Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
seiner Klinik ein Praktikum machen durfte. Und damit war’s entschieden.”
Sie verzog das Gesicht. “Meine Mutter wurde beinahe ohnmächtig, als ich ihr eröffnete, dass ich Tiermedizin studieren will. Undenkbar für eine Dame.”
“Was hatte sie denn für Pläne?”
“Schwer zu sagen. Wahrscheinlich wollte sie, dass ich eine gute Partie mache und mich dann wie sie für wohltätige Zwecke einsetze. Das ist anscheinend wirklich ein Vollzeitjob, und ich bin sicher, sie tut eine Menge Gutes. Aber das lässt sich nie und nimmer damit vergleichen, einem Tier das Leben zu retten. Leider kann sie das überhaupt nicht nachvollziehen. Sie sieht nur den Schmutz und das Blut. Meine Mutter und mich trennen Welten.”
“Das soll vorkommen.” Daniel sah unvermittelt ernst aus. “Ich fürchte, bei James und mir ist es genauso. Er interessiert sich in etwa so sehr für die Pferdezucht wie ich für Astrophysik. Bei ihm dreht sich alles ums Kino. Er will die Filmakademie besuchen und dann nach Los Angeles gehen.” Er verzog das Gesicht. “L.A.”, sagte er kopfschüttelnd.
Antonia schmunzelte. “Bei Ihnen klingt das, als läge L.A. auf dem Mond.”
Er lächelte kläglich. “So kommt’s mir ja auch vor. Und ich kann nicht mal Jackson die Schuld geben. James war schon vom Kino besessen, bevor er ihn traf.”
“Wen traf?”
“Jackson Prescott, meinen Schwager. Sagen Sie bloß, Rita hat ihn nicht erwähnt?”
“Nein, wieso? Hat er etwas mit Filmen zu tun?”
Daniel grinste breit. “Ich wusste, dass ich Sie mag. Ich hatte auch keine Ahnung, wer er ist. James warf mir vor, ich hätte den geistigen Horizont eines Höhlenmenschen. Jackson ist ein großer Hollywood-Produzent. Meine Schwester lernte ihn kennen, als er hier draußen Drehorte besichtigte. Prompt landeten wir in einer dieser Illustrierten – die ganze Familie.”
Antonia hob die Augenbrauen. “Nicht zu fassen, dass Rita das nicht erwähnt hat.”
“In der Tat. Wir waren für einige Monate Gesprächsthema Nummer eins in der Gegend.”
“Und ihre Schwester hat diesen berühmten Mann hier in dieser ländlichen Idylle kennengelernt. Einfach so?”
Daniel griff sich theatralisch an die Stirn. “Was habe ich getan! Wieso musste ich auch davon anfangen!”
“Oh nein, keine Ausflüchte. Sie müssen mir erzählen, was los war. Kommen Sie!”
“Na ja, um ehrlich zu sein – ich war in einen Kampf mit ihm verwickelt.”
“Was? Sie haben ihn doch wohl nicht k. o. geschlagen?”
“Nein, so schlimm war es nicht. Das Krankenhauspersonal hat schamlos übertrieben.”
“Moment, soll das heißen, dass Sie ihn krankenhausreif oder im Krankenhaus verprügelt haben?” Antonia konnte das Lachen kaum unterdrücken.
“Letzteres. Klingt furchtbar, was? Ich hatte bestimmt fünfzehn Jahre gegen niemanden die Hand erhoben, aber in dem Moment war ich außer mir. Ich hatte Jackson mit jemand anderem verwechselt – mit dem Kerl, der meine Schwester geschwängert und dann sitzen gelassen hatte, weil er schon verheiratet war. Sie lag also in den Wehen, mutterseelenallein, und das Krankenhaus rief uns an. Wir sind sofort losgefahren.”
“Wir? Ihr Vater und Sie?”
“Ja, und Quinn und Cory.”
Antonia konnte förmlich vor sich sehen, wie die vier Suttons das Krankenhaus stürmten.
“Und da stand dieser Jackson, kalt wie eine Hundeschnauze, also ob er völlig im Recht sei. Die Schwester sagte, er sei der Vater.”
“Also sind Sie auf ihn losgegangen.”
“Ja”, gab Daniel zerknirscht zu. “Normalerweise bin ich nicht so impulsiv, aber Beth ist meine kleine Schwester …”
“Ich finde, es war süß von Ihnen.”
“Trotzdem kam ich mir wie ein Idiot vor. Vor allem, als Beth mir dann erzählte, dass er gar nicht der Vater, sondern ein völlig Fremder war. Er hatte ihr netterweise geholfen, als sie mitten auf der Straße plötzlich Wehen bekam.” Daniel musste lachen. “Und dann platzte James herein und bekam beinah einen Herzinfarkt, als er den Namen hörte. Er erklärte uns, dass Jackson ein berühmter Regisseur und Produzent ist.”
“Und das stand alles in der Zeitung?”
“Noch schlimmer. Sie machten Beth zu seiner heimlichen Braut und das Baby zum Unterpfand einer verbotenen Liebe und solche Sachen. Die Schlägerei machte es natürlich noch authentischer.”
“Meine Güte. Wie schade, dass ich nichts davon mitbekommen habe.”
“Es klingt lustiger als es wirklich war.”
“Kann ich mir vorstellen.” Antonia lachte.
Schon lange
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