Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
sich in den Schlaf und nahm sich vor, ihren Mann zu verlassen. Am nächsten Morgen stand er zerknirscht vor der Tür und versprach ihr hoch und heilig, dass so etwas nie wieder vorkommen würde. Antonia glaubte ihm nur zu gerne und blieb.
Und so ging es weiter. Noch immer verliebt und daran gewöhnt, dass auch ihre Eltern stets etwas an ihr auszusetzen hatten, entwickelte Antonia das klassische Verhalten einer misshandelten Ehefrau: Sie suchte die Schuld bei sich und fand immer neue Entschuldigungen für Alan. Niemals hätte sie sich jemandem anvertraut, denn das wäre ihrem Mann gegenüber ein Verrat gewesen. Also versteckte sie ihre blauen Flecken unter Make-up und ging kaum noch unter Leute.
Tatsächlich änderte sich Alans Verhalten mit der Zeit: Seine Attacken wurden immer brutaler. Als er das Studium abgeschlossen hatte, war keine Rede mehr davon, dass nun Antonia studieren sollte. Alan war ein glänzender Job in einer Anwaltskanzlei in Richmond angeboten worden, und es kam gar nicht infrage, dass seine Frau einen Beruf ergriff.
Zwei Jahre später warf er sie in betrunkenem Zustand die Treppe hinunter, wobei sie sich mehrere Rippen und den Arm brach. Eine Polizeibeamtin, die Antonia dennoch nicht dazu bringen konnte, Anzeige gegen Alan zu erstatten, gab ihr die Adresse einer Psychologin. Nach viermonatiger Behandlung gelang es Antonia endlich, Alan zu verlassen und die Scheidung einzureichen.
Doch so schnell gab Alan nicht auf. Er verfolgte sie mit nächtlichen Telefonanrufen und Überraschungsbesuchen, bei denen er gegen die Tür hämmerte und sie bedrohte. Schließlich brach er eines nachts in ihre Wohnung ein und schlug sie zusammen. Nachbarn riefen die Polizei und einen Notarztwagen.
Im Krankenhaus schwor sich Antonia, dass sie alles tun würde, um nie wieder in eine solche Situation zu geraten. Nach ihrer Entlassung floh sie zu ihrer Großmutter, die in den Bergen ein kleines Haus hatte. Schon bei der Begrüßung erzählte die alte Dame ihr stolz, dass sie ihrem Untermieter, einem Vietnamveteranen, die Miete erlassen hatte und er dafür nachts für ihre Sicherheit sorgen würde. Zunächst war Antonia der Gedanke an einen Fremden, der bewaffnet das Haus bewachte, unangenehm, doch immerhin konnte sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder durchschlafen.
Als sie sich erholt hatte, bewarb sie sich an der Fachschule für Tiermedizin in Texas. Die Universität in North Carolina war ihr nicht weit genug weg, außerdem hätte Alan sie dort zuerst gesucht. Ihre Großmutter war lange Zeit die Einzige, die wusste, wo Antonia steckte. Erst als die Albträume nachließen und sie das Leben wieder genießen konnte, teilte sie auch ihren Eltern die neue Adresse mit.
Die Tatsache, dass sie in Texas lebte, war nun also wohl durch die Gerüchteküche zu Alan durchgesickert. Doch mehr würde er von ihrem neuen Leben hoffentlich nie erfahren. Mittlerweile musste sich sein Zorn ja auch gelegt haben – sonst hätte er sie nicht vier Jahre lang in Ruhe gelassen.
Dennoch lief ihr bei dem Gedanken an den seltsamen Telefonanruf heute Morgen ein Schauer über den Rücken. Gleich darauf ballte sie die Hände zu Fäusten. Es reicht, sagte sie sich. Du hast eine Alarmanlage, Sicherheitsschlösser und sogar Pfefferspray in der Handtasche. Wenn du dich von so einem läppischen Telefonanruf so ängstigen lässt, hat Alan noch immer die Kontrolle über dich. Und die Zeiten sind ja wohl vorbei. Du bist jetzt eine selbstbewusste Frau, die auf sich aufpassen kann.
Entschlossen wandte sich Antonia vom Fenster ab und ging zu Bett.
Als Daniel Sutton auf dem Nachhauseweg den Transporter der Tierklinik vor dem Moonstone-Café stehen sah, wendete er an der nächsten Kreuzung und bog in den Parkplatz des Cafés ein.
Erst als er den Zündschlüssel abzog, zögerte er. Benahm er sich nicht etwas kindisch? Zum einen wusste er nicht einmal, ob Antonia Campell wirklich im Café war – schließlich benutzte auch der Doc den Transporter. Zum anderen hatte er keine Ahnung, was er tun sollte, wenn er sie tatsächlich traf. Sicherlich war sie nicht allein, und selbst wenn … Er konnte sich kaum einfach zu ihr setzen, das fand sie bestimmt aufdringlich. Also blieb ihm nur übrig, einen anderen Tisch zu wählen und sie aus der Ferne zu beobachten. Aber bei seinem Glück würde sie sowieso gerade aufbrechen, wenn er hereinkam.
Im Umgang mit Frauen hatte er einfach keine Übung. Vor Lurleen war er nur mit einem einzigen Mädchen ausgegangen, und die
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