Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
Zu Daniel sagte sie: “Das ist kein guter Zeitpunkt. Ich habe Patienten …”
“Hallo, Mrs Kritzer”, sagte Daniel zu der alten Dame. “Tut mir leid, wenn ich Sie unterbrochen habe.”
“Hallo, Daniel. Wie geht es deinem Vater?”
“Danke, Ma’am, sehr gut. Und Ihnen selbst?”
“Alles bestens, danke der Nachfrage.”
Danach schwiegen sie alle. Daniel schien sich nicht von der Stelle rühren zu wollen, Mrs Kritzer und Rita beobachteten interessiert Antonia, und sie selbst wäre am liebsten im Boden versunken.
Schließlich sagte sie: “Lass uns nach draußen gehen. Entschuldigen Sie mich, Mrs Kritzer, Rita wird Ihnen die Ohrentropfen geben.”
Daniel ließ Antonia den Vortritt und schloss die Tür hinter ihnen. Im Flur stand Lillian, das Wartezimmer war voller Leute. Antonia fluchte halblaut.
“Was hältst du von einem Spaziergang?”, fragte sie, knöpfte ihren Kittel auf und hängte ihn an den Haken im Flur.
Auf dem Parkplatz wandte sich Antonia nach rechts, wo in einigen Hundert Metern Entfernung ein kleiner Park lag. Schweigend gingen sie nebeneinander her.
Schließlich sagte Daniel: “Verzeih mir, dass ich dich bei der Arbeit gestört habe. Aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich muss einfach mit dir reden. Ich habe es nicht verdient, dass du mich so behandelst.”
“Ich weiß”, antwortete Antonia schuldbewusst. “Ich war nicht fair zu dir. Aber ich konnte nicht mit dir reden, meine Gefühle wären mit mir durchgegangen.”
“Das ist schon in Ordnung”, sagte er. “Ich möchte mich entschuldigen. Es war nicht meine Absicht, dich aufzuregen. Wenn ich gewusst hätte, dass es dir so nahegeht, hätte ich mich zurückgehalten. Schweren Herzens zwar, aber trotzdem. Du weißt aber, dass ich niemals
dich
schlagen würde, oder? Ich glaube kaum, dass du mich jemals wütender machen könntest als Lurleen, und ich habe nie auch nur daran gedacht, die Hand gegen sie zu erheben. Ich bin nicht gewalttätig.”
“Ich habe keine Angst vor dir, Daniel, ich weiß, dass du mir niemals etwas tun würdest. Aber das ist es nicht. Mich hat aufgeregt, dass du die Dinge für mich in die Hand genommen hast, ohne mich auch nur zu fragen.”
“Ich wollte dich beschützen.”
“Aber versteh doch, ich muss auf mich selbst aufpassen. Dafür bin ich verantwortlich, nicht du. Ich kann nicht dich entscheiden lassen, was das Beste für mich ist.”
“Das will ich doch gar nicht. Ich bin nicht wie Alan, es liegt mir nicht, dich zu kontrollieren.”
“Ich weiß, dass du keinerlei Ähnlichkeit mit ihm hast. Du bist ein wundervoller, lieber Mann. Aber ich werde nicht zulassen, dass jemand anderes mein Leben regelt. Niemals werde ich wieder so eine abhängige hilflose Frau wie früher.”
“Aber warum solltest du auch?”, fragte Daniel und nahm ihre Hand. Ernst blickte er sie an. “Ich liebe dich so, wie du bist. Mir ist klar, dass du deine eigenen Entscheidungen triffst.”
“Und dennoch hast du sie mir aus der Hand genommen.”
“Ich wollte dir doch nur helfen. Natürlich hättest du es auch allein geschafft. Aber wie wäre ich mir denn vorgekommen, wenn ich nicht eingegriffen hätte? Suchst du etwa einen Mann, der wegschaut, wenn du in Schwierigkeiten bist und sagt ‘Das ist dein Problem, du kriegst das schon hin’?”
Antonia blickte überrascht auf. “Nein, natürlich nicht. Aber …”
“Kein aber”, sagte er schlicht. “Wie wäre es denn umgekehrt gewesen?”
“Sehr witzig.”
“Gar nicht. Nicht, dass Alan mich verfolgen würde. Aber wenn ein Pferd mich im Stall an die Wand drückt? Oder abwirft? Würdest du dich achselzuckend abwenden und darauf warten, dass ich es alleine schaffe? Schließlich bin ich erwachsen und alt genug, meine Probleme zu lösen.”
“Natürlich würde ich dir helfen. Aber das ist doch nicht dasselbe!”, rief Antonia.
“Und wo liegt der Unterschied?”
“
Du
bist nicht hilflos!
Du
bist nicht schwach! Und das musst du auch nicht ständig beweisen.”
Erschrocken über ihre eigenen Worte hielt sie inne.
“Du aber auch nicht”, erwiderte Daniel ruhig. “Weder mir noch irgendjemand anderem. Ich liebe dich. Wenn jemand dich bedroht, will ich, dass er damit aufhört. Es ist doch nicht falsch, jemandem zu helfen, den man liebt. Oder ihn zu beschützen. Das hat mit Kontrolle oder Einschränkung nichts zu tun.”
Antonia ging einige Schritte weiter, unfähig, ruhig zu bleiben. “Es war mir bisher nicht bewusst, aber das ist das eigentliche
Weitere Kostenlose Bücher