Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
gefährlich.”
Jetzt kam der muntere Ansager zurück: “Und nun ein Ausspruch von …”
Doch Jordan hörte nicht mehr hin. Ein Kind war entführt worden. Wie schrecklich. Wie verängstigt das arme Kind sein musste. Und die Mutter. Jordan lief ein kalter Schauer der Erinnerung über den Rücken. Auch ohne dass sie weitere Einzelheiten kannte, konnte sie sich leicht ausmalen, was die Mutter des Kindes gerade durchmachte. Wahrscheinlich würde sie sich fragen, was sie anders oder besser hätte machen können, um das, was passiert war, zu verhindern.
Dieselben Fragen hatte sich Jordan vor einem Jahr ebenfalls gestellt.
“Die arme Frau”, murmelte sie vor sich hin und war so vertieft in ihre Gedanken, dass sie um ein Haar die Ausfahrt verpasst hätte.
Sie wechselte im letzten Moment die Spur, dann bog sie nach rechts in Richtung Meer ab.
Als sie an einem heruntergekommen wirkendenden Häuserblock vorbeifuhr, schoss ein Auto aus einer Seitenstraße, überholte sie in ihrem Landrover und beschleunigte. Zuerst hatte sie alle Hände voll damit zu tun, ihren Wagen unter Kontrolle zu halten und zu bremsen, sodass sie nicht weiter auf das Auto vor ihr achtete. Als sie den Wagen dann aber bewusst wahrnahm, blieb ihr fast das Herz stehen. Es handelte sich um einen hellblauen Chevy Malibu, dasselbe Modell, von dem eben im Radio die Rede gewesen war.
So einen Zufall gab es nicht.
Aber warum eigentlich nicht? Irgendwer würde das Auto sehen und es der Polizei melden. Warum nicht sie?
Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach dem Kennzeichen, das sie im Radio durchgegeben hatten. Zwei-vier-fünf … oder so ähnlich. Sie schluckte ihre Angst hinunter und trat aufs Gas, bis sie nah genug war, um die Autonummer entziffern zu können. Zwei-vier-fünf acht-acht-zwei. War das die Nummer? Wie konnte sie sicher sein? Und war es überhaupt wichtig, ob sie sicher war, oder sollte sie es auf jeden Fall melden?
Das Kind, schoss es ihr gleich darauf durch den Kopf. Jordan spähte durch das Heckfenster des Chevys, aber sie konnte nur den Hinterkopf der Person am Steuer erkennen, bei der es sich um einen Mann zu handeln schien. Wo war das Kind? War es so klein, dass man es auf dem Beifahrersitz nicht sah? Oder lag es auf dem Rücksitz? Im Kofferraum? Hatte der Mann es bereits irgendwo ausgesetzt? Verletzt? Oder gar getötet?
“Hör sofort auf”, ermahnte sie sich mit lauter Stimme. Sie riss sich zusammen und wählte auf ihrem Autotelefon die 911.
Jordan gab ihre Beobachtung durch, nannte ihren Standort und wurde dann von der weiblichen Stimme ausdrücklich angewiesen, ihren geplanten Weg fortzusetzen und dem Auto nicht zu folgen. Um alles Weitere würde sich die Polizei kümmern, wurde ihr freundlich versichert.
Doch schon während Jordan auflegte, wusste sie, dass sie nicht einfach weiterfahren konnte. Noch nicht. Nein, bis die Polizei vor Ort war, durfte sie den Chevy nicht aus den Augen verlieren.
Sie hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert und folgte dem hellblauen Fahrzeug, das auf der El Segundo in Richtung Vista del Mar fuhr, der breiten Straße, die am Meer entlangführte. Als der Chevy abbog, bog sie ebenfalls ab und fand sich auf einer engen kurvenreichen Straße wieder, auf der keine zwei Autos nebeneinander Platz hatten.
Sie hörte ein lautes Dröhnen und warf hastig einen Blick nach oben. Am Strand flogen mehrere Hubschrauber entlang. Die Polizei. Ein Glück. Aber die Medien waren ebenfalls bereits vor Ort. Der Zirkus fängt schon an, dachte sie verärgert.
Jordan überlegte, dass es Zeit wurde, den Weg freizumachen. Aber dazu musste sie wenden. Während sie auf eine leichte Anhöhe zufuhr, hinter der das hellblaue Auto soeben verschwunden war, hörte sie hinter sich Polizeisirenen. Als sie in den Rückspiegel schaute, sah sie mehrere Polizeiautos auf der Straße, die zu eng war zum Überholen. Und eine Wendemöglichkeit gab es auch nicht.
Das ohrenbetäubende Dröhnen der Hubschrauber, das Gehupe, das Blaulicht, das unablässige Heulen der Sirenen – es war nicht auszuhalten. Jordan blieb mitten auf der Straße stehen und ließ die Fenster hoch. Und trotzdem musste sie sich immer noch die Ohren zuhalten. Was für ein Höllenlärm!
Jetzt fuhr dicht neben ihr ein Polizeiauto mit kreischender Sirene durch das trockene Gestrüpp die Anhöhe hinauf. Ein zweiter Wagen holperte links an ihr vorbei. Zwei weitere hielten hinter ihr an, männliche sowie weibliche Polizeibeamten sprangen heraus und rannten im
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