Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
war älter und viel erfahrener gewesen als er. Und Lurleen kannte er von Kindesbeinen an, das zählte also nicht. Nach der Scheidung hatte er zwar einige längere Beziehungen gehabt, doch gerade bei den ersten Treffen hatte er sich immer wieder unbeholfen und gehemmt gefühlt.
Und diesmal war es besonders schlimm. Als Antonia am Vortag auf seiner Ranch vor ihm gestanden hatte, war er nicht nur überrascht gewesen, statt des Docs eine Frau vorzufinden. Gleichzeitig musste er noch mit dem unbändigen Verlangen fertig werden, das ihn plötzlich überfiel.
Mit ihrem fein geschnittenen Gesicht und der makellosen hellen Haut sah sie aus wie eine Prinzessin. Doch vor allem ihre endlos langen schlanken Beine hatten ihn nervös gemacht, denn auf einmal war ihm in den Sinn gekommen, wie es sein würde, wenn sie sie um seinen Körper schlänge.
Zum Teil rührte seine erste wütende Reaktion auch daher. Schließlich war Daniel stolz darauf, in jeder Lage gelassen und besonnen zu bleiben. Und er liebte sein gleichförmiges ruhiges Leben – es war jedenfalls viel besser als die durchwachten Nächte voller Sorge, Schmerz und Tränen, die er mit Lurleen erlebt hatte. Natürlich ging er ab und zu mit Frauen aus, doch er achtete immer darauf, sich nicht zu verlieben. Schließlich konnte er sich beherrschen.
Bis er Antonia getroffen hatte. Es ärgerte ihn noch immer, dass er sie einfach nicht vergessen konnte. Und jetzt saß er hier auf dem Parkplatz und traute sich nicht, das Café zu betreten.
Andererseits hatte er sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Es war verrückt. Er mochte das Gefühl.
Schließlich stieg Daniel aus und ging zum Eingang. Drinnen hielt er inne und schaute in die Runde. Es war voll, wie immer zur Mittagszeit, denn die Küche war ausgezeichnet.
Daniel entdeckte Antonia an einem der Tische, ein Glas Eistee vor sich und über ein Buch gebeugt. Er wurde nervös. Dies war der Moment der Entscheidung. Er atmete tief durch und ging auf ihren Tisch zu. Auf dem Weg nickte er mehreren Bekannten zu und hielt kurz an, um zwei Freunde seines Vaters zu grüßen, die sonst beleidigt gewesen wären.
Als er endlich in ihre Nähe kam, hatte Antonia ihn bereits entdeckt. An die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, konnte er sich plötzlich nicht mehr erinnern. Stumm blieb er stehen.
“Hi”, sagte Antonia nach kurzer Pause. “Wie geht es Ihnen?”
Völlig mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, fiel Daniel das leichte Zittern in ihrer Stimme gar nicht auf. Antonia dagegen hätte sich dafür ohrfeigen können. Wieso hatte dieser Mann nur so eine starke Wirkung auf sie?
Schlimm genug, dass sie in den vergangenen Tagen immer wieder über ihn nachgedacht hatte. Einmal hätte sie ihn sogar beinahe angerufen, um sich nach dem Fohlen und der Stute zu erkundigen. Bei jedem anderen Klienten war das für sie ganz selbstverständlich, doch hier befürchtete sie, er würde es für eine Ausrede halten. Wenn er nun dachte, dass sie wegen des Kusses anrief?
Es ärgerte sie, dass ihr Herz schneller schlug, als er ihren Tisch ansteuerte. Und sie musste sich wirklich zusammennehmen, um überhaupt ein Wort hervorzubringen.
“Hi”, antwortete Daniel schließlich, die Hände in den Hosentaschen vergraben. “Schön, Sie zu sehen.”
“Ja. Ich meine, ich freue mich auch. Wie geht es Ihrer Stute?”
“Wunderbar. Mutter und Kind sind wohlauf.”
“Das ist gut.”
Sie nickten beide, dann blickte sich Daniel um. “Ziemlich voll heute, was? Aber das ist es wahrscheinlich immer, oder?”
“Jedenfalls immer, wenn ich hier bin.”
Innerlich stöhnte Antonia über die lahme Konversation, aber ihr fiel auch kein besseres Thema ein.
Als er erneut den Blick durchs Restaurant schweifen ließ, dämmerte es Antonia, dass er vielleicht auf eine Einladung wartete, sich zu ihr zu setzen.
“Wollen Sie nicht … Ich meine, warum setzen Sie sich nicht hierher? Da es ja so voll ist …”
“Gern”, antwortete er eilig und setzte sich ihr gegenüber. Dann seufzte er tief. “Ich hoffe, ich habe mich nicht zu dumm angestellt.”
“Wieso? Was meinen Sie?”
“Na ja, ich wollte mich von Anfang an zu Ihnen setzen. Und dann stehe ich hier herum wie ein Teenager. Oder schlimmer – ich bin sicher, James benimmt sich weltmännischer.”
Antonia musste lachen. “Ich kann Sie beruhigen, mir geht es ähnlich. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir mehr mit Tieren als mit Menschen zu tun haben.”
Er erwiderte ihr Lächeln.
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