Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
hätte sie ihr Leben neu ordnen müssen. Die Ehe hatte am Abend seiner Abreise geendet. Doch das hatte sie nie jemandem gestanden.
“Trauerst du ihm noch immer nach?”
Die Frage riss Suzanne aus ihren Gedanken. Trauerte sie ihm nach? Sie überlegte eine Weile. Ja, sie trauerte um den Mann, den sie glaubte, geliebt zu haben, aber nicht um den, mit dem sie dann tatsächlich verheiratet gewesen war. “Ja”, sagte sie, weil sie wusste, dass Hart diese Antwort erwartete.
Eifersucht überfiel ihn, heiß und plötzlich, durchfuhr ihn, erschreckte ihn, bevor er dem Gefühl Einhalt gebieten konnte. Er wusste nicht, warum er sie nach all der Zeit, nach all den Geschehnissen noch immer begehrte. Was zum Teufel war mit ihm los? Schließlich war er in der Zwischenzeit mit anderen Frauen zusammen gewesen.
“Ja, ich auch”, stieß er hervor. Er sah ihr tief in die Augen, und wieder überrannte sein Misstrauen die unerwünschten Emotionen.
Was er in ihren Augen sah, stimmte jedoch nicht mit ihren Worten überein.
Suzanne strich mit dem Finger über den Rand ihres Weinglases. Im Geist verglich sie die beiden Männer. Rick war 1,76 Meter groß gewesen, Hart maß 1,83 Meter. Rick hatte ebenmäßige klassische Gesichtszüge sowie einen natürlichen ihm eigenen Charme besessen, dem niemand widerstehen konnte.
Harts Körperbau war schlank und sehnig, seine Züge wirkten unbehauen wie das unfertige Werk eines Bildhauers. Suzanne dachte an Granit, als sie die Nase mit der leichten Delle von einem längst vergessenen Bruch des Nasenbeins betrachtete; die unnachgiebige Kinnlinie; die hohen Wangenknochen, die sie an Wüstenfelsen erinnerten. Wenn sie dann aber in seine Augen sah, war es, als versänke sie in einem mitternächtlichen Himmel, der von Sternen übersät war.
Wie oft hatte sie früher in unbewachten Momenten in diese Augen geschaut, wenn er mit etwas anderem beschäftigt war? Und hatte dabei gewusst, wenn sie zu lange dort hinsah, würde sie sich nie mehr abwenden wollen. Wie oft hatte sie davon geträumt, ihre Hände in seinem Haar zu vergraben, sich gefragt, wie seine Lippen sich auf ihren anfühlen würden?
Und seine Stimme. Oh, wie sehr hatte sie diesen tiefen tröstlichen Klang mit dem texanischen Akzent vermisst.
Hart strahlte sowohl Härte als auch Verletzlichkeit aus. Diese Kombination hatte sie stets verwirrt – und gleichzeitig maßlos angezogen.
“So, so”, meinte Hart, riss sie damit aus ihren Erinnerungen und sich selbst aus einem Wirbel von Emotionen, die er lieber ignorieren wollte. “Du bist nach Los Angeles gezogen, hast neue Freunde, einen neuen Beruf – und ansonsten? Bist du liiert? In festen Händen? Verlobt?”
Er sah das schwache Lächeln um ihre Mundwinkel. Wieder empfand er Eifersucht, doch er sagte sich, dass ihr Privatleben ihn nichts anging – es sei denn, ihr Lover wäre zugleich ihr Komplize. Er wollte sich bloß mit ihr unterhalten und so viel wie möglich über sie erfahren, um sich ein klareres Bild von ihr machen zu können.
Hart merkte, dass sie bei seiner Frage offensichtlich an einen Mann dachte, genau wie er es beabsichtigt hatte. Jetzt wollte er wissen, an wen.
“Ist das zu persönlich?”, fragte er nach, als sie nicht antwortete.
Suzanne gab seinen Blick zurück. Unschuld lag darin, aber das musste nichts bedeuten. So naiv würde er nicht in die Falle tappen. Der Bericht über sie war nichtssagend, aber er war oberflächlich und in aller Eile verfasst worden.
Wenn sie schuldig war, und die Möglichkeit bestand durchaus, musste sie logischerweise einen Komplizen haben. Vielleicht stand sogar ein ganzes Land hinter ihr.
“Nein”, sagte Suzanne endlich und unterbrach Harts Spekulationen. “Es gibt keinen Mann in meinem Leben. Es sei denn, du zählst meinen Kater Dooby oder meinen Geschäftspartner Clyde dazu, der gleichzeitig mein Cousin und so sehr in Antiquitäten verliebt ist, dass er sich für keine Frau begeistern könnte.”
“Der Mann weiß nicht, was ihm entgeht”, bemerkte Hart.
Oder er weiß es nur zu gut, widersprach eine boshafte Stimme in seinem Kopf und erinnerte ihn damit an all den Verrat und Betrug, den er von Frauen erfahren hatte, die ihn angeblich geliebt hatten.
“Und du?”, erkundigte sich Suzanne mit einem neckenden Unterton. “Wo ist die Glückliche, die dein Herz gefangen hat?”
Plötzlich fühlte Hart sich von Sehnsucht erfasst, es kam gänzlich unerwartet und war beinah schmerzend.
Sie ist Schuld an Ricks Tod, redete er sich
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