einem Rascheln und einem weiterem Schluckauf. “Woher weißt du, dass sie es ist?”
    “Sie ist es.” Rasch berichtete er, wie er sie gefunden und was seither geschehen war. “Sie besitzt Kreditkarten, einen Siegelring mit Hugh Tarrants Initialen und einen sieben Jahre alten Pass. Sie hat sich wohl ein wenig verändert, aber