Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Luft über dem Asphalt waberte in der gnadenlosen Hitze Arizonas, doch sein Schweigen war eisig.
“Sie behaupten, dass Rick lebt, Hart.” Suzanne nahm den Anflug von Hysterie in ihrer Stimme wahr, die andrängenden Tränen, und fügte hastig hinzu: “Sie glauben, er hätte seinen Tod vorgetäuscht und die Geheimnisse verraten – und dass ich seine Komplizin bin.”
Abgründige Wut stieg in Hart auf, doch er riss sich zusammen. Er hatte Verrat erfahren und würde vermutlich wieder verraten werden, aber so etwas würde er Rick nie unterstellen, und das wusste sie. Warum also war Suzanne hier? Er hatte nicht damit gerechnet, sie je wiederzusehen, und das war ihm nur recht. Denn seiner Meinung nach trug sie die Schuld an Rick Cassidys Tod.
Er nahm die Sonnenbrille ab, betrat den Hangar, warf seinen Helm auf eine Werkbank und wandte sich um. “Und das soll ich dir wirklich glauben, Suzanne?”
Sie war ihm nach drinnen gefolgt, doch jetzt blieb sie stehen. Sein Hohn traf sie wie ein Hieb. Tränen traten ihr in die Augen, heiß und stechend. Verzweiflung stieg in ihr auf.
Sie nahm alle ihre Kraft zusammen, reckte die Schultern und richtete sich kerzengerade auf. “Es ist die Wahrheit.” Es sollte klar und überzeugend klingen, doch es wurde nur ein bebendes Flüstern.
Mit schmalen Augen musterte Hart sie, das Misstrauen stand in sein Gesicht geschrieben. Jede Frau, die ihm nahegestanden hatte, jede hatte gelogen und betrogen. Zuerst seine Mutter, dann seine einzige Tante, diverse Pflegemütter und schließlich seine Exfrau. Doch Suzannes Schuld war die schwerste, denn sie hatte ihren Mann auf dem Gewissen.
Hart hatte früh genug gelernt, dass er nur sich selbst trauen durfte. Und gar einer Frau zu vertrauen, war pure Dummheit.
Er wandte sich zu einer Werkbank, auf der eine Kaffeekanne stand. Während er danach griff, ballte er die andere Hand zu einer Faust. Sein Zorn wuchs.
Noch vor einem Jahr war Suzanne Cassidy die Frau des besten, des einzigen Freundes gewesen, den er je gehabt hatte. Dennoch hatte er sich vom ersten Augenblick an zu ihr hingezogen gefühlt. Er hatte sich dafür verabscheut und versucht, die Gefühle mit Willenskraft zu verdrängen.
Er erinnerte sich an einen Abend, an dem Suzanne zum Stützpunkt kam, um sich vor einem unvorhergesehenen Einsatz von Rick zu verabschieden. Als Hart sah, wie sie Rick küsste und ihm liebevolle Worte zuflüsterte, war ihm klar geworden, dass sie ihm mehr bedeutete, als für seinen Seelenfrieden gut war.
Am Tag seiner Rückkehr zur Basis hatte er um Versetzung gebeten. Aus den Augen, aus dem Sinn, hatte er sich gesagt. Die Versetzung wurde jedoch nicht gewährt.
Und dann war Rick umgekommen, und Hart gab Suzanne die Schuld, denn sie hatte etwas Unverzeihliches getan.
Warum also verspürte er nun den fast unwiderstehlichen Drang, sie in die Arme zu nehmen und sie zu küssen? Warum dieses brennende Verlangen bei ihrem Anblick?
Er empfand Selbstekel.
Heftig knallte er die Kaffeekanne wieder auf die Werkbank und merkte in seiner Wut nicht, dass das heiße Getränk auf seine Hand spritzte. Er drehte sich zu ihr um. “Rick war kein Verräter, Suzanne.”
Durch das Fenster hinter ihm fielen Sonnenstrahlen auf ihre Tränen, sodass sie glitzerten. Hart hielt sich an seinen Zorn, um das Mitgefühl abzuwehren, aber er konnte sich an ihrer Schönheit nicht sattsehen. Diese Mischung aus Zartheit und Kraft in ihren Zügen fesselte ihn. Und sie war inzwischen noch schöner geworden.
Suzannes Lippen waren von einer lockenden Fülle, die Konturen weich geschwungen. Die leichte Stupsnase verlieh ihr etwas Kesses, während das tiefe Braun ihrer Augen, durchsetzt mit goldfarbenen Pünktchen, ihn an die Unergründlichkeit der Wüste in einer mondlosen Nacht erinnerte.
Sein Blick glitt zu ihrer blassgelben Bluse, verharrte auf der Rundung ihrer Brüste, der schmalen Taille, dem sanften Schwung ihrer Hüften und den Jeans, die ihre langen Beine eng umhüllten.
Plötzlich brachen all die alten Sehnsüchte wieder über ihn herein. Es prickelte ihm in den Fingern, die dunkle seidige Fülle ihres Haars zu berühren, durch die üppigen Wellen zu fahren, die ihr über die Schultern fielen, sie im Nacken zu fassen und an sich zu ziehen, diesen verführerischen Körper zu streicheln, ihre Leidenschaft zu entfachen, bis …
Hart ballte jetzt beide Hände zu Fäusten, geschüttelt von trügerischen Emotionen. Er wollte diese Gefühle nicht.
“Ich weiß, dass Rick kein Verräter
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