Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
war”, sagte sie und beendete damit das eisige Schweigen. “Aber ich schwöre, ich sage die Wahrheit. Ich brauche Hilfe, Hart, und da dachte ich …” Ihre Stimme versagte, doch sie zwang sich weiterzusprechen. “Ich dachte, du könntest vielleicht … du würdest …”
Er strahlte nichts als Feindseligkeit aus – nein, Hass.
Diese Erkenntnis schockierte Suzanne. Aber warum? Nun, das war nicht mehr wichtig. Ihre letzte Hoffnung war gerade gestorben.
Sie wandte sich zum Gehen. Wie dumm von ihr hierherzukommen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, drehte sich um, stieß gegen einen Stuhl, wischte sich über die Augen und hastete zum Tor.
Schuldgefühl und Mitleid überkamen Hart, aber das schob er ebenso entschlossen beiseite wie den Drang, sie aufzuhalten. Tränen waren bloß eine der weiblichen Strategien, ihren Willen durchzusetzen. Auch das gehörte zu seinen bitteren Erfahrungen.
Er lehnte sich an eine UH-60 Blackhawk. Trotz seiner lockeren Haltung war jeder Muskel seines Körpers, jeder Nerv angespannt. Er durfte nicht wankend werden, durfte ihren Worten keinen Glauben schenken.
Aber neugierig war er doch. “Falls deine Geschichte wahr ist, was erwartest du dann von mir, Suzanne?” Seine Stimme war hart und unnachgiebig, genau wie seine Züge. Ein Teil von ihm wünschte, sie würde wortlos gehen. Der andere Teil – gegen den er ständig ankämpfte – drängte ihn, ihr zu folgen, sie in die Arme zu schließen und sich das zu nehmen, was er sich seit Langem ersehnte.
Suzanne drehte sich um, und als ihre Blicke sich trafen, stockte ihr der Atem. Eine Sekunde lang sah sie das Begehren in seinen Augen, und es entfachte erneut das Feuer, das in ihr schon vor Ricks Tod für ihn gebrannt hatte.
Im nächsten Moment war es erloschen, und sie sah nur noch kalte Wut.
Erinnerungen überschwemmten sie. Der Augenblick, als sie Hart zum ersten Mal sah … die unmittelbare Anziehung … die Schuldgefühle. Für Suzanne spielte es keine Rolle, dass ihre Ehe praktisch nicht mehr existierte, dass ihr Mann ständig Affären hatte – sie hatte an der Beziehung festgehalten. Und sie hatte sich unablässig mit Selbstvorwürfen gequält.
Ihre Mutter, die sich unbekümmert dauernd neu verliebte, war bei ihrer sechsten Ehe angelangt. Suzanne wollte es ihr nicht gleichtun. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet – dieses Versprechen nahm sie ernst.
Und dann hatte Rick die Scheidung gefordert.
Sie schob die Erinnerungen von sich und sah Hart an. Wie gut kannte sie ihn wirklich? Er war Ricks Vorgesetzter und Freund gewesen, nicht ihrer.
‘Freund oder Feind?’ Machte sie sich Illusionen? Doch trotz ihrer Zweifel und Ängste zogen diese unerklärlichen Schwingungen, die vom ersten Tag an zwischen ihnen bestanden hatten, sie zu ihm.
Vielleicht war das Durcheinander ihrer Gefühle nur auf ihre gegenwärtige Verstörtheit zurückzuführen. Vor einem Monat war das FBI bei ihr aufgetaucht und hatte sie unerbittlich verhört. Nach dem dritten Verhör in der letzten Woche hatte Suzanne beschlossen, selbst aktiv zu werden und ihre Unschuld zu beweisen. Sie hatte ihre Cousine Molly angerufen, die im Außenministerium arbeitete, den einzigen Menschen, dem sie vertraute. Doch Molly war nicht zu erreichen. Sowohl Mollys Chef als auch ihre Mutter erklärten, sie sei bei einem Überlebenstraining in der Wildnis von Montana.
Und da hatte Suzanne an Hart gedacht. Nur er konnte Ricks Tod bezeugen.
Sie spürte seinen Blick und riss sich zusammen. “Ich wende mich an dich”, beantwortete sie seine Frage, “weil ich sonst niemanden habe. Ich will nicht umgebracht werden oder mein restliches Leben in Haft verbringen. Du kannst mir helfen, Hart.”
Wenn nicht er genau derjenige ist, dachte sie, vor dem ich mich hüten muss.
In Hart stritten Vernunft und der Zorn, der sich seit Ricks Tod in ihm aufgestaut hatte. Ihre Behauptungen waren absurd. Schlichtweg lächerlich. Dennoch würde das erklären, warum neuerdings Nachforschungen über ihn angestellt wurden.
Er versuchte, ruhig und vernünftig zu überlegen.
Vor einer Woche hatte sein Kommandant ihn informiert, dass jemand aus Washington angerufen und gezielte Fragen in Bezug auf Hart gestellt hatte. Das war nichts Ungewöhnliches. Über die Cobra Corps wollte oft jemand etwas wissen, obwohl fast alle Einsätze dieser Eliteeinheit topsecret waren.
Die Truppe bestand aus 32 Piloten, Offizieren der Luftwaffe und den dazugehörigen Mechanikern, Assistenten,
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