Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
“Bei Ihnen vielleicht, aber ich war immer schon so. Cater ist beinahe an mir verzweifelt. Er hatte immer mehr Verabredungen als ich, dabei ist er ein Jahr jünger.”
“Ihr Bruder?”
Daniel nickte. “Ja, meine Familie ist eigentlich nicht auf den Mund gefallen, nur ich bin die Ausnahme. Das habe ich wohl von meinem Vater – die anderen kommen mehr nach meiner Mutter.”
“Ich habe Ihren Vater neulich kennengelernt. Sie haben recht, er ist nicht gerade redselig. Aber ich mochte ihn gleich.”
“Ja, er ist ein prima Kerl. Ein bisschen altmodisch, aber schwer in Ordnung.”
“Hey Daniel.” Die Serviererin kam mit gezückten Block an ihren Tisch. “Bleibst du hier sitzen?”
“Hi, Marlene. Ja, ich denke schon. Es ist ja viel los heute.”
“Genau.” Sie warf einen Blick auf Antonia und lächelte – etwas zu wissend für Daniels Geschmack. “Weißt du schon, was du essen willst?”
“Klar. Das panierte Schnitzel.” Daniel hatte die Speisekarte noch gar nicht gesehen, also nannte er ein Gericht, das es in Texas wohl in jedem Restaurant gab. “Und Eistee.”
“Geht in Ordnung.” Marlene betrachtete noch einmal nachdenklich Antonia und wandte sich dann ab.
Daniel seufzte. “Ich fürchte, bis zum Abend hat sich das rumgesprochen. Tut mir leid.”
“Was hat sich rumgesprochen?”
“Dass wir zusammen zu Mittag essen. Allerdings werden wir spätestens heute Nachmittag bereits verlobt sein.”
Antonia hob die Augenbrauen. “Nur weil wir am selben Tisch sitzen?”
“Dies ist eine Kleinstadt, Lady. Außer Klatsch gibt’s hier nicht viel Abwechslung, und jeder kennt jeden, bis ins Detail.” Er setzte ein schiefes Lächeln auf. “Ihnen hat doch bestimmt auch schon jemand erzählt, dass ich geschieden bin, einen Sohn habe, drei Brüder und …”
“… eine Schwester”, unterbrach ihn Antonia lachend. “Ja, Rita Delgado hat mich informiert.”
“Sehen Sie? Hier gibt es keine Geheimnisse. Aber noch schlimmer finde ich, dass die Leute alles so lange ausschmücken, bis es mit dem tatsächlichen Ereignis kaum noch Ähnlichkeit hat.”
Sie blickte ihn fragend an.
“Warten Sie’s ab, bei Junggesellen ist es besonders schlimm. Und bei Neuankömmlingen. Zusammen sind wir das Ereignis des Monats.”
“Aber es macht Ihnen wohl nicht so viel aus, oder? Schließlich leben Sie immer noch hier.”
“Klar, und das sehr gerne. In der Großstadt würde ich wahnsinnig werden. Cater schwärmt mir immer von Austin vor, aber wenn er es wirklich so toll findet, wieso hat er sich dann hier ein Haus gekauft und lebt die halbe Zeit in Angel Eye?”
Antonia lächelte. “Ich mag das Städtchen auch sehr.”
“Also werden Sie bleiben?”
Sie nickte. “Ja, ich denke schon. So lange die Rancher nicht protestieren, weil sie keine Frau als Tierarzt wollen.”
“Welcher Idiot würde denn so was tun?”, fragte er mit blitzenden Augen. “Solche Machos leben hier bestimmt nicht.”
“Ach, ich habe schon welche getroffen”, gab Antonia zurück.
“Na ja, es ist wohl nicht jeder so aufgeschlossen und tolerant wie ich.”
“Schade eigentlich, nicht?”
Marlene trat an den Tisch, um Daniels Eistee zu servieren. Danach rückte sie am Nebentisch einen Stuhl zurecht und sortierte die Zuckertütchen. Daniel blickte zu ihr hinüber, zwinkerte dann Antonia zu. Sie grinste. Marlene gab sich ganz offensichtlich Mühe, etwas von ihrer Unterhaltung mitzuhören.
Sie schwiegen eisern, während Daniel seinen Tee süßte und umrührte. Schließlich gab die Serviererin auf, zumal ein anderer Gast sie ungeduldig heranwinkte.
Doch auch nachdem sie gegangen war, kam das Gespräch nicht wieder in Gang. Die Stille wurde peinlich. Antonia fiel nichts ein, was sie sagen konnte, Daniel rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.
“Darf ich neugierig sein?”, fragte er schließlich. “Sie haben erzählt, wie Sie in Angel Eye gelandet sind, aber wie wurden Sie von der Debütantin zur Tierärztin?”
“Dank der Pferde”, antwortete Antonia bereitwillig. “Das Reiten gehört in der gehobenen Gesellschaft Virginias noch immer zum guten Ton. Unsere Schule hatte sogar einen eigenen Stall, und auf dem Stundenplan stand Reitunterricht. Es war das Einzige, was mir Spaß gemacht hat. Ich war eine typische Pferdenärrin – jede freie Minute im Stall. Daher bin ich auch dem Tierarzt auf Schritt und Tritt gefolgt und habe ihn Löcher in den Bauch gefragt. Das hat ihn entweder beeindruckt oder so genervt, dass ich schließlich in
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