Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
nicht mehr hatte sie sich in Gegenwart eines Mannes so unbeschwert gefühlt. Natürlich hatte sie nach der Scheidung von Alan Verabredungen mit Männern gehabt, doch es war ihr immer wie eine Art Pflichtübung vorgekommen. Etwas, das man tat, weil es eben dazugehörte. Deshalb achtete sie auch immer auf sichere Distanz.
Bei Daniel dagegen kam sie sich leicht und frei vor. Es war ein aufregendes Gefühl, aber auch etwas beunruhigend.
Sie plauderten weiter, bis das Essen serviert wurde. Auf einmal schien es genügend Themen zu geben. Nach dem letzten Bissen seufzte Antonia wohlig.
“Das ist etwas, was ich an Angel Eye besonders mag.”
“Unser Restaurant?”
“Ja, für eine Kleinstadt ist es hervorragend.”
Daniel grinste. “Ach, Sie wussten vorher nicht, dass Angel Eye eine Hochburg der Haute Cuisine ist?”
Antonia hob eine Augenbraue.
“Nun ja, vielleicht nicht gerade französische Küche, aber erstklassig, oder? Kein Vergleich mit dem Imbiss am Highway.”
“Herrje, den kann man wirklich vergessen, da war ich einmal und nie wieder.” Sie zögerte. Nach dem Essen gab es für sie keinen Grund, noch länger zu bleiben – leider. Es überraschte sie, wie ungern sie aufbrach.
“Tja … Ich sollte besser wieder in die Klinik fahren”, sagte sie ohne große Überzeugung.
“Hmm.” Daniel stand mit ihr zusammen auf. “Ich, äh …”
“Ich freue mich, dass wir uns wiedergetroffen haben.” Unvermittelt fiel Antonia in die alte Förmlichkeit zurück.
“Ja. Sagen Sie – Sie halten nicht zufällig selbst Pferde, oder?”
“Nein, ich lebe hier in der Stadt. Aber eines Tages möchte ich schon gern ein eigenes Pferd haben.”
“Also, wenn Sie mal reiten wollen, kommen Sie jederzeit vorbei.”
“Wirklich? Das ist sehr nett von Ihnen. Ich würde tatsächlich gerne zum Reiten kommen, wenn es für Sie wirklich okay ist.”
“Natürlich.” Er blickte sie intensiv an, und Antonias Puls beschleunigte sich. “Es würde mir sehr viel Freude machen. Wie wär’s mit Samstag?”
“Ich komme gern. So gegen zehn?”
Er nickte. “Fein.”
“Danke.” Antonia zögerte, streckte ihm dann die Hand hin.
Die Berührung seiner rauen, aber warmen Handfläche ließ ihren ganzen Arm kribbeln. Sie musste an den Kuss denken und spürte, dass sie rot wurde. Gleichzeitig bemerkte sie die neugierigen Blicke der anderen Gäste und zog hastig ihre Hand zurück.
“Bis dann”, sagte sie etwas zittrig und floh zur Tür. Ob er ihr wohl nachblickte? Besser, sie drehte sich nicht um, bei all den Schaulustigen. Samstag, sagte sie sich. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
Samstag.
4. KAPITEL
Antonia dachte wohl ein Dutzend Mal daran, Daniel anzurufen und die Verabredung abzusagen. Es war einfach verrückt, mit einem der Klinikkunden etwas anzufangen. Und das in einer Kleinstadt wie dieser. Daniel hatte natürlich recht gehabt. Als sie nach ihrer Mittagspause in die Klinik zurückgekehrt war, wussten bereits alle, wo und mit wem sie gegessen hatte. Angel Eye gönnte niemandem ein Geheimnis. Wenn sie eine Weile miteinander ausgingen, würde man sie sicherlich fragen, wann sie denn heiraten wollten. Und wenn es mit ihr und Daniel nicht klappte, müsste sie sicher ständig und jedem erklären, warum.
Und dass die ganze Sache zum Scheitern verurteilt war, daran gab es für Antonia keinen Zweifel. Sie wollte auf keinen Fall noch einmal heiraten, also kam sowieso nur eine lockere Beziehung infrage. Aber das ließ sich eben nicht in alle Ewigkeit ausdehnen. So oder so war es besser, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
Trotzdem brachte sie es nicht über sich, ihm abzusagen. Immerhin ging es ja nur um einen Ausritt. Wenn er sich dann tatsächlich mit ihr verabreden wollte, konnte sie immer noch Nein sagen. Und seltsamerweise war es Antonia wichtig, ihn wiederzusehen.
Als sie am Samstag zu seiner Ranch fuhr, trug sie wie immer Jeans und Stiefel, doch diesmal hatte sie sich sorgfältig geschminkt und statt des üblichen T-Shirts eine gut geschnittene Bluse gewählt.
Wie bei ihrem letzten Besuch klopfte sie an die Küchentür. Ein hoch gewachsener dunkelhaariger Teenager öffnete ihr. Er war überschlank mit ausgeprägten Wangenknochen, vollen Lippen und dunklen Augen. Wahrscheinlich der Schwarm aller jungen Mädchen in der Gegend, dachte Antonia.
“Hi, du bist bestimmt James.”
“Genau.” Er betrachtete sie neugierig und hielt ihr die Tür auf. “Kommen Sie rein. Sie wollen bestimmt zu meinem
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