Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Rick in eine tödliche Falle locken, als absurd abgetan. So ein Verdacht wäre ungerechtfertigt und absurd gewesen. Jetzt dachte er anders. Sie konnte durchaus vorhaben, ihm das gleiche Schicksal zu bereiten.
Oder war sie selbst ein Opfer und wurde unwissentlich von jemandem benutzt?
In seinem Kopf herrschte ein Chaos aus unbeantworteten Fragen.
Er zog sich an und verließ seine Wohnung. In einer Tüte hatte er das Wasserglas, das Suzanne im Restaurant benutzt und das er unter der Jacke verborgen hinausgeschmuggelt hatte. Im Labor würde man die Fingerabdrücke abnehmen und womöglich herausfinden, wer Suzanne Cassidy wirklich war. Nicht von ungefähr waren Spione meist unauffällige Durchschnittsbürger.
Er wusste von ihr nur, dass sie in Virginia aufgewachsen und früher Lehrerin gewesen war. Doch er musste mehr in Erfahrung bringen.
Auf dem Weg zur Basis hielt er spontan bei Suzannes Hotel. Wenn sie nicht in ihrem Zimmer war, würde er es durchsuchen. Sollte sie jedoch da sein, würde er sich für seine Unhöflichkeit von vorhin entschuldigen und erklären, dass er deswegen nicht schlafen konnte. Und vielleicht wäre sie trotz der späten Stunde bereit, mit ihm in der Lobby einen Kaffee zu trinken.
Als er die Lobby betrat, vernahm er die Glocke des ankommenden Fahrstuhls zu seiner Linken. Er sah hinüber.
Die Türen glitten lautlos auf und aus der holzgetäfelten Kabine trat Suzanne.
Neben ihr ging Salvatore DeBraggo.
4. KAPITEL
Es war fast Mittag, als Suzanne ihren Mietwagen neben dem Gebäude parkte, in dem sich Harts Büro befand. Sie hatte schon früher da sein wollen, doch sie hatte eine fast schlaflose Nacht hinter sich. Nachdem Hart das Hotel verlassen hatte, war sie in die Lobby gegangen, um sich im Geschenkladen etwas zum Lesen zu kaufen.
Und da sah sie Salvatore DeBraggo, der in einer Zeitschrift blätterte. Im ersten Moment wollte sie flüchten, doch er hatte sie bereits erblickt und sprach sie an.
“Mrs Cassidy.” Mit seinem spanischen Akzent klang ihr Name wie Musik.
“Ah, Mr DeBraggo.” Zu ihrer Beruhigung stellte sie fest, dass sich noch andere Personen im Laden befanden.
“Ich bitte nochmals um Verzeihung für die Störung vorhin”, sagte er und lächelte.
Der Zorn stachelte ihre Kühnheit an, und sie beschloss spontan, ihn auf seine Lüge anzusprechen. “Ich hatte meinem Partner in L.A. nicht gesagt, wo ich wohne, Mr DeBraggo.”
Er nickte. “Ja, meine Frau sagte auch immer, ich sei kein guter Lügner.” Er lächelte. “Ich wollte es wirklich lassen.”
Suzanne erwiderte sein Lächeln nicht.
“Nun, die Wahrheit ist, ich habe Sie von einem Foto in der ‘New York Times’ erkannt – aus dem Artikel letzten Monat über Ihre Galerie, als Sie den Brenrogets das Gemälde von Mastroniani abkauften. Ich fürchte, meine Impulsivität gewann Oberhand über meine guten Manieren, als ich Sie im Hotelrestaurant sah.” Er hob die Schultern. “Vergeben Sie mir.”
Es war ein Zufall gewesen, und Suzanne schalt sich für ihre Verdächtigungen: Auftragskiller, FBI-Agent, Spion, Kopfgeldjäger oder gar Terrorist.
Sie stellte den Motor ab und griff nach ihrer Tasche. Bevor sie zur Militärbasis aufgebrochen war, hatte sie einige Telefonate geführt wegen der Schmuckstücke, die DeBraggo verkaufen wollte. Irgendetwas war faul an der Sache. Und sie hätte schwören können, dass sie eins der Stücke schon mal gesehen hatte – in einem Museum.
Sie hatte auch Clyde angerufen, der ihr vorschlug, sie solle in das Haus eines seiner Freunde umziehen. Und dann hatte er sie gnadenlos fast eine Viertelstunde bearbeitet, um zu erfahren, mit wem sie zu Abend gegessen hatte.
Dass Hart noch immer in ihr Gefühle auslösen konnte, die sie nicht zulassen wollte, hatte sie am Vortag sehr verunsichert. Doch inzwischen hatte sie sich gefangen. Es war eine rein körperliche Anziehung. Es war nie mehr gewesen, und damit konnte sie umgehen.
Sie stieg aus und betrat das Gebäude. In Harts Vorzimmer stand der Sekretär an einem Aktenschrank. Harts Tür war geschlossen, doch sie wusste, dass er da war. Sie hatte ihn durchs Fenster gesehen. Sie fragte nach Hart.
Hart hörte ihre Stimme durch die Tür. Er empfand Zorn und Sehnsucht zugleich. Teils hatte er gehofft, sie hätte Three Hills verlassen und wäre aus seinem Leben verschwunden, andererseits hatte er genau das befürchtet – dass er sie nie wiedersehen würde. Es war irrational, aber er war zu vernünftig, um diese Gefühle näher in Augenschein
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