Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
ihrer Mutter zu zeigen, dass sie noch dran war.
Schließlich machte Elizabeth eine Pause und räusperte sich. Nun kommen wir also zum eigentlichen Grund des Anrufs, dachte Antonia.
“Ich habe gestern Alan getroffen. Im Club.”
Antonia zuckte zusammen und umklammerte den Hörer fester. Das Atmen fiel ihr plötzlich schwer.
Da sie schwieg, fuhr ihre Mutter fort: “Natürlich war es zunächst ein wenig peinlich.”
“Zunächst?”, wiederholte Antonia ungläubig. “Soll das heißen, danach hattest du mit dem Mann, der deine Tochter mehrmals krankenhausreif geschlagen hat, eine nette Unterhaltung?”
“Nun verdreh mir nicht das Wort im Mund. Ich konnte schließlich im Club keine Szene machen, sondern musste höflich sein.”
“Selbstverständlich.” Bitterkeit stieg in Antonia auf. Sich standesgemäß zu verhalten war für ihre Mutter natürlich das Wichtigste.
“Ich hab ihm nur zugehört, das ist alles. Aber er klang ehrlich, Antonia. Er hat sich geändert. Er sagte, er sei bei den Anonymen Alkoholikern gewesen.”
“Das freut mir für ihn”, gab Antonia kühl zurück.
“Er will dich sehen. Er möchte mit dir sprechen.”
“Auf gar keinen Fall!” Antonia dachte an den seltsamen Anruf, den sie am Morgen bekommen hatte, und ihr wurde eiskalt. “Du hast ihm doch nicht etwa meine Telefonnummer gegeben?”
“Nein, natürlich nicht. Was denkst du von mir?” Elizabeth zögerte, fuhr dann fort. “Dennoch solltest du ihn wenigstens anhören. Gib ihm eine Chance. Er will sich entschuldigen, mit dir wieder ins Reine kommen.”
“Danke, kein Bedarf.”
“Aber für ihn ist es wichtig.”
“Mom, das ist mir wirklich völlig gleichgültig.”
“Er möchte es noch einmal versuchen.”
“Ich bitte dich, Mom.”
“Es ist ihm Ernst damit, Antonia. Denk doch wenigstens darüber nach. Du könntest in dein altes Leben zurückkehren. Nach Hause kommen.”
“Ich will nicht so leben wie früher!”, rief Antonia. “Begreifst du das noch immer nicht? Ich tue hier das, was mir Freude macht, an einem Ort, der mir gefällt. Wieso glaubst du nur immer, ich wäre unglücklich oder würde einen Fehler machen, nur weil ich nicht so leben will wie du? Ich mag es so, wie es ist. Ich liebe mein Leben hier.”
“Aber Alan …”
“Ich verschwende keinen Gedanken an Alan. Und ich verstehe nicht, warum du es tust. Die meisten Mütter würden den Mann verabscheuen, der ihre Tochter so misshandelt hat.”
“Natürlich war es furchtbar, was er tat. Aber er hat sich geändert.”
“Das bezweifle ich. Alan kam immer reumütig nach Hause und flehte mich unter Tränen an, ihm zu vergeben, versprach mir hoch und heilig aufzuhören und alles wieder gutzumachen. Es hat nie funktioniert, und das wird es auch nie.”
“Aber er hat diesen Kurs besucht …”
“Mom, hör mir zu. Selbst wenn er ein völlig neuer Mensch wäre, ich würde ihn niemals wieder heiraten. Was ich jemals an Liebe für ihn empfand, hat er für alle Zeiten aus mir herausgeprügelt. Ich würde nicht zu ihm zurückkehren, selbst wenn er der letzte Mann auf Erden wäre. Falls er dich überredet hat, bei mir für ihn ein gutes Wort einzulegen …”
“Das hat er nicht. Er wollte nur wissen, wie es dir geht, was du so machst. Dann sagte er, wie leid ihm alles tut. Er hat mich zu gar nichts überredet. Was ich gerade gesagt habe – das waren meine Gedanken. Wenn er sich wirklich geändert hat …” Sie seufzte. “Ihr wart so ein schönes Paar.”
Antonia schloss müde die Augen. Das war typisch für ihre Mutter. Die Tatsache, dass Alan gut aussah und aus einer wohlhabenden, alteingesessenen Familie stammte, war für sie viel wichtiger als seine inneren Werte. Für ihre Mutter waren Alan und sie das perfekte Paar, weil sie im Country-Club eine gute Figur machten und gesellschaftlich angesehen waren. Über alles andere hatte sie großzügig hinweggesehen.
“Mom, was genau hast du ihm erzählt?”
“Ach, nur allgemeine Sachen. Er wollte wissen, ob du dein Studium in Houston abgeschlossen hast und wieder nach Virginia gezogen oder in Texas geblieben bist, ob es dir gut geht …”
Antonia runzelte die Stirn. “Woher wusste er, dass ich in Houston studiert habe?”
“Keine Ahnung. Aber das ist ja auch kein Geheimnis, oder? Das wissen doch viele unserer Freunde. Irgendjemand wird es ihm eben erzählt haben.”
Besorgt nagte Antonia an ihrer Unterlippe. Wenn ihre Mutter den Namen Angel Eye im Freundeskreis beiläufig erwähnt hatte, würde
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