Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
würden.”
“Zu Ihnen?” Vor solchen Einladungen hatte ihre Mutter sie immer gewarnt. Aber es war nichts Anzügliches, keine Anspielung in McCalls Vorschlag angeklungen. War dieser kleine Stich, den sie nun spürte, etwa Enttäuschung?
“Vertrauen Sie mir immer noch nicht?” Er blickte sie schief an. “Keine Angst, Kleine. Sie sind wahrscheinlich jung genug, um meine Tochter zu sein.” Als keine Antwort von ihr kam, fuhr er fort: “Ich kann hier nicht den ganzen Tag herumstehen. Ob Sie es glauben oder nicht – ich habe auch ein oder zwei Sachen zu erledigen. Ich hole Sie dann also morgen früh ab.” Damit drehte er sich um und ging brummend davon.
“Warten Sie!”, rief Ellie ihm hinterher. Vertrauen? Ha, sie würde ihn nicht aus den Augen lassen! Was wäre, wenn er einfach nicht wieder auftauchen würde?
Wahrscheinlich jung genug, um meine Tochter zu sein … Was sollte das denn?
Im Gehen wandte er sich zu ihr um und bellte ungeduldig: “Kommen Sie jetzt oder nicht?”
“Ich komme!”, rief sie und rannte ihm hinterher. Er ist gar nicht so viel älter als ich, dachte Ellie, aber er schafft es, dass ich mich wie ein Kind fühle! Als sie ihn eingeholt hatte, meinte sie überhöflich: “Entschuldigen Sie, aber ich muss dem Kapitän Bescheid geben, dass ich das Schiff verlasse. Und meine Sachen holen.”
Überrascht sah McCall sie an. “Wieso? Das hat doch noch Zeit.” Sie blickte ihn nur schweigend an. Da fiel endlich der Groschen bei ihm, und er trat einen Schritt auf sie zu. “Ich verstehe. Sie trauen mir nicht genug, um zu mir nach Hause zu kommen, aber noch viel weniger, um mich aus den Augen zu lassen.”
Als er einen weiteren Schritt auf sie zutrat, sodass seine verschränkten Arme beinahe Ellies Brust berührten, pochte ihr Herz wie wild. Ihre Augen waren auf der gleichen Höhe wie sein Kinn, das von Stoppeln übersät war. Rasch senkte sie den Blick und sah auf seine bronzefarbene Haut. Im Ausschnitt des grellen Hawaiihemds zeigten sich sonnengebleichte Härchen. Waren da nicht auch schon ein paar graue dabei?
“Jetzt hören Sie mal zu”, knurrte er ungnädig, “und zwar gut. Ich sage es nur einmal; schließlich muss ich an meinen Ruf denken. Auf meine eigene Art und Weise bin ich ein ehrenhafter Mann. Es gibt manche Sachen, die ich – aus rein egoistischen Gründen – nicht tue. Sie, Kleine, sind verheiratet, und es würde mir nicht einmal in den Sinn kommen, es mit Ihnen zu versuchen. Das Gleiche gilt fürs Schummeln beim Kartenspielen. Es bringt ein sorgenfreieres Dasein mit sich. Leben und leben lassen, verstehen Sie? Keine Strapazen, das ist mein Motto. Ach, und noch etwas. Ich halte auch stets mein Wort. Schließlich habe ich Ihnen sogar meine Hand darauf gegeben!”
Ellie, die dieser Ausbruch verwirrte, holte tief Luft und entgegnete: “Nun, aber ich habe nur Ihr Wort.”
McCall lachte laut auf, was sie noch mehr verunsicherte. Dann trafen sich ihre Blicke. Mein Gott, was für blaue Augen er doch hat, dachte sie, so klar und ehrlich.
“Da haben Sie natürlich recht”, meinte er, immer noch amüsiert.
“Es tut mir leid”, murmelte Ellie.
“Also, kommen oder bleiben Sie?”
“Ich komme zu Ihnen. Aber ich muss noch immer meine Sachen holen.”
“Das können wir auch später machen. Es ist sowieso kein Platz mehr im Auto. Einverstanden?”
“Einverstanden”, erwiderte Ellie sanft.
5. KAPITEL
McCalls Haus war nicht das, was Ellie erwartet hatte. Anstatt der Hütte ohne Fenster, die sie sich vorgestellt hatte, stand sie vor einem strohgedeckten steinernen Haus, das auf einer Klippe außerhalb der Stadt lag. Zugegebenermaßen war es hier und da ein wenig schief und wirkte etwas ungepflegt und exzentrisch. Aber ganz wie sein Besitzer besaß es einen gewissen Charme.
Allein bei dem Gedanken an Charme blieb Ellie fast die Luft weg. Sie musste sich wirklich zusammenreißen!
McCall parkte den Käfer vor den Stufen, die zum Haus führten. Der Staub des nicht asphaltierten Weges wehte zum Autofenster herein.
“Macht es Ihnen etwas aus, gleich eine Ladung mit hoch zu nehmen?”, fragte er und wies erklärend auf die Bilder im Wagen.
“Nein, gar nichts”, erwiderte Ellie, stieg aus und begann, sich einige der Leinwände unter die Arme zu klemmen.
“Nehmen Sie lieber diese hier”, meinte er und reichte ihr ein paar aus dem Auto. “Ich komme gleich nach, die Tür ist offen.”
“Okay”, erwiderte Ellie.
Oben kam sie auf eine Veranda. Das Dach spendete einen
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